An der A94 Richtung Passau kurz vor der Ausfahrt Dorfen kam es zu einem Unfall: Ein Pkw ging in die Leitplanke, ein Transporter fuhr auf und legte sich auf die Seite. Die nachfolgenden Fahrzeuge nutzten die dritte Spur, um an den Havarierten vorbei zu fahren. Eine Minute früher hätte ich es auch noch geschafft. Doch es traf ein Feuerwehrfahrzeug ein und blockierte sofort die Ausweichspur. So konnte ich den weiteren Ablauf aus der ersten Reihe beobachten. In kurzer Zeit trafen ein Notarztfahrzeug, drei weitere Feuerwehren, zwei Einsatzleitungs-Pkws und zwei weitere Notarztwagen ein. Alle stellten fest, dass Personen nicht verletzt waren. Rund 40 Feuerwehrleute standen herum. Nach 25 Minuten erreichte das erste Polizeiauto die Unfallstelle. Ein paar Minuten später folgte das nächste. Der Unfall wurde aufgenommen. Offensichtlich obliegt es der Polizei, Abschleppfahrzeuge anzufordern. Das geschah aber erst nach einer weiteren halben Stunde.
Inzwischen bildete sich durch die Totalsperrung ein Stau von vielen Kilometern. Ich versuchte, einen Polizisten zu überzeugen, die dritte Spur frei zu geben, damit die Fahrzeuge geordnet weiterfahren könnten. Doch der Beamte meinte, das wäre für die Leute der Bergung viel zu gefährlich. Die Strecke blieb gesperrt. Nach eineinhalb Stunden trafen zwei Abschleppwägen ein. Sie luden je ein Unfallfahrzeug auf. Von den Feuerwehrleuten wurde dazu niemand benötigt. Ihre einzige Tätigkeit bestand darin, Verkehrshüte auszupacken, anzuordnen, sie wieder einzuräumen, sie wieder aus dem Fahrzeug zu holen und am Ende eine Ableitung zu markieren.
Zwischenzeitlich traf ein Spezialfeuerwehrfahrzeug ein, das ein Umleitungsschild trug, dessen Pfeil aber nicht dorthin zeigte, wo der Verkehr laufen sollte, wenn eine Spur freigegeben würde. So verließ es die Unfallstelle, bevor der Verkehr wieder aufgenommen wurde. Auch die übrigen Feuerwehrfahrzeuge zogen ab. Ein Spezialreinigungsfahrzeug zur Beseitigung von ausgelaufenem Öl stellte fest, dass es auch keine Arbeit hatte und fuhr weiter. Nur die beiden Abschleppfahrzeuge blockierten mit einem Polizeiwagen die linke Spur. Es wurde beim Aufladen des Lieferwagens entdeckt, dass er einen kleineren Anhänger geführt hatte. Für dessen Bergung musste ein dritter Abschleppwagen angefordert werden. Doch so lange sollte der Verkehr nicht warten müssen. Er stand immerhin schon zwei Stunden. Der volkswirtschaftliche Schaden bei den Wartenden: ca. 2000 Stunden.
Das Rettungswesen auf Bayerns Autobahnen muss überarbeitet werden. Einerseits sollte das erste eintreffende Fahrzeug erst die Verstärkung bzw. die Art der Rettung anfordern. Es ist nichts auszusetzen, wenn ein Notarztwagen auf Verdacht geschickt wird. Denn hier geht es bei der Rettung um jede Minute. Aber die Masse der Rettungsfahrzeuge war wirklich überflüssig. Sie hatten aber die Wichtigkeit ihres Einsatzes unterstreichen wollen, und die Totalsperrung des Verkehrs wurde dazu verwendet. Es wird auch nicht wirtschaftlich gedacht: Die Einsatzfahrzeuge verursachen Kosten. Irgend jemand muss sie übernehmen. Wahrscheinlich die Versicherung des Unfallverursachers.
Ebenso schlimm zählt die Tatsache, dass weder Polizei noch Feuerwehren bemüht waren, den Verkehr so schnell wie möglich wieder fließen zu lassen. Wenn Abschleppfahrzeuge auf einer voll befahrenen Autobahn Fahrzeuge auf der Randspur bergen, unterliegen sie einem viel höheren Risiko, denn Lkws donnern vorbei und Pkws fahren mit bis zu 200 km/h. Wen sollten vorbei rollende Fahrzeuge an dieser Unfallstelle gefährden? Der Polizist fällte eine krasse Fehlentscheidung, den Verkehr nicht vorbei leiten zu lassen. Dafür muss sich niemand bei den Wartenden entschuldigen. Sie können doch wirklich nichts für den Unfall, werden aber wie Schuldige bestraft. Ein solch lapidarer Unfall müsste in einer halben Stunde beseitigt sein. Alle Fahrzeuge haben Funk und Telefone, die Insassen Handys. Eine Kommunikation ist möglich und nötig. Die Einsatzleitung der Feuerwehr muss ein Abschleppfahrzeug anfordern können, gerade wenn die Polizei von weit her kommt. ek