Die Medizin durchlief in der Covid-19-Pandemie auch einige Irrtümer. Zunächst wurde behauptet, Masken brächten keinen Schutz vor Infektion (so lehnte Spahn mehrere Masken-Angebote im 1. Quartal 2020 ab). Dann galten Kinder als immun gegen Infektionen. Die Symptomlosigkeit des Krankheitsverlaufs wurde mit Unansteckbarkeit verwechselt. Darüberhinaus wurde eine hohe Übertragbarkeit von Sars-CoV-2 über Türklinken, Aufzugsdrücker und Tischflächen ausgegeben. Mittlerweile wissen wir, dass das Virus an sich schnell austrocknet und diese Gefahren nicht groß sind.
Es gibt aber auch eine Bewegung in der Medizin und Forschung, die die Nebenwirkungen von Impfungen dramatisieren. Manches geht schon bis Fake-News wie etwa das Unfruchtbarwerden durch die BionTech-Impfung. Es müsste heute klar herausgestellt werden, dass auf kurz oder lang jeder Nicht-Geimpfte sich mit dem Sars-CoV-2-Virus infizieren wird, insbesonders wenn zur Normalität nach einer Durchimpfung von 80 % der Bevölkerung übergegangen wird. Die Impfung ist tausendfach harmloser als die Infektion. Nur bei Kindern stellt sich die Abwägungsfrage, da sie in der Regel einen sehr leichten Verlauf zeigen.
So bleibt die Frage, wie es zu einem schweren Verlauf bei Jugendlichen, ja allen Personen unter 40 kommen kann. Hier gab es erste Vermutungen, wie Adipositas (Fettleibigkeit), die aber noch nicht wissenschaftlich bewiesen sind. Doch die mittlerweile größere Zahl von Patienten unter 40 gibt ein Feld für die Wissenschaft, das sicherlich noch dieses Jahr klare Befunde bringen wird. Es sind wahrscheinlich innere Schwachstellen, die in diesem Alter überlicherweise noch nicht entdeckt werden oder eine bestimmte Komponente des Immunsystems, das überreagiert.
Noch rätselhafter nimmt sich „Late Covid“ aus, also eine Schwäche über Monate. Sie kann selbst sehr agile Personen treffen. Der Infektions-Verlauf muss nicht schwer sein. Es gibt den Hinweis, dass sie eine Folgeerkrankung nach der Sars-CoV-2-Infektion sei. Eine spezifische Art der Encephalitis wurde bereits ausgemacht. Es könnte aber auch sein, dass Sars-CoV-2 bei diesen Personen ins Gehirn eindringen konnte und ein interner Kampf mit dem spezifischen Immunsystem des Gehirns sich über diese „Late-Covid-Symptome“ zeigt. Doch es ist klar, dass sich dies nur im Gehirn als Austragungsort abspielt, vergleichbar MS oder der Autoimmun-Encephalitis. Gerade hat Bundesforschungsministerin Karliczek dazu eine Förderung der Forschung in Höhe von 5 Mio € ausgelobt. Doch es stellt sich schon die Frage, wie die Hunderte von Forschungsthesen mit so wenig Geld ans Ziel kommen wollen.
Immerhin sind bisher mehr als 350.000 Deutsche davon betroffen. Weltweit muss der Faktor 20 angesetzt werden. Es lohnt sich also, auf die EU und vor allem Nordamerika zu blicken. Die 5 Mio € würden immerhin genügen, ein internationales Symposium einzuberufen, bei dem alle Theorien und Thesen vorgetragen werden. Vielleicht bringt eine auch schon einen Beweis des Verlaufs? ek