Der Regionalausschuss Pfaffenhofen der IHK traf sich letzten Montag in Alberzell beim Bauunternehmen Irrenhauser & Seitz. Nach einer Besichtigung einer Werkhalle, deren Außenwände aus gepresstem Lehm bestehen, stieß zur Sitzung der Hauptgeschäftsführer der IHK, Dr. Manfred Gößl, dazu, ein außerordentliches Ereignis. Dr. Gößl hatte einen besonderen Vortrag im Gepäck: Die Lage der deutschen Wirtschaft. Dazu wertete die IHK viele Zeitreihen von Daten u.a. zu Exporten, Inflation, Auslastungen, aber auch die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfragen aus, die Dr. Gößl in ein Gesamtbild überführte. Fazit: Die Lage ist viel schlimmer, als in den Medien dargestellt.
Die deutsche Wirtschaft ist im Wachstum schon seit 10 Jahren stark zurückgefallen. Derzeit stagnierten sie und daran wird sich in 2025 noch wenig ändern. Während die USA und China kräftig wuchsen, fiel ganz Europa zurück mit Deutschland als Schwergewicht. Die EU hat sich viele Selbstbeschränkungen auferlegt, die Deutschland noch verstärkt und konsequent umsetzt. So klagen die Unternehmen über viel zu starke Bürokratie. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der durch die demografische Entwicklung Jahr für Jahr größer wird. Ohne qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland könne der deutsche Wohlstand nicht erhalten werden. Zudem bindet die öffentliche Hand immer mehr Arbeitskräfte, die der Wirtschaft fehlen. Auch ein Ausdruck der vermehrten Bürokratie.
In Bayern werde zwar jeder zweite Euro durch den Export verdient. Doch es wird übersehen, dass die Importe die Exporte schon seit Jahren überholt haben. Bayern lebt so über seine Verhältnisse. Zudem wird zu wenig investiert. Die Verunsicherung durch die Ampel-Regierung und das fehlende Vertrauen in die Politik verursachte, dass Investitionen geschoben oder abgesagt werden. Wer kann verlagert sie ins Ausland, wo zudem die Energie und die Lohnkosten viel niedriger anfallen. Die Krise begann aber schon unter der Merkel-Regierung. Sie verhinderte nötige Reformen. Die ideologische Wirtschaftspolitik der Ampel führte dann völlig in den Abstieg. Wenn nun die Automobilindustrie Leute entlässt und Werke schließt, ist es ja schon zu spät. Sie war der Wachstumsmotor Deutschlands seit 20 Jahren. Nur noch Pharma wuchs, aber schwächer. Alle übrigen Branchen schrumpften. Dieser Trend lasse sich nur sehr schwer umkehren.
In Deutschland muss wieder mehr gearbeitet werden. Die Produktivität muss steigen. Lohnzurückhaltung ist nötig. Dann steigen die Exporte Deutschlands. Es muss ein positiver Außenhandelsüberschuss zurückkehren. Die Unternehmen sind zu entlasten, steuerlich und von staatlichen Auflagen und Kontrollen. Mehr Marktwirtschaft setze Kräfte frei. Nur mit einer gesunden Wirtschaft können ökologische und soziale Ziele angegangen werden. So hofft Dr. Gößl, dass die Merz-Regierung wieder mehr auf die Wirtschaft hört und ihre Anliegen ernst nimmt. Die De-Industrialisierung Deutschlands muss gestoppt werden. Der vermehrte Bedarf an Rüstungsgütern wirke wie ein Konjunkturprogramm, wenn er im Inland gedeckt werden kann. Und die Wirtschaft braucht Planungssicherheit. Dann kommen die Investitionen zurück, können Innovationen in den Markt gebracht werden und steigt die Wettbewerbsfähigkeit. Die Politik müsse der Wirtschaft Vertrauen entgegenbringen. Gemeinden sollten wie ein Unternehmen geführt werden. Seniorchef Martin Seitz hatte dies geäußert bei seinem Vortrag zur Energiewende in der Gemeinde Gerolsbach, der er seit langem als Bürgermeister vorsteht. In Gerolsbach ist die Energiewende seit langem vollzogen. ek
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