Zu den bedeutendsten Terminen im Hopfenjahr der Hallertau zählt der “IGN-Hopfentag“. Er fand auf dem Anwesen von Mitglied Ostler in Oberulrain bei Neustadt/Do. letzten Donnerstag statt. Es kamen so viele Gäste wie geplant: rund 300 aus Wissenschaft und Verbänden, Mitglieder, von Brauereien und der Presse. Die Themenvielfalt beeindruckt jedes Jahr. So sprach Dr. Werner Gloßner, Geschäftsführer der Ausbildungsinstitution Doemens über die vier Wege, alkoholfreies Bier zu brauen und die zwei Techniken, Alkohol aus dem fertigen Getränk zu eliminieren. In Anbetracht des steigenden Marktanteils alkoholfreier Biere und dem aktuellen Hype um das Augustiner-Alkoholfreie ein sehr interessantes Thema. Sehr beliebt sind die Ausfahrten auf Wägen in die Hopfengärten, wo Georg Kindsmüller vom Hopfenring über das Hopfenjahr 2024 bezüglich Wetter, Schädlingen und erwartete Ernte referiert.
Darüber berichtete auch der Deutsche Hopfenpflanzerverband auf einer Pressekonferenz letzten Mittwoch: 2024 war ein feuchtes Jahr mit mehr nötigen Spritzungen gegen Peronspora. Auch der „Echte Mehltau“, Erdflöhe und v.a. die Blattläuse machten zu schaffen. Notfallzulassungen waren nötig, kamen aber vielfach zu spät. Der Vortrag vom IGN-Vorsitzenden Sebastian Kürzinger nach der Kaffeepause erklärte dies ebenso und ging auf die Schäden durch Hochwasser an den Hopfenpflanzen ein.
Dr. Sebastian Gresset von der Landesanstalt in Hüll blickte im 98. Jahr auf „100 Jahre Hopfenzüchtung in Hüll“ zurück und zeigte neue Ansätze, die gewünschten Eigenschaften bei den neuen Sorten schneller zu erreichen. Dr. Gresset ermahnte aber auch die vielen anwesenden Brauer, die Sortenvielfalt Hülls verstärkt in der Praxis auszunutzen. Spannend wird es für alle, wenn IGN-Geschäftsführer Mario Scholz die Ernteeinschätzungen von Seiten seines Hauses vorträgt: 42.000 t. für die Hallertau auf einer Gesamtfläche von 16815 ha, also 7000 t. mehr als 2023. Das Alpha liegt auch deutlich höher als in den zwei letzten Vorjahren. 2024 wird ein normales bis gutes Alphajahr werden, aber ohne Spitzenwerte. Damit schließt sich Scholz den Schätzungen des Hopfenpfanzerverbands an (Hallertau 42350 t., Tettnang 2915 t., Elbe-Saale 2897 t., Spalt 765 t.) Die Gesamternte wird um 19% über 2023 liegen und um 9% über einer Durchschnittsernte. Alle Pflanzer werden ihre Verträge erfüllen können. Andererseits bestehen bei Brauern und Handel hohe Lagerbestände, was zu sehr niedrigen Freihopfenpreisen führen wird. Gerade bei Perle, Hall. Tradition und Flavourhopfen müssen die Flächen stark abgesenkt werden. Die USA sind mit einem Flächenabbau von rund 25% seit 2022 vorausgegangen.
Hopfenpflanzerverband-Präsident Adi Schapfl veranschaulichte dies auch auf dem IGN-Hopfentag. Sein Vortrag blickt auf die Ernten der wichtigsten Hopfenanbauländer. Weltweit ist die Fläche für Bitterhopfen um 7% gegenüber ´23 zurückgegangen. Überall wird für 2024 eine durchschnittliche Ernte erwartet. Beim Alpha wird eine Steigung in Deutschland und den USA bei Bitterhopfen geschätzt von zusammen 28% (DE 7400 t., USA 2386 T.). Schapfl sieht deshalb hohen Rodungsbedarf bei Magnum. Durch den niedrigen Freihopfenpreis 2024 rechnet Schapfl aber mit Käufen der Brauer. Er findet aber auch eine positive Seite: Die Hallertau wehrt sich gegen Mengendruck aus den USA, hält die USA in Schach. So dürfte die USA noch weiter roden, v. a. die leerstehenden Anlagen sollen abgebaut werden.
Auf jeden Fall wird bei Perle und Hall. Tradition viel Freihopfen unverkauft bleiben. Schapfl: „Weiterer Vorratsanbau ist nicht zu verhindern“. Es wird für diese Sorten keine neuen Verträge geben. Über neue Pools wurde noch nicht gesprochen. Der Herkules wird sich gut behaupten. Für ihn wird ein Alpha von 14,2 % geschätzt. Doch der zukünftige Star am Bitterhopfenmarkt wir der „Titan“ werden. Seine Alphawerte von 18,4% können sehr gut mit den US-Spitzensorten mithalten. Bei der Qualität ist er ein echter Deutscher.
Zum Ende berichtet Walter König vom Brauerbund und Geschäftsführer der Gesellschaft für Hopfenforschung über die Entwicklungen des Braugersten- und Brauweizenmarkts. Durch zu viel Regen und hoher Schädlingsbefall fiel der Ertrag schlecht aus. Auch von den Nachbarländern ist nicht viel zu holen. Dennoch reicht das Malz: Die deutschen Mälzer haben noch 160.000 t. guter Qualität in Reserve, Sommergerste wird Wintergerste beigemischt, womit auch der Eiweißgehalt ausgeglichen wird. König: “Wir sind dank unserer Pragmatik mit einem blauen Auge davon gekommen“. Die Minderernten bestehen schon die letzten zwei Jahre. Doch für die Zukunft muss besser vorgebaut werden.
Gisela und Monika Meinel von der Meinel-Brauerei in Hof trugen zum Schluss vor, wie sie das Unternehmen von ihrem Vater übernommen und erfolgreich fortgeführt haben. Auch das machte Hoffnung, dass trotz schwieriger Märkte Existenzen aufrechterhalten werden können. Da schmeckten Bier und Brotzeit so gut wie die Weißwurst zur Begrüßung. Auch die neuen Hopfenhoheiten verbreiten Zuversicht. Sie sangen gar das komplette „Hallertauer Lied“ zur Begrüßung. Lena Ostler, die Tochter des Hausherrn, war stellvertretende Hopfenkönigin 23/24. ek
Foto: Eduard Kastner