Letzte Woche machte Dexamethasone Schlagzeilen als 1. Medikament im Kampf gegen die Corona-Epidemie. Die davor gegen Covid-19 zugelassenen Medikamente entbehren klar nachgewiesener Wirksamkeit, dienen also mehr den Behandelnden als Hoffnungsberuhigung und den Patienten zur Ausprägung des sog. Placebo-Effekts, d.h. sie zeigen dann doch positive Wirkung, weil Patient und Arzt daran glauben. Jesus heilte so. Bei Dexamethasone freilich liegen objektivere Fakten vor. Es verhindert laut den Studien rund ein Drittel an Todesfällen aus Covid-19, und zwar wirkt es im letzten Teil des Krankheitsverlaufs, in dem der Patient nicht mehr ansprechbar ist.
Zugleich liegt darin auch die Begrenztheit von Dexamethasone. Die Wirkung kommt als Cortison-Produkt, als entzündungsdämpfendes Mittel. Es reguliert auch das Immunsystem nach unten. Aber haben nicht deshalb diese
Covid-19-Fälle einen starken Verlauf, weil ihr Immunsystem dem Sars-CoV-2-Virus unterlegen war? Auch das stimmt. Und nun muss dieses schwache Immunsysstem noch schwächer werden? Es sind Erkenntnisse aus Covid-19, die diesen Widerspruch aufheben. In dieser letzten Phase entwickelt auch das schwache Immunsystem eine überschießende Wirkung, d.h. ähnlich wie bei Autoimmunkrankheiten greift das Immunsystem gesunde Zellen an. Deshalb muss es „beruhigt“ werden, was per Summe ein Überleben ermöglicht.
Andererseits schafft diese Evidenz weitere Fragen, was Sars-CoV-2 bei diesen Patienten letztlich doch besiegte. Das Leben ist gerettet, nach mehreren Monaten wird der Patient aus der Klinik entlassen. Er gilt dann als geheilt. Doch aus Großbritannien kamen nicht nur die Studien über Dexamethasone, es forschen dort auch Professoren, inwieweit das Virus ins Gehirn gegangen ist. Dort kann es durch das normale (adaptive) Immunsystem nicht angegriffen werden, weil die Blutgehirnschranke ein normales Durchkommen der Lymphozyten verhindert. Eine Infektion der Neuronen wird vermutlich durch die Microgliazellen abgewehrt. Es bleiben aber viele Fragen dazu unbeantwortbar. So wird vermutet, dass gerade Infektionen die Entwicklung von Alzheimer befördern: Der Zelle wird es irgendwann zu viel und sie tritt in einen chronischen Entzündungszustand ein.
Es kann also sein, dass diese schweren Covid-19-Fälle eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit haben, Alzheimer zu bekommen bzw. früher als vor der Covid-Erkrankung. Ein deutscher Professor an der Warwick-Universität bräuchte pro Jahr 50 000 €, um diese Forschungen vorzunehmen mit einem Instrumentarium, das in der Welt einmalig ist. Doch wie immer, klemmt das Geld und geht viel leichter zur Mainstream-Medizin. ek