Die BioNTech-Impfung

November 16, 2020

Letzten Montag überraschte die Mainzer Firma BioNTech die Welt. Es konnte statistisch die Wirksamkeit ihres Impfstoffs gegen Sars-CoV-2 nachgewiesen werden. Das Verfahren verläuft folgendermaßen ab: Tausende von Patienten werden geimpft und eine gleich große Zahl von Probanden werden nur zum Schein geimpft. Nach sechs Monaten werden in beiden Gruppen die Zahl der an Covid-19 Erkrankten gezählt. Wenn nun die sog. Kontrollgruppe viel höhere Infizierte aufweist, kann nur die Ursache in der fehlenden Impfung liegen, wenn die Zufälligkeit gegeben ist. Dazu bedarf es vieler Orte, verschiedener Altersgruppen und sozialer Verhältnisse. Bei BioNTech wurden jeweils 22000 Personen verglichen.

Das sensationelle Ergebnis: Nur 10 % der Geimpften im Vergleich zu 100 % der Nicht-Geimpften infizierten sich. Damit ist der Impfstoff zu 90 % wirksam. Bei den 10 %, die trotz Impfung sich dennoch ansteckten, gelten also die Behandlungsformen der Krankheit bis hin zu künstlicher Beatmung weiter. Deshalb ist eine Verbesserung der Medikation immer noch sehr wichtig, z.B. die Behandlung mit Antikörpern. Bei den übrigen Impfstoff-Herstellern wird mit Ergebnissen Anfang 2021 gerechnet. BioNTech hat ein geniales Chef-Ehepaar türkischer Abstammung: Ugur Sahin und Özlem Türeci, beide hochintelligente Biotechnologie-Wissenschaftler. Die Brüder Dr. Thomas und Dr. Andreas Strüngmann finanzierten das Unternehmen, wobei sich andere Investoren anschlossen. Auch der US-Pharmakonzern Pfizer brachte viel Geld mit. Denn 50000 Probanden, deren Beobachtung und die Auswertung aller Daten erfordern hohe finanzielle Mittel.

Diese hohe Zahl kommt aber bei den Nebenwirkungen auch voll ins Spiel: Sie seien sehr gering und nicht häufig. Manche Probanden werden schon länger als 6 Monate beobachtet. Das stimmt sehr hoffnungsvoll für die Zulassung. Bei ihr muss deshalb nur noch die Einwandfreiheit der Datenermittlung und der statistischen Basis geprüft werden. Da die Durchführung der Tests in den Händen von unabhängigen Spezialfirmen liegt, ist kaum damit zu rechnen, dass die Daten nicht korrekt sind.

Damit kann der Impfstoff als gefahrlos im Kontrollzeitraum bewertet werden. Über Langzeitwirkungen kann noch nichts ausgesagt werden, also wie lange die Schutzwirkung anhält und ob im Laufe der Zeit nicht doch Nebenwirkungen auftreten. Doch darüber werden Wissenschaftler der ganzen Welt brüten und im Laufe der Impfungen wird weiter beobachtet. Für die Zulassung genügen die jetzt erhobenen Daten. Danach beginnt die 1000fach stärkere Realität. So sind keine älteren Personen aus Vorsichtsgründen getestet worden. Sie sollen aber als erste bei den Impfungen an die Reihe kommen. Hier muss sehr genau hingesehen werden. Doch die Genialität und Integrität von Sahin-Türeci bieten auch eine gewisse Expertise. Sie würden sonst die Impfung Älterer zurückstellen. Ganz Vorsichtige können sich ja später impfen lassen. Doch das Risiko, sich zu infizieren und einen schweren Verlauf der Krankheit zu erfahren, dürfte deutlich höher sein. ek