Der Druck auf die Politiker wird immer größer, Geschäfte und Kultureinrichtungen wieder zu öffnen. Die rigiden Beschränkungen passen nicht zur freien Wirtschaft und zu Demokratien. Schon gar nicht in einem Jahr mit vielenWahlen und gar zum Bundestag. Wer jetzt zu schnell öffnet, befällt die Angst vor der 3. Welle. Wen die Gerichte mit ihren Öffnungen überholen, bekommt den Spott des politischen Gegners. So schwenkte letzte Woche sogar die Bundeskanzlerin ein. Vielleicht werden Überlegungen zum „intelligenten Impfen“ mittlerweile auch in Berlin angestellt? Sie sind ja so einfach, dass jeder Impfexperte darauf kommen müsste. Ihre Schwierigkeit liegt nur in der konsequenten Ausführung.
Wer nun Priorisierungen beim Impfen in Frage stellt, hat vom „intelligenten Impfen“ noch nichts gehört oder zumindest verstanden. Ohne die Hausärzte geht es nicht. Die Krankenkassen haben nicht das umfassende Datenmaterial. Ihnen fehlt das gelebte Bild des Patienten. Übergewicht findet sich nicht in den Akten, solange keine Behandlung nötig ist. Womöglich würde von den Krankenkassen ein Programm zur Auswertung der Akten gefordert. In unserem Super-IT-Land würde das dann bis zum Sommer brauchen. Bis dahin bliebe der Blindflug nach Alter oder Gefährdung, also eine Lücke im Impfstoff, die einfach nicht zu schließen ist.
Die Kitas sind zum Normalbetrieb zurückgekehrt. Tests können hilfreich sein. Aber ihre Ungenauigkeit bei der Ausführung durch Laien und die begrenzte Verfügbarkeit bzw. zu große Testintervalle schaffen nur eine dämpfende Wirkung in der Statistik. Das gilt auch für die Schulen. So kann bei „intelligentem Impfen“ erst Anfang Mai ein kompletter Präsenzunterricht stattfinden. Auf jeden Fall sollten alle Personen mit Symptomen präventiv in Quarantäne gehen. Womöglich wird der Test erst nachgezogen. Und die Maskenpflicht wird uns bis zum Schuljahresende begleiten. Der Sommer erleichtert das Lüften. Wer UV-Leuchten installierte oder Luftfilteranlagen aufstellte, kann sie im nächsten Winter noch gut gebrauchen.
Um so mehr alle EU-Länder dem „intelligenten Impfen“ folgen, um so schneller werden die Grenzen wieder geöffnet, wird Tourismus wieder möglich werden. Die Abstände an den Stränden sind freilich beizubehalten. Der Sommer 2020 wird sich also wiederholen. Nicht aber der Herbst: Bis dahin sollen ja Impfwilligen ihre Pieks bekommen haben. Das erfordert aber nochmals mehr als eine Verdoppelung der Impfdosen im Mai 21. Ungeklärt bleibt, was mit den Überbestellungen an Impfstoff geschehen soll. Werden sie auf 2022 vorgetragen? Wir können davon ausgehen, dass eine einfache Nachimpfung jährlich benötigt wird. Und das weltweit. Da lassen sich die überzähligen Dosen leicht verteilen. ek