Die Angst vor einer Rezession in Deutschland geht um. Zweimal in Folge schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt laut Statistischem Bundesamt, nach 0,5% im letzten Quartal 22, sind es nun 0,3% im ersten Halbjahr 23. So sehr die Medien diese Zahlen aufgreifen, keiner frägt, wie sie errechnet werden. Es handelt sich um Realzahlen: die Inflation ist herausgerechnet, Dabei wäre dies mehr korrekt, wenn jedes Gut mit seiner Inflation korrigiert würde. Solche Werte stehen aber nicht zur Verfügung. So wird die Durchschnittsinflation verwendet, wie die auch von der EZB genannt wird: Ein Warenkorb eine fiktiven Haushalts mit einer angenommenen Verteilung. Wenn also die Papierpreise sinken, bewirkt dies die Inflation erst über gekaufte Zeitungen – sie werden aber nicht schnell billiger, wenn überhaupt. Die Abwertung der Industrieproduktion um die Haushaltsinflation ist also unlogisch. Sie könnte gestiegen sein, wenn die Preise sinken und in Summe der Umsatz gleich blieb. Wenn nun dieser Umsatz um 7% „bereinigt“ wird, trifft das Ergebnis gerade nicht das positive Kriterium einer gestiegenen Produktion.
Es ist also die Inflaionszahl falsch und willkürlich, auch die Gesamtaussage ist in unserer gerade sich erholenden Wirtschaft falsch. Es waren die unterbrochenen Lieferketten, die das Angebot verringerten und die Preise in die Höhe trieben. Nun, da diese Versorgungsnot vorüber ist, steigt der Industrieausstoß – die Nachfrage ist ja gegeben – und die Preise werden wieder von der Konkurrenz bestimmt. Eigentlich sollte so auch die wirkliche Inflation die Summe errechnet werden und nicht nur auf die Kaufkraft der Konsumenten gesetzt werden.
Wir können also auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes nicht setzen, sondern müssen den Zustand der Wirtschaft begutachten. Lediglich die Bauwirtschaft vermeldet gewaltige Auftragsrückgänge. Die Baugenehmigungen sind um 40% zurück gegangen. So etwas zieht eine gesamte Volkswirtschaft nach unten. Aber es neutralisiert sich eine Überhitzung des Baubereiches v.a. im privaten Wohnungsbau, die durch extrem niedrige Zinsen angefacht wurde. Insofern führte eine Erhöhung der Zinsen zu einem Zurückkehren in die Normalität. Wenn sich der Zins wieder am Markt eingependelt hat – und die E7B eingesehen hat, dass sie nicht weiter die Zinsen erhöhen darf –, wird sich auch der Wohnungsbau wieder an den Bedarf anpassen. Für Pessimismus besteht also kein Grund.
Es sollen die Zinserhöhungen die Inflation senken. Das sagt die klassische Volkswirtschaftslehre. Die EZB nimmt also die Rezession in Kauf, um die Geldwertstabilität herzustellen. Für die EZB ist die „technische Rezession“ also eine Bestätigung der Richtigkeit ihres Handelns. Es wäre schön, die E7B sähe die Preisrückgänge in der Industrieproduktion. Mehr wollte sie doch nicht erreichen. Aber das kommt durch Wettbewerb und wieder hergestellte Lieferketten. Die klassische Volkswirtschaftslehre war schon widerlegt, als trotz Geldmengenmehrung die Inflation ausblieb. Es wird höchstens Zeit, die Denkmodelle der EZB zu überarbeiten. ek