Mit fast 70 % Wahlbeteiligung zeigte sich gestern der Markt Wolnzach als aktive Demokratie. Die Nicht-Briefwähler trotzten dem Coronagerede und gingen an die Urnen. Die Corona-Krise bestärkte viele, per Briefwahl jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen. Noch dazu bietet diese Wahlform große Bequemlichkeit. So wird sie in Zukunft diese Stellung behalten, auch wenn der Gesetzgeber sie nicht so freizügig sehen wollte. Der Wähler bestimmt.
Jens Machold erhielt 41,5 % der Bürgermeister-Stimmen. Er muss deshalb in zwei Wochen in die Stichwahl gegen den Freien Wähler Simon Zimmermann (19 %), der deutlich vor Brigitte Hackl, GfW (17,8%) lag. Werner Hammerschmid kam nur auf 10,9 %. Der Wahlausgang der Stichwahl kann aus dem großen Abstand der Stimmen abgesehen werden. Jens Machold nimmt das Ergebnis also gelassen, obwohl er neben Scheyerns Sterz der einzige Bürgermeister aus dem Landkreis ist, der die Wiederwahl nicht im 1. Durchgang schaffte. Aber das war bei den vielen Bewerbern in Wolnzach keinesweg sicher. Die Parteien führten einen starken Wahlkampf. Keiner der Bewerber wollte sich abhängen lassen. Das Image jeder Partei wird vom Bürgermeisterwahlkampf bestimmt. So lächelte FW-Chefin Anja Koch über das gute Abschneiden ihres Kandidaten, insbesonders vor Brigitte Hackl.
Bei der Landratswahl wiederholten die Wolnzacher ihre parteilichen Präferenzen. Martin Rohrmann (CSU) erhielt 2014 Stimmen, gefolgt von Albert Gürtner (FW) mit 1317 Stimmen. Karl Huber verschaffte sich einen respektablen Platz 3. Die übrigen Bewerber erreichten nur Achtungserfolge. Auf Landkreisebene fiel die Rangfolge zwar genauso aus, aber Karl Huber hätte beinahe Albert Gürtner erreicht. Zumindest lieferten sich die beiden lange Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Im Endergebnis lag dann Albert Gürtner doch klar vorn. Martin Rohrmann gegen Albert Gürtner wird der Wähler in zwei Wochen nochmals fordern. Hier ist das Ergebnis aber offener als in der Wolnzacher Bürgermeisterwahl. Es könnte um Blöcke geworben werden, also wohin die Wähler Karl Hubers tendieren. Schon einmal schaffte es ein Freier Wähler den CSU-Kandidaten, noch dazu Amtsinhaber, in der Stichwahl zu stürzen. Auf Landkreisebene wird also wacker weiter Wahlkampf getrieben. Für Albert Gürtner ist das gestrige Ergebnis eine Bestätigung seines starken Einsatzes und der starken Rolle der Freien Wähler im Landkreis. Martin Rohrmann muss nun zeigen, dass er die Wähler auch persönlich erreicht. Sein Vorsprung müsste ihn ermutigen.
Im Wolnzacher Gemeinderat zieht die GfW als drittstärkste Kraft ein. Womöglich wird sie in die Opposition gehen, während die anderen vier Parteien nur noch Randfiguren stellen. Die SPD folgt dem Bundes- und Landestrend. Allerdings schafften es die Grünen in Wolnzach nicht, sie zu überrunden. Die neuen Gemeinderäte finden Sie in unten stehender Aufzählung.
Die Zeiten der notorischen Wolnzacher Totalopposition, die uns im ganzen Landkreis lächerlich werden ließen, sind also vorbei. Dr. Peter Rech und Matthias Boeck traten gar nicht mehr an. Max Wallner hat nicht das politische Gewicht und wird sich auf kritische Fragen beschränken. Interessant, dass ein politisches Urgestein Wolnzachs, Max Weichenrieder (CSU), sich mit dem 1. Nachrückerposten nach der Stichwahl begnügen muss. Er war immerhin schon in Bayerischen Landtag für Wolnzach. Die SPD liegt im Landestrend, schaffte aber doch noch 3 Sitze. Einen zweiten Sitz erzielten die Grünen, was erwartet wurde. Interessanterweise setzten sie sich im Landesdurchschnitt nicht so stark durch. Die Corona-Krise kam der CSU zugute.
Zum Redaktionsschluss konnten die Wolnzacher, die in den Kreistag gewählt wurden, noch nicht vollständig ermittelt werden. ek