So etwas hat es auch noch nie gegeben: die Ministerpräsidenten aller deutschen Länder und die Bundeskanzlerin beschließen einstimmig, dass der Gründonnerstag in diesem Jahr ein Feiertag sein soll. Dass dies juristisch nicht möglich ist, merkten die übernächtigten Politiker erst nach einem tiefen Schlaf. Und Angela Merkel ruderte kräftig zurück. Aber die Blamage bleibt. Unter den Ministerpräsidenten befanden sich einige Juristen wie z.B. Markus Söder. Aber offensichtlich liegt die Ausbildung schon länger zurück. Sei’s drum, jetzt haben wir ein „normales Ostern“ zurückbekommen. Die Leute werden sich nicht mehr so einschränken wie beim 1. Ostern unter Lockdown, wo keiner verreisen wollte und auch nicht konnte. Hotels und Gaststätten bleiben geschlossen. Aber das war schon seit längerem klar.
Die Inzidenzen sind wieder so hoch, dass der Lockdown nach Ostern weitergehen wird, so absurd Geschäftsschließungen auch sind. Wir können davon ausgehen, dass der ganze April geschlossen bleibt, also alle, die jetzt betroffen sind, werden dies auch weiter sein. Vielleicht ermutigt der Alleingang des Saarlandes andere Bundesstaaten zur Öffnung. Aber das dürfte Wunschdenken bleiben. Womöglich übersteigen die Inzidenzen dort über Ostern die 100er-Grenze und aus der Öffnung der Gastronomie wird dann wieder nichts. Warum werden Schnelltests nicht konsequent genutzt, temporäre Ereignisse wie Familienfeiern, Tagesseminare, Präsenz-Sitzungen für 6 Stunden zu ermöglichen? Was in Tübingen geht, kann doch auf jeden Ort übertragen werden.
Doch für das Testen ganzer Unternehmen fehlt der Nachschub an Schnelltests. Noch dazu bringt ein Test pro Woche nicht viel. Würden drei vorgenommen: Montag, Mittwoch und Freitag, kostet dies 60 € pro Mitarbeiter und Monat. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein positives Ergebnis unter 100 Mitarbeitern auftritt, läge zur Zeit bei 0,4 pro Monat. Hier wird offensichtlich Geld verbrannt, abgesehen vom Zeitaufwand. Mit Masken und Abstand inkl. Homeoffice wird schon so viel erreicht als nötig. Es ist richtig, bei der Einreise aus dem Ausland einen Negativtest zu fordern. Doch alle durchzutesten, bringt zu wenig im Vergleich zum Aufwand. So richtet sich der Blick von Politik und Wirtschaft auf die Impfungen. Immerhin haben wir bereits eine Quote von 14 % geschafft. Bayern liegt auf Platz 4 unter den Bundesländern. Wenigstens sollen nun alle Hausärzte Deutschlands nach Ostern mitimpfen. Auch wenn sie nur ein kleines Kontingent pro Praxis erhalten, die Summe zählt. Pro Woche könnte 1 % Geimpfter hinzukommen. Investigativ-Journalisten entdeckten ungenutzte Impfdosen in fast allen Bundesländern. Es wurden 3 Mio. errechnet. Die Hausärzte würden sie binnen eines Monats verimpfen. Ab April sollen die Lieferungen der Impfstoffhersteller steigen. AstraZeneca hat Millionen an Dosen in Italien gebunkert, deren Herausgabe die EU nun fordert. Bis Ende April könnten all die geimpft sein, die eine Infektion mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht überlebten – gesteuert von den Hausärzten. Dann wäre das „intelligente Impfen“ erreicht!
Doch die Politik wird nicht so schnell den Mut haben, von Inzidenzwerten abzugehen und noch nicht die Belegung der Covid-19-Stationen in den Krankenhäusern als Maßstab gelten zu lassen. Diese ungeheure Trägheit wird die Wirtschaft weiter extrem belasten. Auch von der Wissenschaft kommen diese Empfehlungen nicht. Die IHK gibt ganz offen zu, dass sie sich zu medizinischen Punkten nicht äußern will. Das Hotel- und Gaststättengewerbe hat nicht genügend Lobbykraft in der Politik. Völlig unnütz wird der Lockdown so bis Pfingsten durchgezogen. Dabei werden sich im Mai die verfügbaren Impfdosen vervielfachen. Die Impfzentren werden von ihrer Schwerfälligkeit und Bürokratie nicht abrücken können. Eigentlich gehören sie völlig umorganisiert.
So wurden von investigativen Journalisten des Bayerischen Rundfunks (!) noch viele 80-Jährige entdeckt, die Anfang April noch nicht geimpft sind. Es drängen sich in Impfzentren Junge vor, die sich durch ihren Beruf priorisieren lassen. Es wird in Kategorien gedacht, die mit dem „intelligenten Impfen“ nichts zu haben. Noch dazu ist der Durchsatz zu gering. Wenn nun aber die Hausärzte unbürokratisch hinzu mpfen, werden viele Gelistete in den Impfzentren nicht mehr antreten. Das Chaos ist schon absehbar. Ob der Mut zu Überbuchungen der Impfzentren kommen wird? Sollte er ausbleiben, wäre es am besten, die Impfzentren zu Pfingsten zu schließen. ek