Das 75. Hallertauer Volksfest erlebte im Jubiläumsjahr den größten Festzug, den Wolnzach je auf die Beine stellte, es war auch vom Wetter sehr begünstigt: kein Regen, wenn auch Temperaturen bis 35° C. Die Gäste aus Poperinge steigerten sich auf über 200. Es passte einfach alles. Der Festplatz wurde neu gegliedert. So entstand eine zusätzliche Bucht, an der ein bildschönes Riesenrad steht, assistiert von der letzten Jahres vermissten Schiffschaukel. Symbolisch drückte das Riesenrad aus, dass Wolnzach nach oben geht, also eine neue Aufbruchsstimmung. So herrschte schon zur Bierprobe eine Ausgelassenheit auf dem ganzen Gelände, getragen von vielen jugendlichen Besuchern. Die stärkste Bierprobe aller Zeiten.
Zur Eröffnung des Jubiläumsvolksfestes versammelten sich Ehrengäste, Bedienungen, Marktkapelle und die Wolnzacher Vereine wie gewohnt am Samstagnachmittag auf dem Marienplatz. Doch nach 15 Minuten hieß es, wir haben kein Bier mehr zum Ausschenken: 750 Halbe waren über den Tresen gegangen. Es fielen Böllerschüsse, bevor sich der Zug zum Volksfestplatz formierte, angeführt von der Marktkapelle. Aber auch die Königliche Harmonie St. Cecilia in ihren bildhübschen Uniformen spielte im Zug und viele Vereinsabordnungen ließen ihn so lange werden wie noch nie. Die Tonellis in ihren blauen Jacken stachen heraus.
Zum Anzapfen genügte Bürgermeister Jens Machold ein einziger Schlag, ein Rekord. Das kühle Augustiner stieß auf viele trockene Kehlen. Machold begrüßte alle Gäste, darunter viele Bürgermeister aus den Nachbargemeinden, Landrat Albert Gürtner und die Abgeordneten Karl Straub und Christian Moser, und stimmte auf die Festtage ein. Leslie Roy, Präsident des Welthopfenverbandes war aus den USA gekommen. Der Poperinger Bürgermeister Christof Dejaegher würdigte die Patenschaft und die herzliche Aufnahme seiner Mitbürger in Wolnzach. Tags zuvor hatten sich schon 10 Tische mit Poperingern im Bierzelt gefüllt. Die Marktkapelle hatte belgische Musikstücke vorbereitet, bei denen die Poperinger begeistert mitsangen. Selbst die externen „Schlossberg-Musikanten“ am Sonntagmittag im Bierzelt spielten das Poperinger Lied.
Die beiden Bürgermeister folgten nach der Volksfesteröffnung einer Einladung der Wolnzacher Schützen zu Ehren ihrer Poperinger Kollegenschützen, die eine starke Delegation zur Teilnahme am Festzug nach Wolnzach entsandten. So trafen beide später beim Festabend des Gewerbeverbands im „Strawanza“ ein. Erstmals zeigte das Lokal einen besonderen Veranstaltungsraum im anschließenden Gebäude, verbunden durch einen Biergarten (siehe gesonderten Bericht).
Am Sonntagmorgen beging die Kirche St. Laurentius ihr Patrozinium, wozu die belgischen Gäste besonders eingeladen waren. Sie erlebten vom Wolnzacher Kirchenchor mit einem mittelgroßen Orchester ein großartiges Konzert, die Maria Zeller Messe von Joseph Haydn. Die Hopfenköniginnen und Bürgermeister beider Kommunen verlasen die Fürbitten in Deutsch und Flämisch. Erst um 10.45 Uhr legten die beiden Delegationen herrlich gesteckte Kränze am Kriegerdenkmal ab. Die Harmonie St. Cecilie spielte die Nationalhymnen und führte danach den Zug an mit Ziel Festzelt, wo dieses Jahr kein Festakt stattfand, sondern gleich mit der Bewirtung begonnen wurde. Die Festküche von Christian Wagner wurde sehr gelobt. Deshalb hielt Christof Dejaegher seine Freundschaftsrede auf der Volksfesteröffnung.
Doch schon lag Spannung in der Luft. Die Formierung des Festzugs in der Hopfen- und Wendenstraße begann. Ein Aufmarsch an Sanitätsfahrzeugen zeigte, die Sicherheit aller Gäste sollte garantiert sein. Mit Vorführungen und Sondereinlagen vor der Ehrengäste-Tribüne dauerte der Umzug eindreiviertel Stunden. Zur richtigen Zeit kam ein kühlendes Lüftchen auf. Zusammen mit den verteilten und verkauften Getränken konnte die Hitze nichts antun. 1.700 Mitwirkende, rund 200 prächtige Pferde, perfekte Kostüme und viele Themen aus der Geschichte Wolnzachs und seiner Gewerbe, aber auch Teilnehmende aus Ingolstadt und der ganzen Hallertau schufen ein Spektakel wie es farbenfroher und origineller nicht sein hätte können. Eine meisterliche Abschlussleistung von Gerlinde Reinsch und ihrer Assistentinnen. In fünf Jahren, zum nächsten Festzug, wird eine Nachfolgerin viel zu vollbringen haben.
Nach dem Festzug waren alle Mitwirkenden auf dem Turnierplatz Schäch an der Wendenstraße geladen, wo sie bewirtet wurden und die Harmonie St. Cecilie mal ganz andere Musikstücke vortrug. Eine perfekte Organisation bis zum Ende. Wir können auf Wolnzach stolz sein. ek
Foto: Eduard Kastner