Im Regensburger „Zentrum für junge Kultur“ eröffnete letzten Mittwoch eine Ausstellung zum Thema „Heimat“ mit Fotografien von Studierenden der Uni, die sich ein Semester lang mit der Bedeutung von „Heimat“ auseinandersetzten. Eine Professorin, Simone Egger, Uni Klagenfurt, referierte zum Heimatbegriff. Es blieb aber bei unscharfen Konturen. Auch die Ausstellung schafft es nur, den Begriff weit zu fassen, den an sich örtlichen Bezug mit Gegenständen, die geliebt werden, zu verbinden. Heimat = wo man gerne ist? Andererseits ist Heimat eng mit Herkunft verknüpft. Ein Wolnzacher, v.a. wenn er im Markt aufgewachsen ist, wird also mit „in Wolnzach beheimatet“ gleichgestellt. In Wolnzach haben aber viele eine zweite Heimat gefunden z.B. die Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg.
Doch ein Bürger, der nach Wolnzach gezogen ist, um für seinen Job ausserhalb Wolnzachs eine nahe und günstige Unterkunft zu finden, wird noch nicht in Wolnzach automatisch Heimat erleben, sich als Wolnzacher bezeichnen. Es gehört also eine gewisse Liebe zum Ort dazu, zumindest eine stark positive Einstellung. Den Begriff der Heimat gibt es im Englischen nicht. Wenn sich die Ausstellung der Medienwissenschaftler „Home Sweet Home – und wo bist zu zuhause?“ nennt, dann schwenkt sie vom Heimatbegriff schon wieder hin zum Haus, zur Adresse. Hier trifft sie auf den Spruch „My home is my castle“.
Das Genre der „Heimatfilme“ oder „Heimatromane“ geht typisch deutsch auf schnulzige Klischees ein, Bayern/Berge/Natur/Tracht. Der Filmfigur Heidi wird der Titel „Meine Heimat sind die Berge“ angehängt. Gefährlich wird es laut Prof. Egger, wenn der Begriff „Heimat“ auf die Politik trifft, wenn Parteien sich als Heimat für gewisse Zielgruppen darstellen. Umgekehrt zwingen die Parteimitglieder auch ihre Vorstellungen der Führung auf. Die „Basis“ formuliert ihre Wertgemeinsamkeiten als politische Heimat. So finden auch die Montagsspaziergänger in ihrer Gemeinschaft eine Heimat.
Lachse kehren zum Laichen dorthin zurück, wo sie selbst gezeugt wurden. Das ist ihre Heimat. Philosophisch wird es bei Albert Camus und seinem Sysiphos. Er rollt seinen Stein bis zum Gipfel, von wo er wieder in die Tiefe stürzt. Camus stellt den Sysiphos aber als glückliche Person dar: der Stein und das Schicksal seien die Heimat von Sysiphos, ja alternativlos. Heimat kann also auch mit Schwierigkeiten und Einschränkungen verbunden sein. Nur die Summe aller Faktoren schafft eine starke Bindung, ein „Nicht-Tauschen-wollen“, wobei auch Gewohnheiten und der Zwang nach Orientierung dies bestärken. „Heimatlosigkeit“ ist negativ besetzt, im Gegensatz zum „Kosmopoliten“, dessen Heimat die ganze Welt bildet. ek