Die Bundesbahn stellte letzten Montag weitestgehend den Zugverkehr ein. Viele Flugzeuge blieben an diesem Tag am Boden. Doch in Südbayern wäre das unnötig gewesen. Das Sturmtief „Sabine“ sorgte zwar für starke Böen, aber nur sehr kurz. Auch wenige Minuten anhaltender stärkerer Regen begleitete sie, aber so etwas hatten wir in den vorhergegangenen vier Wochen mehrmals, ohne dass davon mediale Kenntnis genommen wurde. Tatsächlich wirkte sich „Sabine“ in Bayern nicht mehr so stark aus wie es in Norddeutschland begann. Eigentlich logisch, dass bei solchen Stürmen immer die Intensität in der Fläche abnimmt und schließlich ausklingt. Es fehlen die Faktoren, die die Kräfte verstärken.
In Zeiten der Wettersatelliten, der immer größeren Rechnerkapazitäten, die vielen Meßwerte in eine hinreichend zutreffende Wettervorhersage umzusetzen, muss die Vorausschau für Bayern als fehlerhaft gewertet werden. Schließlich kam es zu finanziell und organisatorisch weitreichenden Entscheidungen: den Schulbetrieb am Montag auszusetzen, die Züge einzustellen etc. Für die Wirtschaft bedeutet dies große Einbußen, sprich Verluste. Sie wären aber in Bayern gar nicht nötig gewesen. „German Angst“ regierte. Auch im Nachhinein kam keine Kritik an den Medien auf. So offenbart sich eine eher wirtschaftsfeindliche Einstellung: die Unternehmen sollen so etwas wegstecken.
Auch von Seiten der Politik kam keine Kritik an der Wettervorhersage und den aus ihr gefällten Entscheidungen. In einer föderalen Struktur verwundert dies schon. Bayern könnte eine Differenzierung fordern. Schließlich nahm Österreich kaum an „Sabine“ teil. Landesgrenzen sind aber keine Wettergrenzen. Lieben die Deutschen die Dramatik? Könnten wir nicht verlangen, dass für Bayern andere Vorkehrungen getroffen werden als für Norddeutschland? Müssten Wettervorhersagen nicht doch regional stärker differenzieren? Es gibt sehr wohl Wetter-Apps für jeden Ort. Aber womit werden sie gefüttert, die Ergebnisse errechnet?
Die Wettervorhersage zeigt bei so einem Ereignis, wie beschränkt sie immer noch ist. Im täglichen Wetterbericht wird z.B. Regen angesagt. Dann ist die Vorhersage erfüllt, wenn es nur fünf Minuten regnet, auch wenn es den ganzen Tag über regenlos blieb. Bei lokalen Wetterprophezeihungen werden Uhrzeiten für den Regenbeginn genannt. Wie weit dürfen sie irren, bis wir die ganze Vorhersage verwerfen? Für Leute, die in den Bergen wandern, spielt jede Stunde eine Rolle. Irrtümer können schaden, ja Menschenleben gefährden. Umso großflächiger die Vorhersage, um so ungenauer muss sie werden. Es fängt ja nur zu regnen an, wenn die Wolke vor Ort eintrifft. Aber sie wandert von Ort zu Ort, mit einer errechenbaren Geschwindigkeit. Deshalb müssten lokale Vorhersagen genauer werden, wenn sie z.B. Wolkenbewegung richtig schätzen. Verlaufsmodelle sind generell vorzuziehen, also die Ankündigung, wie sich etwas entwickelt. Da kann es dann nicht sein, dass für Bayern so falsche Prognosen abgegeben werden. Und wird aus ihnen gelernt? Oder genauer: wie schnell werden fehlerhafte Abweichungen in Modelle der Vorhersage eingebracht? ek