Das größte Hopfenhandelshaus BartHaas hat letzten Dienstag seinen „Bericht 2024/25“ veröffentlicht. Anton H. Meier und BarthHaas-Geschäftsführer Thomas Raiser stellten ihn in einer virtuellen Pressekonferenz vor. Pressemeldungen waren vorbereitet und fanden schnell in den Medien Einzug. Akribisch wurde die weltweite Hopfenerzeugung erfasst – nach Sorten, Mengen, Alphagehalt und Vorvertragsquote. Dem steht die globale Biererzeugung gegenüber, ebenso aufgeschlüsselt nach Ländern/Kontinenten und Brauereien. Während der Weltbierkonsum in hl. Stagnierte (– 0,3 %) ging die Hopfenanbaufläche 2024 deutlich zurück (USA – 18 %). Wegen der hohen Vorvertragsquote verzeichnete die deutsche Anbaufläche nur ein Minus von 340 ha. In Folge kam Deutschland wieder an die Spitze der Hopfenerzeuger. Noch wichtiger sind freilich die verbalen Begleitinformationen, insbesondere die Ausblicke.
So seien die Hopfen vertraglich an die Brauer verkauft, aber nicht verbraut. Die Lager des Handels sind übervoll. Die Ernte 2024 wurde wegen des ausreichenden Regens als „gut“ gefeiert. Es handelte sich aber nur um eine statistisch durchschnittliche Ernte, wenn ha-Ertrag und das Alpha gemessen werden. Durch die große Fläche fiel sie aber viel zu stark aus, also überschwemmte sie die Lager noch mehr. Für 2025 wurde in Deutschland die Fläche stärker zurückgefahren (– 7 %). Wegen auslaufender Verträge wird die Rodung in Deutschland erst 2026 stark ausfallen (– 20 %). Einher werden Betriebsaufgaben gehen. Erkennbar ist auch ein Umlegen von Aromasorten wie „Perle“ und „Hallertauer Tradition“ auf „Herkules“ und Randbittersorten (z.B. „Polaris“ und „Titan“).
BarthHaas erklärt die zurückgehende Hopfennachfrage der Weltbrauwirtschaft mit geänderten Biertrends. So konnten Mainstream-Biere mit geringer Hopfung wieder Marktanteile zurückerobern. Alkoholfreie Biere sind stark gefragt. Warum sie aber ein Grund sein sollen für geringeren Hopfeneinsatz, erklärte der Bericht nicht. In der Craftbier-Szene brach hingegen die Hopfennachfrage deutlich ein. Es werden effizientere Hopfenprodukte eingesetzt und die Hopfung werde gefälliger, nähert sich „Normalbieren“ an. Das bedeutet vor allem für die USA weitere Flächenaufgaben. So könnte Deutschland seine Spitzenposition doch noch verteidigen. Die USA haben den Vorteil, dass durch die gesicherte künstliche Bewässerung der Hopfenanlagen die Erntemengen viel besser dem zu erwartenden Bedarf angepasst werden können.
Wegen des Redaktionsschlusses im Juni ´25 kann der Bericht über die deutsche/europäische Ernte 25 keine Prognose abgeben. Aus dem guten Regen im Juli kann aber die Erntemengen an das Niveau von 2024 heranreichen. So werden die Lager eine komplette Ernte zusätzlich vorhalten und finanzieren. BarthHaas spricht nicht direkt von einer großen Krise im Haus, doch die Bezeichnung „große Herausforderungen“ umschreibt sie sportlich. Sie wird eingeordnet in andere schlechte Zeiten, die das Hopfenhaus aushalten musste – und überlebte. Kann die Finanzierung der Lager den Brauern übertragen werden, die ihre bestellten Hopfen nicht im Jahr nach der Ernte abriefen? Die großen Braukonzerne werden dies locker tragen können, während der Mittelstand schon jetzt unter hohen Energie- und Lohnkosten ächzt. Die Krise hat nun alle erreicht: den Erzeuger, dem Verträge entzogen werden, dem Handel, der in Lagermengen ertrinkt und dem Brauer, der nicht auf seine Kosten kommt. Preisaktionen von Bieren größerer deutscher Brauereien in Supermärkten bringen das Dilemma auch in diese Unternehmen.
Interessanterweise stellt der Bericht fest, dass in Russland mehr Bier getrunken wird. 2024 überrundeten die russischen Brauereien die deutschen im Ausstoß. Die großen waren bis zum Ukrainekrieg in der Hand internationaler Braukonzerne, wurden dann aber an russische Investoren übergeben. China führt den Bierkonsum an, weit vor den USA, verzeichnete in 2024 einen leichten Rückgang. Der chinesische Hopfenanbau kommt nur in einer Statistik des Berichts vor. Von 23 auf 24 stieg die Fläche von 2601 ha, auf 2720 ha während die Erntemenge von 6580 to auf 6325 to sank, entsprechend das Alpha von 475 to auf 457 to. Der russische Hopfenanbau kann nur geschätzt werden. Er steigerte sich um 50 ha und 40 to, während die Ukraine um 30 ha und 40 to schrumpfte. Der Alphagehalt lag niedrig bei: 4,7 % (RUS) und 4,6 % (UE). Auf dieser Länderseite finden sich viele Anbauländer, die nicht explizit beobachtet werden. Bemerkenswert ist freilich Belgien: Die Anbaufläche sank in 2024 auf 177 ha. Sie erbrachten 266 to Hopfen bzw. 23 to Alpha (Alphagehalt: 8,8% / Deutschland im Durchschnitt 10,9 %). ek
Foto: Eduard Kastner