Die Begrenztheit der Krise

Januar 18, 2021

Letzte Woche kamen tatsächlich Zahlen von 2020 auf den Tisch. Das Bundesamt für Statistik errechnete eine Verringerung des Bruttoinlandsprodukts von 5 % gegenüber 2019. Und Bundeswirtschaftsminister Altmeier bezifferte die Zahlungen für Kurzarbeit in 2020 auf 20 Mrd. Euro. Eigentlich müssten Wissenschaft und die Medien froh sein, dass diese Werte dann doch nicht so hoch ausfielen als angenommen/geschätzt. Der Rückgang 2008/09 war stärker. Die 20 Mrd. für Kurzarbeit offenbaren, dass der Lockdown die Wirtschaft doch nicht so lahmlegte als vermutet bzw. die Mitarbeiter doch nicht so krass traf. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit kann ebenfalls als moderat bezeichnet werden. Deutschland ist also besser durch die 1. Krise gekommen als befürchtet, wobei die staatliche Unterstützung im internationalen Vergleich sehr gut ausfällt. Nur die Zahlungen selbst müssen abgewartet werden können.

Beim Einkaufsmanager-Index – wohlweislich nur eine Befragung von Einstellungen/Meinungen – offenbarte sich bereits eine schnellere Erholung als 2008/09. Während manche Wirtschaftsexperten noch von einem U der Erholung ausgingen, also einem längeren Verweilen des Tiefstpunkts der Krise, und keiner ein V vorhersagte, also ein sofortiges Aufsteigen aus der Tieflage, traf genau aber dies ein. Wir könnten aber auch von einem Jojo-Effekt der Wirtschaft sprechen: die Wirtschaft findet fast selbstverständlich zur gewohnten Stärke zurück. Dieses V verlief 2020 wesentlich schmäler, also schneller als 2008/09. Die deutsche Wirtschaft steht also sehr stark da. Und das nach 10 Jahren des Aufschwungs, des kontinuierlichen Wachstums. Doch darüber freut sich kaum jemand. Vielleicht drückt schon die 2. Krise, der zweite Lockdown? Sicherlich ist es für Gastwirte unverständlich, wenn derzeit positive Stimmen zur Wirtschaftslage erhoben werden. Sie hoffen, dass sie bald wieder öffnen können. Tatsächlich sind die To-Go-Verkäufe erschreckend niedrig. Doch derzeit lassen die Inzidenz-Zahlen keine Lockerung zu. Die Abschlagszahlungen für den November-Ausfall laufen gerade an. Die endgültigen Entschädigungen kommen ab Februar. Und im Finanzministerium werden täglich die Bedingungen geändert, was die beantragenden Steuerberater verzweifeln lässt. Und zukünftige Betriebsprüfungen bei den Zuschussempfängern stehen unter hohem Risiko für Steuerberater und Klienten. Die nun Geretteten müssen mit einem weiteren Dolchstoss rechnen. Dabei werden sie aber nur für die Unfähigkeit der Verwaltung bestraft.

Für 2021 rechnen die Wirtschaftsexperten mit einem Wachstum von 3 Prozent, d.h. die Hälfte des Verlusts an Wirtschaftskraft wird wieder wett gemacht. Diese Schätzung ist sicherlich sehr vorsichtig, weil niemand verlässlich vorhersehen kann, wie die virologische Krise verläuft. Kommt es zu weiteren Mutationen, gegen die die Impfung nicht wirkt, dann stehen wir wieder ganz am Anfang, wenngleich die Anpassungen an die neuen Gegebenheiten in wenigen Monaten erfolgen könnte. Es wird deshalb zu keinem neuen Börsencrash kommen, wenngleich durch das immense „Gelddrucken“ aller Notenbanken das Finanzsystem noch labiler wird. Jeder Vertrauensbruch kann also zu einem Finanzcrash führen. Gut, dass Trump ihn nicht mehr verursachen kann. Die Vermehrung der Geldmenge führt aber unweigerlich dazu, dass die Vermögenden noch reicher werden. Ihr Vermögen steigt im Wert. Das fängt bei Immobilien an und geht bis zu Kryptowährungen. Das Allzeithoch der Aktien kommt aus der Geldmengenvermehrung und die Stimmung an den Aktienmärkten wird deshalb positiv befeuert. ek