Der jüngste Bericht von EuroStat, dem europäischen Statistikamt, bescheinigt Europa ein geringes Wachstum von 0,3 %, wobei Spanien mit 0,8 % weit vorne steht und Deutschland mit – 0,1 % als schlechtestes Land zurückliegt. Doch hier übertreibt das Rechnungswesen. Es ist erstens nicht so genau, dass Kommastellen zählen und zweitens der Abwertungskoeffizient durch die Inflation auch nicht wissenschaftlich exakt bestimmbar. Wenn Deutschland Inflation von 2,3 % unterstellt wird, würde mit 2,2 % Inflationsrate eine glatte 0 beim Wachstum herauskommen. Doch eines ist dennoch klar: Die Wirtschaft tritt auf der Stelle, das Wachstum ist viel zu gering.
Ähnlich wie bei der Wunschinflationsrate der Notenbanken von 2 % brauch es zur Stabilisierung des Wohlstands ein reales Wachstum von 2 %, also in Summe ein BIP-Wachstum nominal von 4 %. Auch das muss einmal klar ausgesprochen werden und in die Wirtschaftspolitik eingehen. Eigentlich müsste die EZB dies auch berücksichtigen. Denn eines sollte die Zinssteigerung der letzten zwei Jahre auf keinen Fall bewirken: Eine Rezession. Wenn aber das Wachstum nicht vom Fleck kommt, wäre dies auch ein Signal für eine Senkung des Leitzinses. Es kann doch nicht gewartet werden, bis die Inflation von 2,6 auf 2,0 Prozent geht.
In den USA besteht ein gesundes Wachstum von real 3 %. Da kann die FED länger warten mit einer Zinssenkung. Andererseits besteht dann ein höheres Zinsgefälle zwischen den USA und Europa und bewirkt durch die Kapitalflucht aus Europa ein Sinken des Eurokurses, was europäische Exporte begünstigt. Genau das braucht Deutschland als Exportnation. Andererseits gibt das nur einen relativen Vorteil. Wichtig wäre ein generelles Anspringen der Weltkonjunktur, allen voran ein kräftiges Wachstum Chinas und des gesamten asiatischen Raums. Wie Deutschland in Europa nimmt China im asiatischen Umfeld die wirtschaftliche Führungsrolle ein. Auch China leidet unter zu geringem Wachstum. Xi Jinping muss mit Unruhen im eigenen Land rechnen. Das stimmt ihn vielleicht positiv, die Forderungen der EU gegenüber China ernst zu nehmen. Durch die Globalisierung ist die Weltwirtschaft so eng verflochten, dass jede Veränderung durch die Politik wie z. B. Abschottung, höhere Zölle oder gar Krieg zu einer Störung der globalen Wirtschaft führt.
In Deutschland müssen wir auch die Lage unserer Leitindustrien ernst nehmen: Automobilmarkt, Maschinenbau, Chemie und Elektro. Hier spielte auch die Politik herein: Das Aussetzen der Förderungen warf Elektromobilität und Wärmepumpen zurück, ja stellt Richtungsentscheidungen in Frage. Anders ausgedrückt: Es belasten große Fehlinvestitionen die deutsche Konjunktur. Produkte müssen nicht nur ökologisch sein, sondern per se, also ohne Subventionen, billiger kommen. Zum Beispiel: Verbrenner brauchen Kraftstoffe, die CO2 neutral sind und billiger als fossile Brennstoffe hergestellt werden. ek
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