Bei ihrer virtuellen Hauptversammlung letzten Dienstag zeigte sich die HVG sehr stabil. Der Bilanzgewinn von 3,36 Mio. Euro entsprach dem des Vorjahres trotz einer Sonderabschreibung von 1,03 Mio. Euro auf die Beteiligung von 10 % an der Bioerdgas Hallertau GmbH und bewusster Einpreisung von Risiken. Die Genossen erhalten eine Kapitalrendite von 3 % ausgeschüttet. So ergibt sich ein „internes“ Ergebnis von 1,3 Mio. Euro (Vorjahr 1,1 Mio. Euro). Auf Rückvergütungen u.ä. müssen freilich die Anteilseigner noch verzichten. Dadurch konnte das Eigenkapital von 58,6 Mio. Euro auf 59,9 Mio. gesteigert werden. Eine sehr solide Basis bei einem Umsatz von 89,4 Mio. Euro (Vorjahr 91,4 Mio. Euro).
Diesen Zahlen ist nicht anzusehen, dass sie für das Corona-Krisenjahr 2020/21 stehen, also einem durchgängigen Jahr mit allen Problemen aus der Pandemie: Der Ausstoß der Brauereien weltweit sank um 5 % oder um 100 Mio. hl, wobei die Hopfennachfrage um 7-8 % zurückging. Es traf nämlich auch die hochhopfigen Craftbiere (-9 %). Die gute Ernte ’20 erhöhte so die Lagerbestände. Die HVG beziffert sie auf 40,8 Mio. Euro (nach 27,4 Mio. Euro), wobei sie aber größtenteils verkauft waren. Sie beanspruchen aber die Liquidität des Unternehmens. Die Brauer kauften auch nur so viel Hopfen wie sie unmittelbar brauchten. Andererseits gab es bei Hopfen nie ein Lieferkettenproblem, noch Transportprobleme, obwohl diese Kosten stiegen.
Zur Abschreibung bei der Bioerdgas GmbH führte Dr. Pichlmaier eine Reihe von Problemen an: Obwohl der Gasausstoß wie geplant erreicht wurde, blieben in 20/21 die Gaspreise, sprich Ertrag, konstant, während die Kosten für den Zukauf von Futter Mais u.ä. für die Bakterien stiegen. Dadurch spannte sich die Geschäftslage an. Für 2021 erhofft sich der Vorstand aber bessere Gaspreise. Dr. Pichlmaier erläuterte auch die Risiken, die eine entsprechende Bewertung der Bilanzpositionen nach sich ziehen. Höhere Lagerbestände sind abzuwerten, insbesonders wenn der Freihopfenpreis sinkt. Es steigen in eines Überproduktion auch die Vertragsrisiken. Bei einer Weltproduktion von 13 100 to Alpha bei einem Weltbedarf von nur 11 000 to Alpha ist die Differenz entsprechend niedriger anzusetzen, auch wenn diese Vorräte in einem Ernte-Krisenjahr bitter nötig werden, also dann auch einen außerordentlichen Gewinn bieten.
Insgesamt stagnierte der deutsche Hopfenexport (nach 205 939 to nur 202 371 to), was auf die Braukrise zurückzuführen ist – selbst wenn höhere Preise für ein Plus sorgen hätten sollen. Es kann überhaupt von Glück gesprochen werden, dass die Hopfenpreise einen solchen Verlauf genommen haben. Doch auch für das laufende Jahr und der damit eingebundenen Ernte ’21 mit hohem Alpha zieht Dr. Pichlmaier hohe Stabilität. Es wird mit einem ähnlichen Ergebnis gerechnet. Die Vorräte werden weiter steigen. Den Brauern machen hohe Kostensteigerungen bei Energie u.ä. zu schaffen. Das Hopfenvertragsvolumen wird sich aber verengen. Dafür sollen die Craftbiere von der HVG besser beliefert werden, d.h. dass deutsche Hopfen für sie attraktiv gemacht werden sollen. Auch neue Hopfensorten zählen zu den Chancen.
Die Übernahme der Geschäftsführung des Dt. Hopfenpflanzerverbandes durch Dr. Erich Lehmair in Doppelfunktion erforderte eine gewisse interne Umorganisation. So übernimmt Dr. Johannes Stampfl spezielle Aufgaben. Die Leitung in Mainburg ging an Gabelsberger. Das Verhältnis zwischen Vorstand und Aufsichtsrat bezeichnete Vorsitzender Adolf Schapfl als sehr vertrauensvoll. Schapfl führte durch die Versammlung, musste aber zu Beginn mit einer technischen Panne vorlieb nehmen. So freuen sich alle, bei der nächsten HV sich wieder Live treffen zu können. Eine beabsichtigte zusätzliche Übertragung per Video muss die Kritik erst überleben. ek