Es gibt sie noch: die Wunder. Zumindest erlebten es die Wolnzacher Gemeinderäte in der letzten Sitzung. Eigentlich plagten alle Finanzierungsnöte. Sollen neue Kredite aufgenommen werden? Seit der Schuldenkrise stehen die Wolnzacher Gemeinderäte ihnen sehr skeptisch gegenüber. Doch dann verkündeten Kämmerer und Bürgermeister, dass von einem Unternehmen über 5 Mio. € Gewerbesteuer geleistet wurde. Sie sind auch schon eingetroffen. Ein ganz großes „Geschäft“ musste versteuert worden sein – ohne derlei Ereignisse in den Vorjahren? Da staunen selbst die sogenannten großen Gewerbesteuer-Zahler des Marktes.
Doch die Lösung des Rätsels ist viel einfacher. Die Firmengruppe ARS-Altmann hat zwar ihren Hauptsitz in Wolnzach, unterhielt aber viele Firmen über ganz Deutschland. Bislang wurde der Gewinn jeweils bei diesen Firmen versteuert. Nun aber fällt fast alles auf den Hauptsitz Wolnzach. Vor Jahren ergab sich für Wolnzach schon das Gegenteil. Mehrere Millionen musste der Markt wieder herausrücken, weil das Ergebnis auf die verschiedenen Standorte verteilt wurde. Auch dieses Mal bleibt für Wolnzach das Risiko der Anerkennung durch den Betriebsprüfer des Finanzamtes. Wenn es dabei bleiben könnte, hielt der Geldsegen für Wolnzach an – womöglich nicht in dieser Höhe, weil der Betrag evtl. aus mehreren Jahren aggregiert ist.
So muss der Geldsegen sehr vorsichtig ausgegeben werden. Am besten wäre die Tilgung von Schulden, damit bei einer Nichtanerkennung wieder diese Schulden aufgenommen werden könnten. Andererseits könnte sich der Markt überlegen, den Gewerbesteuerhebesatz wieder auf 300 zu reduzieren. Das wäre die Option, wenn die Transaktion anerkannt wird und so der Hauptgewerbesteuerzahler noch besser an Wolnzach gebunden werden könnte. Es ist erwiesen worden, dass Steuersenkungen zu Mehreinnahmen bei den Steuern führen. Es verlegen dann mehr Unternehmen ihren Sitz nach Wolnzach. In Grünwald besteht immer noch ein Hebesatz von 200. Der Fiskus sieht dies mit Argusaugen, da sich viele Briefkastenfirmen in Grünwald ansiedelten. Auch im Ebersberger Forst gibt es ein Pseudo-Dorf mit einem minimalen Hebesatz, aber ohne Produktion.
So ist geplant, den Hebesatz auf mindestens 280 Punkten per Gesetzt festzuschreiben. Aber ob dies kommt, kann niemand garantieren. Ein anderer Ansatz ist die Kontrolle der Firmentätigkeit. Scheinfirmen sollen so enttarnt werden. Im Landkreis Pfaffenhofen haben nur Hettenshausen, Ilmmünster und Jetzendorf einen Hebesatz von 310. Die Kreisstadt liegt bei 390 . Unlängst appellierte die IHK an die Gemeinden, keine Steuererhöhungen vorzunehmen, solange die Wirtschaft stagniert. Mit Trumps Zöllen und der Krise in der Automobilindustrie wird dies noch länger anhalten. Für ARS-Altmann scheint es hingegen gut zu laufen.
Nicht alles vom Einnahmesprung wird im Markt bleiben. Es geht die Kreisumlage weg. Insofern kann sich auch der Landkreis freuen. An Bayern und den Bund ist ebenfalls eine Umlage abzuführen.
ek
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