Nach 2011 hat das Wirtschaftsmagazin „Focus Money“ den Landkreis Pfaffenhofen wieder zum Spitzenreiter in Deutschland gekürt. In den Jahren dazwischen pendelte der Landkreis Pfaffenhofen auf Plätzen unter den besten 30, so wie es heute Ingolstadt ergeht, das schon als Spitzengroßstadt Deutschlands rangierte. Doch Großstädte scheinen sich generell schwer zu tun, den absoluten Rang für sich einzunehmen. Im letzten Jahr führte der Landkreis Ebersberg das Ranking an. Es sind also gerne eher unscheinbare Landkreise im Speckgürtel boomender Großstädte, die das Rennen für sich entscheiden. Landrat Martin Wolf und Wirtschaftsförderer Johannes Hofner freuen sich über die Prämierung, aber so richtig verstehen können sie sie auch nicht.
Für das Verständnis können zwar die Wertfaktoren analysiert werden. Darunter fallen verfügbares Einkommen privater Haushalte je Einwohner (8. Platz), aber noch mehr die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen (1. Platz) und die Investitionen im verarbeitenden Gewerbe je Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe (1. Platz), das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zum Vorjahr (2. Platz) und die Veränderung der Erwerbstätigenzahl zum Vorjahr (3. Platz). Es paaren sich also Bestandswerte mit reinen Veränderungsparametern. So kommt es auf die Gewichtung der einzelnen Werte zueinander an. Das Spitzenfeld liegt sehr eng. Eine kleine Veränderung kann gleich einen Wertungssprung auslösen. Interessant ist noch mehr, dass es keinen absoluten Spitzenreiter gibt, der sich über mehrere Jahre auf Platz 1 hält.
Allerdings liegen viele Landkreise Oberbayerns in diesem Topfeld, was mit anderen Werten der IHK München und Oberbayern, wie z.B. das Gewerbesteueraufkommen pro Einwohner, übereinstimmt. Die Gruppenwertung drückt also viel mehr aus als der einzelne Platz eines Landkreises. Das Fazit: Oberbayern ist die wirtschaftsstärkste Region Deutschlands und unter den Tops in Europa, umgeben von starken Regierungsbezirken wie Schwaben und Niederbayern. Der Erfolg steht also auf ganz breiter Basis. Insofern ist das Wertungsschema von „Focus Money“ auch plausibel. Ein Drehen an den Faktoren zugunsten eines Landkreises ergibt keinen Sinn. 2011 kam nämlich die Vermutung auf, dass der Chefredakteur des Magazins, der im Landkreis Pfaffenhofen lebte, seiner Heimat einen Gefallen getan habe.
Das Urteil wird heuer untermauert, dass der Landkreis Pfaffenhofen in sechs von sieben Wertungskategorien die Plätze unter den zehn besten einnimmt. Nur die Veränderung der Bevölkerungszahl liegt auf Platz 78. Der Landkreis profiliert sich also durch inneres Wachstum, getragen von einem Spitzeninvestitionsverhalten der Unternehmen, hoher Produktivität der Mitarbeiter und guter Fertigungstiefe. Politiker haben darauf nur indirekt Einfluss, indem sie z.B. starken Unternehmen die Ansiedlung ermöglichen und bestehende an der Abwanderung hindern. Dazu gehören natürlich auch moderate Hebesätze der Gemeinden bei der Gewerbesteuer und die Bereithaltung von Flächen für die Erweiterung und Neubauten. Auch der Fachkräftemangel spielt herein, der durch Wohnungsangebote und günstige Lebenshaltungskosten im Landkreis Pfaffenhofen etwas geringer ausfällt. Die IHK formuliert nicht umsonst ihre Forderungen an den zukünftigen Landrat Pfaffenhofens durch ein Positionspapier, das Anfang Februar veröffentlicht wird. Ihr Regionalausschussvorsitzender drückt es noch pragmatischer aus: Um so mehr der Landkreis durch einen Unternehmer geführt wird, desto dynamischer entwickelt er sich. Aber ob dies bei den Wähler ankommt?
Zumindest besteht eine optimale Ausgangsbasis. Früchte trägt gewiss die Aktivität des KUS, das für alle Probleme der heimischen Unternehmen ein offenes Ohr hat und die Anliegen direkt in das Landratsamt trägt, das seinerseits mit den Kommunen gut vernetzt ist. Das Ranking ist eine Belohnung für alle, die in den Unternehmen konstruktiv zusammenarbeiten und auf ihr Unternehmen auch in Zukunft setzen. Nur wer Marktchancen vor sich erkennt, investiert. Hier kommt die Vielfalt der Branchen zum Tragen, die sich im Landkreis findet: Vom Rüstungskonzern bis zum führenden Babynahrungshersteller, Hidden Champions wie Wacker-Neuson und einem starken Bauhandwerk, Automobilzulieferer wie Pharmaunternehmen, Verpackungshersteller und Maschinenbauer. Das Ranking drückt noch die positiven Konjunkturerwartungen 2018/19 aus. ek