Entgegen dem weltweiten Trend des Bierausstoßrückgangs zeigten die Bayerischen Brauer in 2024 ein positives Wachstum von 1,6 % auf 26 Mio. hl. Während der Inlandsabsatz sich behauptete, stiegen alkoholfreie Biere (+5 %, 2,25 Mio. hl) und der Export (+2,44 %, 5,86 Mio. hl). Dies wurde auf der Jahrespressekonferenz des Bayerischen Brauerbunds (BBB) letzten Donnerstag von Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Ebbertz und Vizepräsident Dr. Michael Möller, ansonsten Chef des Hofbräus und der Gesellschaft für Hopfenforschung, verkündet. Dieses Plus kommt auf den richtigen Gebieten: bei alkoholfreien Bieren und Biermischgetränken findet kaum Preiswettbewerb statt. Das gilt noch mehr für die ins Ausland gelieferten Biere. Dennoch stiegen die Löhne zu stark und die hohen Energiekosten beim Brauen und Kühlen belasten die Erträge. So stellte der BBB ein Positionspapier an die zukünftige Bundesregierung vor. Darin wird das Senken des Mehrwertsteuersatzes auf 7% für die ganze Gastronomie gefordert, denn bei den Wirten wird ein Großteil des Bieres verkauft.
Im übrigen deutschen Braugewerbe zeigen die Zahlen nach unten. Deutschland gesamt (das gute Ergebnis Bayerns eingerechnet) sank auf 82,57 Mio. hl. (–1,4 %), ohne Bayern lag es gar bei –2 %. So schließen mittelständische Brauereien. Die Zahl der deutschen Braustätten liegt nun bei 1492 (Bayern: 622), wobei die kleinen Craftbrauereien auch stagnieren. Wie in den USA schaffen Craftbiere keine Zunahme mehr, wodurch der Hopfenbedarf nicht mehr wächst. Die US-Hopfenpflanzer waren zu optimistisch, aber haben nun ihre Flächen der Nachfrage angepasst.
Für die Hallertauer Pflanzer ist der Erfolg vor der eigenen Haustür ein Trost in der derzeitigen Marktlage. Das bayerische Helle, mit viel Können gebraut und anspruchsvoll gehopft, erobert gerade die Bierwelt. Dieser Trend hält an. Auch das Trinkverhalten der jüngeren Kunden ändert sich: Sie wählen oft alkoholfreie und leichte Biere. So erweitern fast alle größeren bayerische Brauern ihr Sortiment um alkoholfreie Helle. Selbst Augustiner konnte sich dem nicht verwehren, hatte aber mit dem alkoholfreien Hellen einen regelrechten Hype ausgelöst. Der BBB widerspricht aber auch der Verteufelung von Alkohol generell. Ein bewusster Bierkonsum habe gesundheitlich positive Auswirkungen entgegen verallgemeinernden Studien, die Alkohol in Zusammenhang bringen mit irgendwelchen Krankheiten. Hier komme Ideologie ins Spiel. Bier sei auch keine Droge.
Entscheidend bei alkoholfreien Bieren ist, dass sie hervorragend schmecken. Weißbier alkoholfrei machte es vor. Weißbier spielt noch immer eine große Rolle unter den bayerischen Bieren. Insgesamt sind freilich die Absatzzahlen noch weit vom Niveau vor Corona entfernt. Dr. Möller: „Der Abstand ist zwischenzeitlich unerreichbar groß geworden.“ Post-Corona ist also auch eine Folge der Pandemie für die Wirtschaft. Lediglich der Export bayerischen Biers schaffte in ´24 ein Allzeithoch. 40 % aller im Ausland getrunkenen deutschen Biere stammen aus bayerischen Sudkesseln. Braustätten im Ausland unterhalten bayerische Brauereien nicht. Bayern ist das braustärkste aller deutschen Bundesländer. Am Ende der Pressekonferenz berichtete die Bierkönigin Linnea Klee von ihren vielen Auftritten. Ihre Nachfolgerin wird gerade bestimmt. 20 Kandidatinnen kamen in die engere Auswahl. Frau Klee war die erste Bierkönigin aus dem Landkreis Pfaffenhofen und hatte auch immer ein Augenmerk für den Hallertauer Hopfen. ek
Foto: Eduard Kastner