Als am Freitag die Neuinfektionen wieder exponentiell stiegen, blieb der Politik nichts anderes übrig, als einen harten Lockdown schnellstmöglich zu verhängen. Beim leichten Lockdown wurden ja schon Gastronomie, Tourismus, Kultur, Messen und Veranstaltungen heruntergefahren. Und dennoch kam es nun zum Infektionsrekord. Nun trifft es wieder Schulen, Kitas und Einzelhandel. Und das vor Weihnachten. Vielleicht haben die Menschenmengen, die an den ersten drei Adventssamstagen in die Innenstädte drängten, doch zu viel Durchmischung, zu viele Kontakte geschaffen, obwohl alle mit Masken unterwegs waren. Doch was das für das Überleben der Geschäfte bedeutet! Im Endspurt wird alles im Internet eingekauft.
In den Kitas und Schulen bleiben zwar die Beteiligten kostant, doch wenn in diese Systeme Infizierte eindringen, treten sie als Multiplikatoren auf. Im Unterricht werden zwar Masken getragen, aber im Pausenhof weniger und gerade dort lassen die Abstände auch zu wünschen übrig. Solche Schwachstellen lassen Schließungen nötig werden. Und wenn die Kinder und Jugendlichen das Virus in die häusliche Gemeinschaft tragen, dann erwischt es schnell ganze Gruppen. Wenn sie sich dann im Anfangsstadium mit einer anderen häuslichen Gruppe trifft, entsteht erneut eine Übertragungsbrücke, gleich ob 5 oder 10 Personen zugelassen sind.
Den Einzelhändlern bleibt nichts anderes übrig, als schnell auf „to go“ umzuschalten. Alle mit Internetshop brauchen nur noch den Lieferservice anzuhängen, schon bricht das Geschäft nicht ganz zusammen. Umtauschrechte müssen auf 14 Tage nach Aufhebung des Lockdowns ausgedehnt werden. Dann wird improvisatorisch die Lücke geschlossen. Wer keinen Internetshop hat – das sind die meisten – kann nur seine Schaufenster so ausgestalten, dass telefonisch bestellt werden kann. Die Lieferung zum Kunden wäre identisch mit dem digitalisierten Händler. Es muss halt schnell gehandelt werden, wenn nur noch eine gute Woche bis zum Hl. Abend als Aktionsraum übrig bleibt. Die Verbände fordern Entschädigungen. Doch die Großzügigkeit der Politik gerät an Grenzen.
Das wird verständlich, wenn auf den Januar und den ganzen Winter geschaut wird. Lockerungen ab 10. Januar sind illusorisch. Wir müssen eher davon ausgehen, dass die Zahlen sich nur langsam abbauen und die Kliniken noch lange an der Kapazitätsgrenze bleiben. Corona-Patienten müssen oft lange beatmet werden. Generell ist der Krankenhausaufenthalt so lange, dass auch bei stagnierenden Neuinfektionen die Kliniken überfordert werden. Die Politik setzte nicht auf die Verbesserung der Medikation gegen Covid-19. Das rächt sich nun. Die Zulassungen müssen eilig durchgeführt werden. Bei Medikamenten können aber viele Nebenwirkungen auftreten. Lediglich Antikörper hätten das Zeug zur Rettung ohne starke Nebenwirkungen. In den USA bekam Regeneron eine Notzulassung für Antikörper letzte Woche.
Für deutsche Entwicklungen müssen erst noch die Förderrichtlinien ausgearbeitet werden. Danach brauchen Antikörper-Medikationen noch mindestens 6 Monate bis zur Notzulassung. Hier kann der deutschen Politik wirklich der Vorwurf gemacht werden, sich auf die 2. Welle nicht genügend vorbereitet zu haben. Es gab aber warnende Stimmen und Bittsteller für die Entwicklung von Antikörpern.
So kann es nun sein, dass bis Ostern der neue Notstand zementiert bleibt. Was einmal geschlossen ist, wird nicht öffnen. Eltern werden ihre Kinder wieder zuhause betreuen müssen. Die Ausrüstung für die Videoschule ist nicht schnell genug umgesetzt worden. Wie immer braucht die Bürokratie zu lange, die Beschlüsse der Politik in die Praxis zu bringen. Es liegt an der Jahreszeit: Hier staut sich die Viruslast in den Räumen. So gesund es wäre, im Freien zu sein, um so mehr kollidiert dies mit der Ausgangssperre. Der leichte Lockdown scheiterte an der Unbekümmertheit der Bürger, an beschränkten Mitteln des Infektionsschutzes, an Ausnahmeregelungen wie z.B. die Schulen geöffnet zu halten oder der Wirtschaft das Weihnachtsgeschäft nicht zu zerstören.
Und nun die zweite Katastrophe mit vermutlich noch verzweifelteren Einschränkungen der Freiheit. Die wirtschaftlichen Schäden werden noch höher ausfallen als im Frühjahr Shutdown. Auch die psychologischen Belatungen werden erneut und verstärkt auftresten. Trotz Tests in Hülle und Fülle wird es ihnen nicht gelingen, dem Infektionsgeschehen Herr zu werden. Wo sind die geforderten Super-Masken und UV-Geräte? Wir dürfen die Weihnachtsfeiertage nutzen, uns neue, bessere Lösungen für die aus dem Sommer bekannten Probleme einfallen zu lassen. ek