Das bayerische Oberland wird wieder von einem Bären besucht. Die Dramatik liegt dabei höher als beim 1. „Problembären“ Bruno, weil Brunos Schwester Gaia in Südtirol zeitgleich einen Jogger getötet hat und nun alle um die Gefährlichkeit eines Bären für den Menschen wissen. Noch dazu kam er einer Siedlung sehr nahe. Wir haben also wieder einen „Problembären“. Bruno wurde still und heimlich von einem unbekannten Jäger geschossen. Er kann ausgestopft im Münchner „Jagd- und Fischereimuseum“ besichtigt werden. Doch die Umstände des Erlegens von Bruno weisen bereits darauf hin, dass es auch Tierschützer gibt, die dem erlegenden Jäger gefährlich werden können.
Es nützt auch nichts, das Problem kleiner zu reden. So war Gaia in Begleitung ihrer beiden Jungbären. Dann sind immer Bärenmütter aggressiv, um ihren Nachwuchs zu verteidigen. Doch wenn wir eine natürliche Bären-Population in Bayern zulassen, wird es immer aggressive Bärenmütter geben. Das Reißen von Schafen – und anderen Weidetieren – wird dem Wolf ja zugestanden. Da üblicherweise Wölfe Menschen nicht angreifen, gibt es keine „Problemwölfe“. Der Schutz der Weidetiere mit Zäunen ist auch einfacher. Auch Wildsäue können aggressiv werden. Da musste schon mal ein Jäger auf einen Baum fliehen. Doch im Großen und Ganzen verläuft die Koexistenz mit den Wildsäuen in unseren Wäldern artgerecht, wenngleich auch Wildsäue große Schäden auf Äckern anrichten können.
Im Bayerischen Wald gelang die Ansiedlung des Luchses. Von dieser Wildkatze gehen für den Menschen keine Gefahren aus. Ob Schäden bei Waldtieren auftreten, wird nicht berichtet. Aber die Tiere sind auf ihre Beute angewiesen. Es kann auch nicht behauptet werden, Bayern unternehme zu wenig für den Artenschutz. Gerade die Wiederansiedlung des Bartengeiers in Berchtesgaden und die Vermischung bayerischer mit südtiroler Steinböcken sind vorbildlich.
Deshalb kann bei „Problemtieren“ eine klare Kante gezogen werden. Hier geht der Schutz der Bevölkerung vor. Bayern ist zu dicht besiedelt, um eine Bärenpopulation zu ertragen. Noch dazu wissen wir von Bruno, wie schnell ein Bär durch die Lande unterwegs ist. Das Abschießen ist freilich auch unpopulär, womöglich mit dem Artenschutz ein juristischer Problemfall. So bleibt nur übrig, die Bären wie in Südtirol einzufangen und sie in sicheren Gehegen zu halten. Wie groß dieser Lebensraum ist und wie viele Bären dort artgerecht gehalten werden können, soll die Wissenschaft vorschlagen. Wieweit dieses Gehege dann auch für Touristen einsehbar ist, kann die Politik bestimmen. Dann wird Bayern zum „kontrollierten Bärenland“. Der „Problembär“ gehört der Vergangenheit an. Er bleibt auf Bruno beschränkt. ek