Der Wirtschaftsbeirat Bayern bringt es auf den Punkt: Die Forschung in Deutschland ist Spitze, doch bei der Umsetzung der Erfindungen auf dem Markt happert es. Ganz anders in den USA: Mit Pragmatismus und viel Kapital werden neue Produkte und Prozesse eingeführt. Die Ursachen dieser Diskrepanz sollte eine Runde von Experten (BMW, Bögl-Bau, TU München und Burda) aufdecken. So ermutigt die TU München sehr erfolgreich, Start-Ups zu gründen. Sie führt in Deutschland neben Berlin. Es werde auch die A-Finanzierung geschafft. Vor allem von Großunternehmen und reichen Familien fließt Geld.
Doch in der sog. B-Finanzierung scheiterten 90 % aller deutschen Start-Ups. Dann brauchen die Unternehmen viel Geld, um auf die Märkte zu kommen. Neue Produkte müssen sich erst ihren Absatzbereich schaffen. Dazu ist Werbe- und Kommunikationsaufwand zu betreiben. Dieses viele Geld fließt in Deutschland zu wenig. Einmal liegt es an der Risikobereitschaft deutscher Investoren, mangelnden öffentlichen Finanzierungseinrichtungen und deren zu geringe Ausstattung und hohe Bürokratie. In den USA fließt Venture Capital viel leichter und in den nötigen Beträgen. Evtl. kann Deutschland von Großbritannien lernen: Dort werden Start-Ups mit einer Zukunftstechnologie von einem Fond so stark gefördert wie in den USA auf privater Seite. Eine Art Sondervermögen. Es kommt vor allem in Einsatz, wenn die Technologie im Land bleiben soll.
Denn viele Start-Ups verkaufen dann, meist an US-Investoren, die die Technologie in die USA überführen. Dieser Ausverkauf der zukünftigen Wirtschaft lässt Experten von einer Verarmung Deutschlands sprechen. Die Zukunftsfähigkeit sei nicht mehr gegeben. Es wurden aber auch Mentalitätsprobleme in Deutschland ausgemacht: Nur wenige wollen heute wirklich reich werden, um nicht Neid auf sich zu ziehen. Es fehlt also auch an Unternehmern, an Machern. Deshalb mahnt der TU-Experte zum Loslegen: Machen, machen, machen. An der TU sei das richtige Umfeld entstanden. Die Unternehmen stacheln sich selbst an. Und einige Einhörner (Unicorns), also Unternehmen mit mehr als 1 Mrd. € Umsatz, seien aus der TU München schon erwachsen.
Die von der Politik viel gepriesenen Förderungen seien vielfach zu gering und zu bürokratisch. Manche fordern einen zu hohen Eigenbeitrag, den Start-Ups nicht erbringen können. Das Risiko einer Ablehnung liegt über 50%. So rechnen etwas größere Unternehmen den Aufwand, den Antrag zu erstellen, als zu hoch ein. Oft werden persönliche Bürgschaften gefordert. Dann schließt sich schnell der Kreis zur klassischen Bankenfinanzierung mit Besicherung. Gefürchtet sind auch Leitlinien der Politik, die mit Technologieoffenheit nicht zu vereinbaren sind. Deutschland stranguliert sich gerade selbst.
Am Beispiel der Magnetschwebebahn aus dem Hause Bögl wird die Bedeutung von Familienunternehmen erkennbar. Hier werden Innovationen aus den erfolgreichen Teilen des Unternehmens finanziert. Wenn steuerliche Anreize kämen, wie z.B. das Abschreiben des Entwicklungs- und Forschungsaufwands im ersten Jahr, könnte ein Innovations-Turbo gezündet werden. Dann entscheidet der Markt und nicht die Ideologie, was gut ist. Bögl baute die erste Bahn für China. Großunternehmen freilich setzen auf den Mittelstand. Sie erfinden und entwickeln nicht mehr selbst, sondern setzen die Innovationen in ihre Produkte ein. Der Mittelstand schafft es auch, mit geringerem Aufwand in Produktionsreife zu kommen.
Zur Zeit geht von Investorenseite eh wenig. Die Zinserhöhung der EZB hat eine Zurückhaltung wie bei Bauherren ausgelöst. Alle sind verunsichert. Das wirtschaftspolitische Umfeld ist durch den grünen, unerfahrenen Wirtschaftsminister gefährdet. Ein Diskussionsteilnehmer forderte auf, wieder gemeinsam nach vorne zu rudern, so wie Deutschland in den 60er Jahren wuchs. Wachstum sei nur aus Innovationen möglich. Also keine Bedenkenträger braucht das Land sondern Macher. ek