Eine intelligente Impfstrategie

Februar 24, 2021

Die Forderung von Lockerungen wird so stark, dass die Politik sie nicht länger verhindern kann. Wie in der letzten Wolnzacher Woche dargelegt, werden die Gerichte Geschäftsschließungen aufheben, da sie unverhältnismäßig sind – unter Einhaltung der Hygienestandards. Gesundheitsminister Spahn will nun kostenlose Tests für alle zur Verfügung stellen. So hofft die Regierung, alle Infizierten direkt zu ermitteln. Die Nachverfolgung mit Präventivquarantänen von Kontaktpersonen funktioniert nicht so umfassend wie epidemiologisch nötig. Allerdings muss der Infizierte in Quarantäne gehen, während ein PCR-Test das Ergebnis absichern soll. Wer Symptome aufweist, geht ja leichter in Quarantäne als die, die sie nicht haben. Auch hier besteht also eine Bruchstelle der Eindämmung.

Schon wird überlegt, wie diese Tests in solchen Mengen verteilt werden können. Hier wird leider wieder staatlich gedacht: voller Bürokratie und viel zu schlecht vorbereiteter Einrichtungen. Es wäre viel billiger und effizienter, die bestehenden Verteilkanäle der Wirtschaft einzusetzen. Warum sollen Apotheken und Drogeriemärkte dies nicht schaffen? Auch Lebensmitteldiscounter und -filialisten hätten kein Problem, in einer Woche ganz Deutschland zu versorgen. Es soll eh jeder Test einen Euro Schutzgebühr kosten. Warum geben wir diesen Euro nicht an den Verteiler? Die würden auch mit dem Problem fertig werden, falls Spahn diese Mengen gar nicht vorrätig hätte – was noch keiner weiß.

Ebenso ist die Impfstrategie effizienter auszurichten. Nach den Pflegeheimbewohnern und deren direkten Betreuer und den sonst über 75-Jährigen sollten die geimpft werden, die besonders gefährdet sind wegen Herz-Kreislauferkrankungen, Behinderungen und Übergewicht. Warum lassen wir die Hausärzte nicht ihre Patienten überprüfen, wer da in Frage kommt? Die kennen die Gefährdeten wie kein Anderer. Sie können ihre Patienten noch in Normale, Gefährdete und Dringendste aufteilen und entsprechend die beiden letzten an die Briefeversender melden. Die Gefahr des Verfälschens ist kleiner als viele ahnen, zumal auch gewisse statistische Verteilwerte vorliegen.

Wenn nun alle wirklich Gefährdeten geimpft sind, prozentual sind das so viele wie Krankenhauseinweisungen zu Infizierten bestehen, dann kämen wir mit einer Impfquote von 10 % schon so weit, dass alle Befürchtungen, dass das Krankenversorgungssystem, sprich Intensivbetten, zusammenbrechen könnte, unbegründet wären. Zusammen mit den Antikörpermedikamenten werden schwere Verläufe unterbunden. Es gibt prinzipiell keine Toten mehr. Dann reichen die Produktionskapazitäten der Antikörper. Ideal wäre, sie schon hochzufahren nach erfolgreicher Studie 2a und nicht erst mit der Notzulassung. Alle Nicht-Geimpften würden sich zwar infizieren können, aber der Verlauf der Krankheit entspräche anderen Krankheiten. Die Durchseuchung würde die Impfgeschwindigkeit erhöhen. Ein Geheilter braucht keine Impfung bzw. kann zurückstehen.

Das Ganze könnte nächste Woche schon organisiert werden und bis Ende März hätten alle kritischen Bürger ihre Impfaufforderung bzw. erhielten ihre erste Impfung. Das wäre bis Ende April umsetzbar. Würde dies international genauso gehandhabt, dann reichen die Produktionskapazitäten an Impfstoffen. Es müsste nur die erste Impfung verabreicht werden, um auf Normalleben schalten zu können, also alle Schulen, Kitas, Geschäfte sowieso, aber auch Kultur und Fitnessstudios zu öffnen. Natürlich sollten weiter Masken getragen und Abstände eingehalten werden. Das macht doch jeder gerne zu seinem eigenen Schutz vor Symptomen und Quarantäne. Natürlich muss auch die zweite Impfung vorgenommen werden, aber da könnten bei den Gefährdeten auch mal 2 Wochen größerer Abstand liegen. So könnten die Vorräte besser für die Erstimpfung verwertet werden, wenn die Impfstoff-Versorgung berechenbar geworden ist.

Als Folge ändert sich das Kontrollelement der Inzidenzien pro 100000 Einwohner binnen einer Woche. Was dann nur noch zählen, sind die Krankenhauseinlieferungen, die Beanspruchung der Intensivstationen und die an Covid-19 Gestorbenen. Diese Zahlen sind natürlich voneinander abhängig, aber sehr gut erfassbar.
Allerdings liegen sie um zwei bis drei Wochen hinter den Infektionen, sind also ein Spätindikator. Allerdings geht es bei den Lockdowns nur um sie. Mit der neuen Impfstrategie werden diese Werte aber sehr niedrig bleiben. Hierzu sind die Schnelltests dann sinnvoll. Wenn wir heute beginnen, umzuschalten, dann werden wir spätestens Ende April die Wirtschaft flott bekommen. Die internationale Impfstrategie muss ebenso darauf eingestellt werden, um Tourismus zu ermöglichen. Das könnte bis zum Sommer geschafft sein. ek