Nach zwei Jahren Corona-Pause traf sich die Hopfenwelt letzten Mittwoch vor dem Dr. Hopfenmuseum: Michaela Kaniber, die bayerische Landwirtschaftsministerin, Adi Schapfl, Präsident der deutschen Hopfenpflanzer und Aufsichtsratschef der HVG, sein Geschäftsführer Dr. Erich Lehmair und Peter Hintermeier, Barth-Haas-Geschäftsführer sowie Sprecher des Hopfenhandels. Vor ihnen saßen Behördenvertreter, Geschäftsführer verschiedener Einrichtungen rund um Bier und Hopfen, Politiker, Wissenschaftler und die Presse. Wegen des Stargasts, dem Bayer. Ministerpräsidenten Markus Söder, der auf dem Hof der Familie Weiß in Schillwitzried zum Einhängen des Hopfens dazu stieß, mussten alle Programmpunkte um eine Stunde nach hinten verlegt werden.
Doch das Wolnzacher Terrain gehörte der Schirmherrin Kaniber ganz alleine. Sie nutzte es, um mit viel Herzlichkeit zu zeigen, dass sie ganz nah an den Problemen der hallertauer Pflanzen ist und speziell mit Adi Schapfl einen sehr engen Kontakt pflegt. Michaela Kaniber, die Wirtstochter, steht voll und ganz zur Hallertau. Selbst auf dem Weiß-Hof gelang es ihr, Söder rhetorisch an den Rand zu drängen. Der hielt sich mit seinen Attacken gegen die Berliner Ampelregierung überraschend kurz und besann sich, dass Bier und Hopfen das Ansehen Bayerns in der Welt wesentlich prägen. Söder als ehemaliger Heimatminister.
Es lag an Schapfl und Hintermeier, die diesjährige Ernte abzubilden in Zahlen und Problemen. Das Jahr war zu heiß und zu trocken. So werden 20% weniger Ertrag und Alpha erwartet als im Vorjahr, das freilich außergewöhnlich gute Zahlen und Inhalte bescherte. So bilden Vorräte das Beruhigungspolster für die Brauer, die noch dazu preiswert angelegt wurden. Andererseits ist der Vertragsmarkt zum Erliegen gekommen. Die hohen Preissteigerungen bei Energie, chemischen Produkten bis hin zu Draht reißen ein großes kalkulatorisches Loch in die Bilanzen der Pflanzer. Bei den bestehenden Verträgen rechnet Schapfl mit einem Verlust von 30-50% des Umsatzes. Wie soll es da weitere Preisvorhersagen und Preisbindungen geben? Doch Schapfl sieht die Krise als eher kurzfristig an. In 2023 wird alles neu zu bewerten sein.
Doch der Klimawandel mit großer Hitze und geringen Niederschlägen hält an, wird sich verschlimmern. Schapfl forderte Unterstützung bei der Speicherung von Oberflächenwasser aus dem Frühjahr. Die USA kennen nur Hopfenanbau mit künstlicher Bewässerung. Es gibt Hüller Sorten, die Hitze und Trockenheit besser angepasst sind. Doch die Brauer sehen sich noch nicht veranlasst, sie einzusetzen. Wenigstens stimmte Peter Hintermeier zu, dass die Flächen für Herkules, Perle und Tradition nicht zu groß seien. Ein Wasser aus dem Boden zur Bewässerung der Anlagen sei nicht ausweitbar. Schapfl: „Wir wollen nie die Trinkwasserversorgung gefährden“.
So war es logisch, dass der Wasserexperte aller bayerischen Ministerien, Prof. Dr. Martin Grambow, als Referent geladen war. Er mahnte hart, wohin sich Bayern und die Welt mit dem Klimawandel hinbewegten. Wenn die Wälder stürben, endete die Zivilisation in Bayern. Die Zeitspanne sei nicht mehr so groß. Prof. Grambow setzt auf Wasser-Rückhaltlösungen für die Landwirtschaft. In der Diskussion kam die Frage auf, warum eine fertige Technik des Regnenlassens nicht ausprobiert würde. Für Minister Kanibes vermutlich ein wesentlicher Grund, mit Prof. Grambow aus dem Umweltministerium, zur Hopfenrundfahrt Verstärkung angefordert zu haben.
Prof. Grambow begründete die abwartende Haltung mit noch nicht völlig forschten Nebenwirkungen der Technik von Weathertec. Mit „Risiken“ lassen sich wirklich in der Öffentlichkeit Barrieren verteidigen, obwohl keine Risiken explizit benannt werden können. Es blieb bei einer höflichen Begegnung zweier Seiten. Doch intern wünscht Prof. Grambow, diese Technik zu erproben und wissenschaftlich aufzuarbeiten. Sie wäre wesentlich günstiger als der Bau von Regenrückhaltebecken und universeller einsetzbar, wie z.B. zur Verhinderung von Sturzfluten und Waldbränden oder zur großflächigen Beregnung von Wäldern. ek