Ein Gespenst geht um im Corona-gebeutelten Deutschland: das Virus sei besiegt. So übertreffen sich die Ministerpräsidenten in der Verkündigung vorzeitiger Lockerungen. Nach den Gaststätten sollen nun auch Theater und Kinos wieder öffnen, wenngleich noch kein Datum genannt wird. Bundeskanzlerin Merkel hält sich klug zurück. Sie steht bereit, neue Shutdowns zu verkünden, wenn die Infektionszahlen wieder deutlich steigen. Der Druck der Wirtschaft auf die Politik ist zu groß. So öffnen sich die Grenzen zur Österreich und der Schweiz Mitte Juni. Diese Länder leben von deutschen Touristen. Italien noch mehr. So sind alle Grenzen bald offen. Schengen kehrt zurück.
Aber ist das sinnvoll? Die Abschottung von Ländern war von Anfang an umstritten. Doch es zeigte das Beispiel Österreich, dass sie wirkten. Natürlich zu der Maskentragepflicht und Geschäftsschließungen hinzu. Es lässt sich deshalb kein absolutes Urteil fällen, was welche Maßnahme für sich gebracht hat. Eines aber steht heute schon fest: Wären im März genügend Masken verfügbar gewesen, hätte es Geschäftsschließungen v.a. des Einzelhandels nicht bedurft. Das Bundesgesundheitsministerium lehnte im Januar und auf ausdrückliche Nachfrage des Anbieters auch im Februar den Ankauf von Millionen von Masken ab. Heute stehen wir vor dem Scherbenhaufen der Geschäftsschließungen.
Die jüngst verkündete Steuerschätzung lässt fast den Eindruck aufkommen, dass der Staat nun auch ein bedauernswertes Opfer der Corona-Krise geworden ist. Dieses Mitleid ist aber unbegründet. Er versagte in der Vorbereitung auf Pandemien, bei der Maskenpflicht und -beschaffung und dann mit unverhältnismäßig drastischen Einschränkungen im Lockdown und Shutdown. Natürlich bringen Vereinzelung, Abstand und Masken die Lösung, wenn Impfungen nicht möglich sind. Aber die derzeitigen Öffnungen von Kitas, Schulen und Theatern stehen dazu in Widerspruch. Die Politik ist eingeknickt unter dem Druck der Bevölkerung und Medien. Sollten die Infektionszahlen nicht wieder ansteigen, beweisen sie die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen. Dabei müssen wir immer europaweit, ja weltweit denken.
Wäre es gelungen, China zu Beginn der Epidemie radikal zu schließen, also dass kein Chinese aus China ausreisen darf, sollte er außerhalb nicht zwei Wochen Quarantäne einhalten, hätten wir keine Pandemie bekommen. Diese Quarantäne hätte vermieden werden können, wenn es Tests gibt, die die Ansteckungsgefahr direkt messen können, also ein PCR-Test auf Atemluft. Das wäre die einzige wissenschaftlich abgesicherte Möglichkeit, Kitas und Schulen wieder zu öffnen. Dann würden alle Kinder beim Einlass gemessen. Aber davon sind wir noch weit entfernt.
Immerhin hat ein Professor in Neubiberg die Masken in ihrer Wirkung vermessen. Klassische Stoffmasken verhindern eine Infektion nur zu einem Teil, weil die infizierenden Tröpfchen doch durch den Stoff gelangen, aber nur zum Teil. Bei Schutz auf beiden Seiten reduziert sich die Ansteckungsgefahr drastisch. Prof. Christian Kähler prüfte im Windkanal verschiedene Materialien. Es stellte sich heraus, dass das Gewebe von Staubsaugerbeuteln mit Abstand das beste sei. Allerdings können sie in der handelsüblichen Weise nicht als Atemschutz verwendet werden, da sie mit anderen gesundheitsschädlichen Substanzen versetzt sind. Aber wenn dieses Material in seiner reinen Form produziert wird, könnte es als Zusatz in die Stoffmasken eingenäht werden. So einfach wäre also die Infektionsvermeidung zu 100 %.
Eigentlich müssten diese verbesserten Masken Pflicht sein, wenn Flugzeuge mit Passagieren wieder befüllt werden, Theater und Kinos alle Stühle besetzen, Bergbahnen die Touristen nicht vereinzeln können, Hochzeiten abgehalten werden oder Vereine ihre Hauptversammlung live abhalten wollen. Übrigens gibt es keinen Grund, Freibäder weiter geschlossen zu halten. Sars-CoV-2 wird vom Chlor des Wassers vernichtet. Auf der Liegewiese ohne Maske ist freilich der Mindestabstand pro Kohorte/Familie einzuhalten und am Kiosk müssen Masken, die richtigen, getragen werden. ek