Kleiner Schutzmasken-Knigge

April 06, 2020

In kürzester Zeit wandelte sich die Einstellung der Politik zur Wirkung des Tragens von Atemschutzmasken bei Covid-19. Während Bundesgesundheitsminister Spahn im Januar eine Anfrage des größten Schutzmaskenhändlers Deutschlands auf Beschaffung von Millionen von Exemplaren ablehnte, schwenkt Ministerpräsident Markus Söder doch zu Beginn letzter Woche um. Auch er erkannte, dass ein rascher Rückgang der Neuinfektionen nur durch das Tragen von Schutzmasken im öffentlichen Raum erfolgt, v.a. steckt ein Infizierter über die Maske nicht so viele andere an. Wenn überhaupt noch. Der österreichische Staatschef Sebastian Kurz praktiziert die Maskenpflicht bereits. Alle Ängste über ein Zusammenbrechen der medizinischen Versorgung stellen sich für Österreich nicht mehr.

Deutschland steht freilich vor dem Dilemma, nicht genügend Schutzmasken bevorratet zu haben, um alle Bürger ausreichend versorgen zu können. Denn nur so kann eine Maskentragepflicht angeordnet werden. Und erst dann bringt sie volle Wirkung z. B. an den Kassen von Supermärkten, in öffentlichen Verkehrsmitteln v.a. in den Stoßzeiten und in den Betrieben. Umgekehrt könnten alle Einzelhändler wieder öffnen, wenn durchgängig Masken getragen werden und zusätzlich die Mindestabstände eingehalten werden. So besuchen die Politiker Betriebe, die ihre Produktion auf Schutzmasken umgestellt haben und bemühen sich so viele wie möglich für diese Sonderproduktion zu gewinnen. Reichlich spät, aber immerhin. Bayerische Ärzte, die von Covid-19 infiziert sind, müssen übrigens ihrem Dienst weiter nachgehen – unter Maskenpflicht.

Doch mit dem kategorischen Tragen einer Schutzmaske ist es nicht getan. Wie z.B. bei den Ärzten muss ihre Schutzwirkung maximiert werden, indem sie eng anliegen. Die besseren haben einen eingenähten Metallbügel, der um die Nase gebogen werden muss. So ist darauf zu achten, dass es bei den besseren Masken ein Oben und Unten gibt. Experten drängen darauf, die Haltebänder stramm zu halten und individuell anzupassen. Die Befestigung mit Schlaufen um die Ohren sehen sie als zweitklassig. Vor allem Infizierte müssen auf eine dichte, fest sitzende Maske achten. Doch wer weiß schon, ob er infiziert ist? Es gibt nicht genügend Tests für jeden und jeden Zeitabschnitt. Hinzu kommen frei verkaufte Tests, die ungenügend arbeiten, also falsche Information geben.

Die Regeln zum ersten Anlegen einer Maske sind sicherlich unnötig. Es kommt auf das richtige Sitzen der Maske an. Denn nach dem Aufsetzen sollte sie nicht mehr berührt werden bzw. jedes Berühren nach Kontakten bedarf der sofortigen Desinfektion der Hände oder ausgiebiges Waschen mit Seife. Ganz perfekt wäre, vor dem Berührender Maske die Hände zu waschen oder desinfizieren. Denn im öffentlichen Raum überleben Viren bis zu einem halben Tag auf Türklinken, Geländern, Aufzugs- und Türtasten etc.. Das Tragen von Handschuhenist zwar sinnvoll, aber mit diesen Handschuhen darf ohne Desinfektion nie die Maske berührt werden oder sonstige Körperteile. Eine Infektion ist z.B. auch über die Augen möglich. Diese strenge Hygiene ist mindestens so wichtig wie der Mindestabstand in Geschäften. Diese Umstellung des Verhaltens ist schwierig und dauert.

Bei Maskenknappheit ist es nötig, Masken mehrmals zu tragen. Ärzte klagen, dass sie schon seit mehr als einer Woche dieselbe Maske verwenden mangels Nachschub. Es müssen die Masken gewaschen und gut getrocknet werden. Virologen wissen um die Temperaturanfälligkeit aller Viren. Eventuellgenügt schon ein eingeschalteter Heizkörper. Covid-19 trocknet auch schnell aus und stirbt ab. Gerade bei selbst genähten Stoffmasken bedarf es eines ausgeklügelten Reinigungssystems. Es darf auch nicht zu Lasten der Dichtigkeit beim Tragen gehen. Infizierte sollten immer Masken tragen, auch im häuslichen Bereich. Hinzu kommt ausgiebige Desinfektion des Lebensraums. An Desinfektionsmitteln mangelt es glücklicherweise nicht mehr. Zur Not tut es hochprozentiger Alkohol ebenso.

Gebot der Stunde ist es, so viele Masken zu produzieren und einfliegen zu lassen als möglich. Korea machte es uns vor, wie mit Maskentragen die Epidemie in Rekordzeit gemeistert wurde. China und Japan spielen nun in derselben Liga des totalen Stagnierensder Neuinfektionen. Alle tragen Masken und beherrschen den Masken-Knigge. Der Staat wird nach Corona Milliarden von Masken vorhalten, um für die nächste Epidemie
gewappnet zu sein. ek