Die Pressekonferenz des Bayerischen Brauerbunds in seinem Münchner Stammhaus erfreut sich bei den Journalisten großer Beliebtheit. Das Bier und sein Preis nehmen in Bayern immer noch eine identitätsstiftende zentrale Rolle ein, Bier ist ein Volksgrundnahrungsmittel. Als geschützte geographische Angabe verteidigt das bayerische Bier aber auch sein gutes Image dank hervorragender Qualität im Ausland. In Deutschland nimmt deshalb das bayerische Brauereiwesen eine Sonderrolle ein. Jedes 4. in Deutschland getrunkene Bier stammt aus Bayern. Die Bayern führen den Pro-Kopf-Bierkonsum immer noch an, die bayerischen Biere sind in ganz Deutschland erhältlich und werden geschätzt.
Dennoch muss auch das bayerische Braugewerbe erkennen, dass Absatzzuwächse generell nicht mehr möglich sind. 2018 schnellte der Bierkonsum deutschlandweit wegen des extrem heißen Sommers nach oben (in Bayern gar um 3,6 %). Doch 2019 erreichte Bayern nur noch das Niveau von 2017. Deutschlandweit sank der Absatz auf 92,2 Mio. Hektoliter, dem niedrigsten Stand in der Geschichte und der Trend zeigt weiter abwärts. In Bayern hingegen wies er eine stabile Horizontlinie bei 23,8 Mio. Hektoliter aus. Werden alkoholfreie Biere und der Malztrunk hinzugerechnet, findet sich ebenso eine Durchschnittsstabilität bei 25,8 Mio. Hektoliter. Der Grund: Der Absatz im Ausland konnte den tendenziellen Rückgang in Bayern kompensieren.
BBB-Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Ebbertz und Präsident Georg Schneider zeigen sich deshalb mit Trend und dem abgeschlossenen Jahr 2019 zufrieden: „Wir werden uns mit den aktuellen Zahlen nicht in Sack und Asche hüllen“. Es kann ja noch viel im Export angekurbelt werden. Die bayerischen Brauer sollten Innovationen zeigen, auch wenn das bayerische Helle im Export am besten läuft und das Weißbier etwas zurückging. So nahm der Radler stark zu (+59,4 %), während auch das alkoholfrei Weizen mit 71,1 % die Hauptsorte der Alkoholfreien, um 4,8 % zurück ging. Die Alkoholfreien fielen aber insgesamt nicht so stark ab wie die Vollbiere: der Trend zum leichten Bier hält also an.
Die Brauer freuten sich, als der Europäische Gerichtshof entschied, bei Mischgetränken wie z.B. dem Radler nur den Bieranteil zu besteuern. Präsident Schneider zeigte sich enttäuscht, dass nun der deutsche Fiskus an der Alkoholsteuer drehe, um die Einbuße auszugleichen. Auch die Rückstellungen für Pfandflaschen müssen die Brauer auflösen, weil der Bundesfinanzhof entschied, dass die Pfandflaschen im Umlauf nicht mehr den Brauereien gehören. Hier sieht Schneider ein Unterlaufen des bewährten Mehrwegsystems. Generell müsse das Pfand auf mindestens der Höhe der Flaschenkosten angehoben werden. Die bayerischen Brauer bekennen sich eindeutig zu Nachhaltigkeit in ökologischer, ökonomischer und sozialer Dimension.
Craftbiere wurden in München ausdrücklich gelobt, auch wenn ihr Anteil am Gesamtabsatz sehr gering ist. Genaue Zahlen wurden nicht genannt. Gerade die Jugend ließe sich mit ihnen wieder für das bayerische Nationalgetränk begeistern. Allerdings müssten auch hier leichtere Biere das Angebot abrunden. Der Hopfen spielte in den Referaten keine Rolle, trotz Anwesenheit von Pflanzerverbandsgeschäftsfüher Otmar Weingarten und dem Redakteur der Hopfen-Rundschau. Die Beziehungen zwischen den Verbänden sind hervorragend. Der Bayerische Bauerbund sieht seine Mitglieder mit Rohstoffen bestens versorgt. Allerdings äußerte Georg Schneider Verständnis für die derzeitigen Proteste der Bauern. Hier ginge es um die Existenz.
Apropos Proteste. Viele Klimaaktivisten fordern von der Wirtschaft eine Abkehr von ständigem Wachstum, besonders auf Unternehmensebene. Die deutschen Brauer machen solch eine Stagnation schon seit Jahrzehnten durch und behaupten sich. Eine kräftige Lohnerhöhung wie 2019 ist dann freilich schon ein Problem, wenn es im nächsten Jahr wieder nach unten geht, zumal die Rationalisierungsmöglichkeiten bei vielen Betrieben ausgeschöpft sind. Es muss also doch der Export angekurbelt werden.ek