Der Wahnsinn beginnt

Januar 14, 2025

Zwei Wochen vor seiner Vereidigung bringt Donald Trump bereits die Welt in Aufruhr. Er beansprucht Grönland und den Panama-Kanal. Kanada soll sich als 51. Staat den USA anschließen. Mit Putin will er sich rasch treffen. Von den Nato-Partnern verlangt Trump nun Verteidigungsausgaben in Höhe von 5 % des jeweiligen Bruttosozialprodukts. In Deutschland würden dann 40 % des jetzigen Staatshaushalts auf die Verteidigung entfallen. Komplize Elon Musk beschimpft Scholz und Steinmeier, verherrlicht die AfD, mischt sich also in unseren Wahlkampf ein. Die Plattform X, frühe Twitter, die Musk kaufte, wird zum rechtsradikalen Sprachrohr. Das New Yorker Gericht, das Trump in allen Anklagepunkten verurteilte, erlässt ihm aber jede Strafe. Keiner will sich mit Trump anlegen, weil sein Zorn gefürchtet ist. Am ersten Tag seiner Präsidentschaft wird Trump alle Capitol-Stürmer begnadigen.

Wir wissen, dass Trump sehr gut vorbereitet in seine zweite Amtszeit eintritt. Die Zölle gegen fast alle Staaten werden kommen. Durch den Ausruf des nationalen Notstands will er gültige Verträge mit Kanada und Mexiko nullieren. Viele Wirtschaftswissenschaftler rechneten die Folgen dieser Zölle auf die Inflation der USA vor. Doch Trump weiß alles besser. Letztlich hält er dann sein Wahlversprechen sinkender Preise eben nicht. Er wird die Schuld auf die Handelspartner schieben. Wir dürfen nicht vergessen, dass Trump ein Freund von Lügen und Fake-News ist. Doch wir wissen auch, dass Trump alles durchzieht, was er sich in den Kopf gesetzt hat.

Mit dieser Provokation treibt Trump einen Keil in die westlichen Allianzen, vor allem in die Nato. Grönland gehört zu Dänemark, wird aber völlig selbständig regiert. Die Kanadier lehnten die Anschluss-Gelüste Trumps bereits klar und unmissverständlich ab. Der Panama-Kanal wird militärisch eingenommen. Damit will Trump die wichtigste Wasserstraße der Welt auch kontrollieren, also bestimmen, wer durch sie fahren darf. Grönland hält große Bodenschätze. Sie werden durch das Abschmelzen des Eispanzers in Folge des Klimawandels leichter zugängig. Trump setzt auf die verstärkte Verbrennung fossiler Brennstoffe. Er leugnet zwar den Zusammenhang dieser Verbrennung mit der Erwärmung der Erde, setzt aber auf das Abschmelzen. Putin finanziert seinen Ukraine-Krieg aus dem Verkauf von Öl und Gas. Am havarierten Tanker in der Ostsee wurde die Schattenflotte Putins in die Schlagzeilen getragen. Wenn Russland, die USA und vermutlich China von einem aktiven Klimaschutz abrücken, wird die EU sein einziger Verteidiger sein. Schon schraubt Söder die Klimaziele Bayerns zurück.

Die EU wird gezwungen, die westliche Werteordnung zu verteidigen. Sie kann auch den Klimaschutz nicht aufgeben. Damit kommen Techniken ins Spiel, die dies auch erreichen wie z.B. die Begrünung der Sahara. Deutschland muss in der EU wieder die Führungsrolle übernehmen. Es kommt also zu einem ideologischen Streit zwischen Trumps USA und der nächsten Bundesregierung. Österreichs FPÖ steht auf der Seite Trumps. Die ÖVP wäre also gut beraten, die Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ abzubrechen. Neuwahlen erfordern Zeit. Sie ist nötig, um die Gefahr Trumps für Europa bei den Wählern ankommen zu lassen. Setzt Trump auch in Frankreich auf die Rechte? Muss Europa nun mit Einflussnahme auf die Wähler aus den USA rechnen?

Trump wird die militärische Unterstützung der Ukraine zum Spielball seiner Macht werden lassen. Das setzt Europa unter Druck. Es geht auch nicht nur um einen Waffenstillstand in der Ukraine. Wer sichert Europa vor den Aggressionen Putins? Wird es Sicherheitsgarantien durch die USA überhaupt noch geben? Dann hätte Trump seine Forderung der Anhebung der Verteidigungsausgaben aller Natostaaten auf 5 % des BIPs schnell durchgesetzt. Die neue Weltordnung Trumps hat also durchaus seine Logik. Putin und Trump werden zusammen spielen. Beide sind machtbesessen. Wie Putin sich in Russland seine Macht sichert, gefällt Trump. Trump hat im Wahlkampf erklärt, dass es nach ihm keine Präsidentschaftswahl in den USA mehr geben wird. Wir müssen Trumps Alter als Hoffnungsanker sehen. ek

Foto: Chris Unger / Zuffa LLC