Amazon war der große Gewinner des Lockdowns und der Pandemie. Es kauften über Internet viele Kunden ein, die zuvor diesen Weg nie beschritten. Das hält an. Die Deutsche Post feiert ein Rekordjahr dank des Transports der Päckchen von den Auslieferungslagern hin zu den Millionen von Haushalten. Und zu Weihnachten wird es rund gehen, werden die Lieferkapazitäten überschritten. Und das, obwohl der Einzelhandel in der 2. Welle geöffnet blieb! Das muss uns zu denken geben. Die Jugend war auch vor der Pandemie dem Online-Einkauf sehr offen. Bei jungen Haushalten gehört die tägliche Paket-Belieferung zur Normalität. Für Ältere, ohne Mobilität, gerade in Heimen, eröffnet sich eine neue Lebensqualität in Unabhängigkeit von Verwandten oder der Fahrt des Marktbusses zum Supermarkt einmal die Woche.
Diesen Trend zur Digitalisierung will nun auch der lokale Einzelhandel aufgreifen. Durch Zufall entstand ein Kontakt zu einem Programmierer in Siegen. Er begann vor Jahren mit der Programmierung eines Shops im Internet für seine lokalen Einzelhändler. Am Anfang machten nur 10 von ihnen mit, heute sind es über Hundert. Der anonyme Kunde bestellt alle Güter, die er frei Haus geliefert haben möchte. Ein lokaler Transporteur, zu Beginn eine Person mit Lieferwagen, fährt zum Händler, holt die abgepackten Bestellungen ab und bringt sie zum Kunden. Mit einer synchronen App werden sie über die Lieferung informiert, so wie es heute alle Paketdienste vornehmen. Über die Volks- und Raiffeisenbank wird bezahlt. Alle Kommunikation bis hin zur Rechnung erfolgt voll elektronisch. Wie eben bei Amazon.
Natürlich ist es am Anfang wichtig, ein interessantes Angebot im Netz zu bieten. Dazu ist z.B. der Edeka-Großhandel bereit. Wenn aber ein lokaler Einzelhändler, eben die Edeka vor Ort, sich dem Lieferverbund anschließt, tritt dieser Großhandel zurück. Es dominieren auch die Lebensmittel bei den Bestellungen, zumindest zu Beginn. Dazu rät der Anti-Amazon-Gründer, die Kühlung im Lieferdienst einzurichten. Aber das wäre dann schon die Perfektion. Der Radius des Services liegt erfahrungsgemäß bei 15 km. Für Wolnzach als Zentrum hieße dies, dass auch Pfaffenhofen, Geisenfeld und Mainburg eingeschlossen werden könnten. Für alle Kunden weiter weg können Abholstellen eingerichtet werden. Es gibt Besteller, die in Erinnerung an den Urlaub gewisse Spezialitäten wünschen. Ihnen werden sie per Post zugesandt, wobei die Postgebühren extra berechnet werden. Mittlerweile shat sich das System rund um Siegen eingespielt. Alle Seiten profitieren.
In Cham übernahm ein Steuerberater die Initiative. Seine Erfahrungen sind die Grundlage, diesen Lieferservice auch für Wolnzach zu erwägen. Gewerbeverbandsvorsitzender Nikolaus Schuster wohnte der Videokonferenz mit dem Siegener Pionier bei. Er findet es auch sinnvoll, wenngleich er diese Gründung persönlich nicht stemmen kann. Eigentlich sollte ein Vortrag dazu auf der Jahresversammlung des Wolnzacher Gewerbeverbands gehalten werden. Doch sie musste abgesagt werden. So wird in der nächsten Ausschusssitzung dieses Thema diskutiert werden. Eventuell könnte der Marktservice in der Anfangsphase beistehen?
Wolnzach steht also mal wieder im Brennpunkt der Entwicklung. Pfaffenhofen versuchte vor einigen Jahren eine Vorstellung des Angebots der städtischen Einzelhändler im Internet. Doch ohne Komplettleistung musste es scheitern. Damals wurde auch der Siegener Gründer gehört, doch die Reichweite seines Modells nicht erkannt. So wichtelt Pfaffenhofen im Advent – mehr auch nicht. Wolnzach sollte es richtig umsetzen: als Zentrum der Hallertau. ek