In der Zielgeraden der Impfkampagne geht den Aktiven die Luft aus. Impfskeptiker scheinen ein Drittel der Bevölkerung einzunehmen. Die Impfquote kommt nicht so schnell voran, als sie es müsste, die Delta-Variante erfolgreich abzuwehren. Und die Delta-Variante hat sich überall durchgesetzt. Deutschland steht hier nicht allein im Feuer. Auch in Großbritannien und den USA zeigt sich eine Impfmüdigkeit bei dominanter Delta-Mutante. Die Doppelt-Geimpften spielen sich bei 66 % ein.
Inzwischen ist bewiesen, dass sich Doppelt-Geimpfte auch wieder anstecken können, insbesonders mit dem Delta-Virus. Doch die Krankheit verläuft dann so wie bei ungeimpften Jugendlichen: mit keinen oder geringen Symptomen. In den Krankenhäusern liegen fast keine Doppelt-Geimpften. Nach den Impfungen verläuft Covid-19 wie bei der Grippe. Diese Einsichten sollten also genauso stark verbreitet werden wie die Prozentwerte an Infizierten unter Doppelt-Geimpften. Doch es hapert an der Aufklärung, sowohl durch die Regierung, als auch der Presse. Es ist gut, die Impfungen in die Fläche zu tragen, also auch den Wolnzacher Rathauskeller für einen Tag in ein Impfzentrum umzuwidmen. Aber es genügt nicht.
Dabei wäre es so leicht, bei der riesigen Zahl Geimpfter die wirkliche Gefährdung durch die Impfung statistisch zu belegen. Es muss allen Todesfällen oder starken Beeinträchtigungen nach einer Impfung akribisch nachgegangen und die Ergebnisse müssen objektiv-neutral veröffentlicht werden. Über Late-Covid ist vollumfänglich aufzuklären. Doppelt-Geimpfte haben es eben nicht. Auch sollten wir mehr wissen, wie stark und wie lange infizierte Doppelt-Geimpfte andere anstecken können. Das ist doch ausschlaggebend für alle Anweisungen zur Pandemie-Bekämpfung.
Doch es fehlt am „kühlen Kopf“. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte vor drei Wochen endlich die Einsicht, dass die Inzidenz bei einer Impfquote über 50 % nicht mehr so wichtig sei. Letzte Woche kehrte das RKI zur Inzidenz als Beurteilungskriterium für Einschränkungen allerdings zurück, ohne den Sinneswandel zu erklären, was ja doppelt fahrlässig ist. Die Regierenden folgen zu gerne dem RKI, schließen die relevanten Teile der Wirtschaft und schütten Entschädigungen aus, die sie aus Staatsschulden finanzieren. Was für ein Wahnsinn! Bei zwei Dritteln der Geimpften darf es Einschränkungen nur für echt Gefährdete geben, also nicht geimpfte Erwachsene über 25 Jahren. Und die können sich mit aktuellen Tests den Zugang ermöglichen. Wenn nun das RKI einen Rückzieher vornimmt, dann folgt es selbst einem Angstverhalten, das die Deutschen weltweit in Verruf gebracht hat. Eigentlich müssten nun von Oppositionspolitikern im Wahlkampf Rücktrittsforderungen an den Präsidenten Wieler kommen. Doch es fehlt an intellektueller Schärfe selbst bei der FDP. Die Politik offenbart ihren Sumpf: Es wird doch Einiges immer unter dem Tisch gehalten, selbst wenn es „dem Volk“ schadet. Dieses Mißtrauen drücken die Impfgegner aus.
Wenn es eine 4. Lockdown gibt, dann fällt er unter Staatsversagen. Der Bürger und vor allem die Wirtschaft dürfen die gerade gepriesenen Verhaltensmuster von Sophie Scholl und der Weißen Rose einnehmen: zum aktiven Widerstand aufstehen. Ex-Dehoga-Vorsitzender Wiggerl Hagn formulierte es letzte Woche so: „Die Wirte werden ein weiteres Zusperren ihrer Betriebe nicht mehr hinnehmen – und geöffnet lassen“. Das schließt nicht aus, nur Genesene und Doppelt-Geimpfte und vor Ort negativ Getestete einzulassen und die Hygiene-Regeln zu befolgen. Dann ist das Volk klüger als seine Politik-Kandidaten. Wir können nur hoffen, dass die AfD nicht auf diesen Ansatz im Wahlkampf aufspringt. ek