Die deutsche und besonders die bayerische Industrie ist stark besorgt um die Energiewende. Nächstes Jahr wird Isar II, das letzte deutsche aktive Atomkraftwerk, abgeschaltet. Bis 2038 soll auch alle deutsche Kohlekraftwerke dieses Schicksal ereilen. So fordert die Industrie den Ausbau erneuerbarer Energien, v.a. der Windkraft. Doch die Windkraftwerke haben mittlerweile so viele Gegner, dass den Bürgermeistern der Mut ausgeht, sie in ihren Gemeinden voranzubringen. In Bayern kommt noch die 10-h-Regel dazu, also der Mindestabstand zu Siedlungen muss mindestens das 10-fache der Höhe des Windrads betragen, es sei denn der Gemeinderat beschließt eine kürzere Entfernung. Doch in anderen Bundesländern lahmt der Windenergieausbau ebenso.
Auch Wasserkraftwerke stoßen auf große Widerstände, sogar bei den Grünen. So denkt Wirtschaftsminister Aiwanger letzte Woche im Wirtschaftsbeirat, dass das von der TU München neu entwickelte Schachtkraftwerk so schnell nicht gebaut wird. Er wäre schon froh, wenn die jetzige Leistung der Wasserkraft durch Instandhaltung erhalten würde. Die Geothermie wird gerade entdeckt, doch zur Stromerzeugung eignet sie sich weniger. Ihre Domäne ist die Fernwärme. Auch der Photovoltaik sind Grenzen gesetzt: sowohl in der Landschaft als auch von der Wirksamkeit. Im Winter bringt sie viel zu wenig Strom. So gilt sie als nicht grundlastfähig.
Windkraft auf hoher See hat keine Gegner. Hier weht auch immer der Wind rund um die Uhr. Doch die zwei Stromtrassen in den Süden kommen nur schleppend voran. Es könnte 2030 werden, bis beide fertig gestellt sind. So wird Strom aus dem Ausland eingekauft werden müssen. Aiwanger freut sich, dass Irsching wieder läuft. Das Gaskraftwerk galt wegen der hohen Gaspreise als unwirtschaftlich. Nun wird mit Steuergeldern nachgeholfen. Damit stoßen wir auf ein weiteres Problem der Energiewende: der Preis pro KWh. Die Industrie braucht niedrige Strompreise, um international konkurrenzfähig zu bleiben. So ist die Stahlherstellung in Deutschland auf der Kippe. Als Credo folgt, dass der Strom für die Industrie subventioniert werden soll. Also nicht nur eine Befreiung von der EEG-Umlage.
Allmählich beginnen Politik und Wirtschaft auch den zusätzlichen Strombedarf zu errechnen, der durch Elektromobilitätsausweitung und klimaneutrale Produktion z.B. in der Chemie nötig werden. Die ersten Hochrechnungen sehen eine Verdoppelung des Strombedarfs vor, je nachdem wie schnell diese Transformation angegangen werden soll. Wasserstoff als Lösung? Auch wenn die Bundesregierung gerade 6 Mrd. € in seine Erforschung und seinen Ausbau steckt, er wird ein Nischenprodukt bleiben. Selbst bei katalytischer Herstellung kommt er zu teuer, sowohl für den Verkehr im großen Stil, als auch für die Stromerzeugung. Er wird ein Nischenprodukt bleiben, z.B. für die grüne Stahlherstellung.
Jeder, der 1 + 1 der Lage zusammenzählt, kommt deshalb auf Gas für die Energiegewinnung der Zukunft. Dazu ist Nordstream II gebaut worden. Im CO2-Ausstoß liegt Erdgas bei einem Zehntel der Kohleverbrennung. Der Steuerzahler wird also im großen Stil zur Kasse gebeten. Einziger Ausweg: die Kernfusion, die noch dieses Jahr den Probelauf bestehen soll. Doch die Politik glaubt noch nicht daran. ek