m März bestimmt Wolnzach sein nächstes Parlament und seinen 1. Bürger-
meister. Mag dies für die Parteimitglieder und noch mehr -aktive das größte Thema darstellen, zählen andere dringlichere für den größten Teil der Bevölkerung. Das beginnt mit der Beschäftigungslage, der Entwicklung der Preise, vor allem bei Bau und Handwerk, aber auch der Grundstücke, während für Schüler und Akademiker der Klimawandel und seine Vermeidung ganz oben an stehen. Direkt betroffen sind davon die Landwirtschaft und vor allem der Hopfenbau. Es mangelt Wolnzach nicht an Infrastruktur wie Schulen, Straßen und auch Geschäften. Kurzfristige Defizite gleichen sich schnell aus. Die Marktwirtschaft funktioniert. Es gab sogar noch einen neuen Pfarrer für St. Laurentius. In Summe geht es Wolnzach sehr gut.
Mit dem neuen Baugebiet Glandergasse wird die große Nachfrage nach Bauland im Markt bedient. Allerdings sind auch hier die Einheiten endlich. Selbst bei Preisen, wie wir sie in Wolnzach vor 10 Jahren nicht für möglich gehalten haben, werden alle diese Parzellen schnell ihre Käufer finden. Zu groß ist der Nachfrageüberhang aus München bei der guten Verkehrsanbindung. Womöglich muss das nächste größere Baugebiet „An der Wendenstraße“ schneller nachgeschoben werden als von der Marktgemeinde erwartet. Hier steht eine europaweit einmalige Ökosiedlung an. In Zeiten des Klimawandels schaut Brüssel sehr intensiv auf dieses Projekt.
Es mangelt dem Markt also nicht an Ökologie, selbst wenn vieles noch verbesserbar ist. Im Hopfenbau bleibt das Trockenheitsproblem und das Risiko aus Ernteausfällen unverändert. Es ist Gebot der Stunde, mit Regenrückhaltebecken im Frühjahr genügend Wasserreserven zu schaffen. Wie schnell die Technik von Weathertec, des gezielten Regnens über einen EU-Deal zustande kommt, kann heute schlecht beurteilt werden. Es wäre natürlich eine viel umfassendere Maßnahme bei geringen Investitionen und würde z.B. auch die Waldtrockenheit beseitigen. Nachdem das Klima aber in Brüssel zum Hauptthema ernannt wurde, kann gehofft werden, dass auch eine Lösung nicht mehr lange auf sich warten lässt. Den gewaltigen Risiken stehen auch ungeahnte Möglichkeiten gegenüber, die es schnell zu erforschen und anzuwenden gibt.
Fast klein nimmt sich dagegen das politische Geschehen im Markt aus. Wir haben noch stabile demokratische Kräfte und Parteien, allerdings auch Egoisten und Nutznießer, die an den Strippen ziehen. So braucht nicht mit einem starken Aufkommen der NPD gerechnet zu werden. Andererseits sind nicht alle Kandidaten bereit, ihre geschäftlichen Interessen hinter der Vertretung der Bürger zurück zu stellen. Hier muss aus der Vergangenheit erkannt und gelernt werden. Werden sich die sogenannten „Wolnzacher Verhältnisse“ im Gemeinderat über die nächste Wahl hinaus fortsetzen? Eher nicht. Die CSU wird sich behaupten, auch die Freien Wähler haben eine lange Tradition in Wolnzach und können mit einer guten Politik im Gemeinderat punkten. Ob ihnen das so gedankt wird, wenn ein Josef Schäch, ihr ehemaliger Anführer, nun seine eigene Bürgerbewegung steuert? Sein Comeback dürfte unaufhaltbar sein. Zugleich beendet es die Einzelkämpfer-Politik der jetzigen Widersacher im Gemeinderat.
Natürlich malt sich jeder Kandidat seine Chancen gut. Das ist aktive Demokratie und der Rückhalt der Parteien und Fraktionen. Andererseits bestehen in einer Gesellschaft auch starke konservative Tendenzen. So haben Bürgermeister, wenn sie ihr Amt ordentlich erfüllen, in Bayern eine hohe Wiederwahlquote. Das kann sich Jens Machold berechtigt erhoffen. Auch OB Dieter Reiter aus München geht davon aus. Es gibt zwar immer überraschende Gegner im eigenen Lager, die aber keine Öffentlichkeitswirkung haben, noch anstreben. Auch im Wahlkampf geben sie keine Munition her. Die Grünen werden über die Fridays-for-Future-Bewegung Zuspruch aus der Jugend finden. Ob es zu einem zweiten Mandat reicht, hängt vom Wahlkampf und der Wahlbeteiligung ab. Die SPD kämpft ähnlich wie in der Landes- und Bundespolitik um Profil. Es wird auf die einzelnen Kandidaten, also auf eine Persönlichkeitswahl hinauslaufen.
Genauso geht es der FDP. So bleiben Freie Wähler und der neue Block um Josef Schäch. Die CSU und die Freien Wähler täten gut daran, sich das Bürgermeisteramt nicht de facto aus der Hand nehmen zu lassen. ek