Rückblick: Ein Krisenjahr

Januar 08, 2025

2024 hält die höchste Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Manche sprechen gar seit 100.000 Jahren. Im Kontext des Klimawandels bedeutet dies nichts Gutes: Die Erderwärmung schreitet viel schneller voran, als die Klimamodelle vorhersagten. Es gab auch mehr Flutkatastrophen und Wirbelstürme als in den Vorjahren. Eine spielte sich bei uns im Landkreis ab. Wolnzach hatte dabei Glück. Es traf das Ilm- und Paartal mit voller Wucht.

Im Hopfenbau fiel genügend Regen. Der heiße August ließ die Alphawerte unterdurchschnittlich ausfallen. Die Pflanzer fuhren eine gute, leicht überdurchschnittliche Ernte ein. Doch die Brauer weltweit konnten den Bierabsatz nicht steigern. Das Mehr der Ernte ´24 geht in die Lager, belastet den Handel. So stehen die Zeichen auch hier auf Krise. Bei den neuen Verträgen sinkt das Auskommen der Pflanzer, soweit es überhaupt welche gibt. Rodungen bzw. Flächenstilllegungen um 10% in der Hallertau folgen daraus.

In der deutschen Wirtschaft entlädt sich die Krise in einer Heftigkeit, die vor einem Jahr nicht für möglich gehalten wurde. Die Industrie entlässt Mitarbeiter. Der deutsche Export sinkt. Dahinter stehen Probleme aus der deutschen und europäischen Politik: Die Elektromobilität springt nicht wirklich an. In der Verunsicherung verzichten viele Haushalte auf einen Neuwagen. Ebenso ergeht es den Heizungsbauern. Trotz Wärmepumpenpolitik wählen die Hauseigentümer lieber Gas- und Ölheizungen. Der Neubau von Wohnungen liegt weit hinter den Zielen der Politik, trotz sinkender Baupreise und Zinsen. Der Einzelhandel spürt die Kaufkraftzurückhaltung der Kunden. Dem Maschinenbau macht das Verschieben von Investitionen zu schaffen. Einzig die Rüstungsunternehmen boomen. Sie leben von den Kriegen und der Angst Europas, von Putin angegriffen zu werden.

Der Ukrainekrieg hat in 2024 den Russen Landgewinne verschafft und dem Land die Grenzen seiner Verteidigung gezeigt. Die Versorgung mit Waffen und Munition aus dem Westen lief zu verhalten. Scholz hatte Angst vor einer Ausweitung des Kriegs. Das Bündnis Sahra Wagenknecht schaffte es, aus dem Stand in Landesregierungen einzuziehen bzw. sie zu beeinflussen. Die von Putin finanzierte Partei will die Unterstützung der Ukraine und die Stationierung von US-Raketen in Deutschland verhindern. Unter der Wirtschaftskrise zerbrach die Ampel-Regierung. Sicher spielte auch die deutliche Wiederwahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA herein. Die deutsche Wirtschaft sieht daraus für sie Ungemach. Zudem haben sich die Staatskassen geleert. Die sozialen Wohltaten von SPD und Grünen sind nicht mehr finanzierbar. Sie locken auch zu viele Migranten an. Das treibt die Wähler dazu, die AfD erstarken zu lassen. Es stehen die Extremen von rechts und links als Sieger der drei Länderwahlen 2024 fest. Wir sind nicht mehr weit weg von den Verhältnissen Frankreichs. Macron hat die Krise heraufbeschworen und bringt sie nicht mehr los.

Wenigstens gingen die Europawahlen glimpflich aus. Seit Dezember stehen die Kommissare. Europa ist wieder handlungsfähig, was gegenüber Trump sehr wichtig ist. Von der Leyen wurde erneut zur Präsidentin der Kommission ernannt. Sie schloss schnell das Mercosur-Abkommen mit Südamerika. Ein Schachzug gegen Trump. Weitere Bauernproteste in Deutschland und Frankreich stehen dafür ins Haus. 2024 erlebte Traktorenkolonnen vor dem Reichstag und Blockaden bundesweit. Die Politik knickte ein. Die Chinapolitik der EU verschärfte sich in 2024. Zudem schwächelte die chinesische Volkswirtschaft. Das Knockdown durch die Corona-Pandemie wirkt nach. Die ganze Weltwirtschaft scheint in einem Post-Corona-Syndrom zu stecken.

Der Nahost-Konflikt nahm sich in 2024 an Heftigkeit zu. Israel griff bei der Hamas durch. Dann bombardierte es die Hisbollah im Libanon. Die Zahl der zivilen Opfer im Gaza-Streifen ist sehr hoch. Das Land ist völlig zerstört. Im Libanon versuchen die israelischen Streitkräfte, gezielter vorzugehen. Womöglich liegt darin auch eine Ursache für das Zusammenbrechen des Assad-Regimes in Syrien. Russland griff nicht ein, weil alle Kräfte durch den Ukraine-Krieg gebunden sind. Der Wiederaufbau Syriens steht an. Europa wird ihn finanzieren und damit seinen Einfluss auf die noch undefinierte Regierung wahrnehmen. In Syrien könnte eine Krise enden. ek

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