Mark Drobinsky, der Starcellist, der sein Instrument aus dem 18. Jahrhundert stets mitträgt, hat sich vor 25 Jahren große Verdienste um Wolnzach erworben. Als ein Konzert mit dem „Jungen Sibirischen Orchester“ am Wochenend-Fahrverbot des Instrumenten-Lkws zu scheitern drohte, reiste er über Nacht aus Paris an und gab mit dem Pianisten Patrick de Hooghe ein Ersatzkonzert. Die Gäste waren am Wochenende kaum verständigbar, ein Ausfallen wäre eine große Pleite geworden und hätte die danach folgende Serie an Großkonzerten mit russischen Orchestern womöglich verhindert.
Mark Drobinsky spielte danach öfters in Wolnzach, z.B. beim Tschaikowsky-Festival. Er hatte als Russe auch selbst beste Verbindungen zu russischen Orchestern, die er für Wolnzach einbrachte. Dass er dann mit auftrat, war selbstverständlich. Doch das Ende der Auftrittsmöglichkeit in der Wolnzacher Pfarrkirche für diese Orchester ließ alle Konzerte in Wolnzach schwierig werden. Auch im Gymnasium hörten die Konzerte von Musikern außerhalb der Schule auf. So wandte sich die KASTNER AG als Veranstalter München zu: Es gab zwei Konzerte mit Patrick de Hooghe, dem „Hofmusiker“ Poperinges, in der Maximilianskirche und im Künstlerhaus.
Dabei bietet das Künstlerhaus die viel besseren Voraussetzungen: es besteht eine Bühne mit Bestuhlung für 400 Zuhörer im Festsaal, der Flügel steht selbstverständlich zur Verfügung und muss nicht teuer gemietet und transportiert werden, die Gäste frieren nicht und die Bewirtung ist im Angebot des Hauses. So lud die KASTNER AG zum Konzert mit Mark Drobinsky ins Künstlerhaus. Letzten Freitag erlebten die Zuhörer eine Aufführung der Extraklasse. Als Pianist fungierte der junge Simon Adda-Reyss aus Paris und holte aus dem frisch gestimmten Flügel alles heraus.
Fast zwei Stunden spielten die beiden Werke von Brahms, Chopin, Vaynberg, De Falla und Santana. Mark Drobinsky genügte für jeden Satz ein einziges Notenblatt. Den Vaynberg trug er völlig auswendig vor. Seine Fingerfertigkeit hat er in den letzten Jahren nicht eingebüßt. Kein Wunder, dass bei den Zuschauern höchste Begeisterung aufkam. Dabei zählt der jüdische Russe, der seit 40 Jahren in Paris lebt, bereits 79 Jahre. So will ihn der Veranstalter nächstes Jahr wieder einladen, ein Konzert zu geben, das Jubiläumsgeschenk zu seinem 80. Geburtstag. Zugreifen, solange es in dieser Qualität noch möglich ist. Und wenn das Künstlerhaus wieder kostenlos zur Verfügung steht, werden die Wolnzacher wieder ins Exil nach München pilgern müssen. ek