Am Freitag startete das Experiment, zuletzt genannt „Voiksfest“, ein Restvolksfest abzuhalten. Für die Kinder kamen zwei Karusselle zusammen, ein Bungee-Hüpfen und drei Buden z.B. zum Werfen auf Luftballons sowie ein süßer Laden mit Zuckerwatte. Die Buntheit der Stände ließ schnell die Illusion des Besonderen eines Volksfests aufleben. Am Marienplatz sollte mit diesen Schauelementen begonnen werden, quasi das Volksfest in die Ortsmitte gezogen werden. Das gelang aber kaum. Es kamen zwar Kinder, aber die Standinhaber sahen sich mehr als Samariter denn als überlebensfähiger Wirtschaftsbetrieb.
Die Aufteilung der Kinderebene floppe also. Vielleicht sollte mit den Marienplatz-Ständen eine Erinnerung an den ausgefallenen Kindertag geweckt werden? Am Volksfestplatz fanden sich zwei „Erwachsenen-Ebenen“: Speis und Trank. Die Familie Rauch, normal die Festküche, stand mit ihrem Angebot unscheinbar am Haupteinlass der Halle. Wären nicht doch Vorbestellungen getätigt worden, hätte auch dieser Angebotsstand gefloppt. Dafür wollten alle zum Stich. Die Reihen der Anstehenden waren lang, wobei sich die Kunden an die Abstandsregeln hielten und zur Warenannahme und Bezahlung ihre Masken aufsetzten.
Der Steckerlfischstand lief auch über die Stich-Kasse. Das ließe sich noch korrigieren, damit eine dritte Anstehreihe entstünde. Alles wurde in Tüten abgepackt. Das Essen vor Ort war nicht erlaubt, was aber einige nicht davon abhielt, auf „Ebene 3“ doch schon auszupacken. Ebene 3 ist die „Wally-Bar“, der Augustiner-Ausschank. Doch noch richtiges Volksfestgefühl kam in der starken Hitze auf: eine kühle Halbe in sich zu versenken. Mangels Tischen trat aber öfters das ein, was aus Hygienegründen vermieden werden sollte: Die Abstände zwischen den Gästen ließen sich nicht einhalten. Alle klüngelten vor oder in der Hütte mit den Gläsern in den Händen. Aus Corona-Schutz-Aspekt floppte also zeitweise auch diese Ebene, wenn gleich die Gäste dieses Ischgl am Volksfestplatz genossen. Endlich wieder Party.
Dass dies auch anders organisiert werden könnte, zeigte die Gegenveranstaltung am Brunnen bei der Urban Chestnut Brauerei. Da sie am Volksfestplatz nicht ausschenken durfte, lud sie dorthin die Wolnzacher zum frischen Brauereibier aus dem Fass ein. Als Blickfang schaffte Brauereiinhaber Kuplent grün gestrichene Fässer seiner Brauerei in St. Louis heran und garnierte sie zu einem Brauereiwagen, der nicht nur faszinierte, sondern auch noch Bierdurst einflößte. Der Chef war aus den USA angereist – mit negativem Test schnell dabei und auch selbst hinter dem Tresen, wenn es rund ging _ und zeigte sich mit dem Bierabsatz sehr zufrieden. Die Bewirtung kam vom Bürgerbräu-Biergarten, der durch die Brauerei-Garnituren fast zur doppelten Größe anwuchs. Hier achtete der Veranstalter auf die Abstandsregeln und Maskenpflicht beim Anstellen vor dem Tresen. Ja, das wäre es am Volksfestplatz gewesen.
Alle drei hätten sich dort gefreut: die Gäste, die Verköster und die Gesundheitsbehörde. Doch die Marktgemeinde schiebt den Schwarzen Peter ins Landratsamt: keine Volksfest-Stimmung dürfe aufkommen, keine Tische waren erlaubt, auch das Bier hätte „to go“ sein sollen – aber wie? Im Pappbecher? Die Genehmigungsbehörde hatte also die Hosen voll und so musste es schiefgehen. Wenn jetzt noch die „Wally-Bar“ vom Landratsamt geschlossen würde, dann muss das „Voiksfest“ als Riesenflopp in die Marktanalen eingehen. Dann hätte gleich alles an den Marienplatz gelegt werden können. Größere Fahrgeschäfte waren eh nicht gekommen wegen der zu knappen Öffnungszeiten. Und Anstellen hätte jeder überall haben können. ek