Die Pressekonferenz zur Hopfenernte 24 am Rande der „Brau“ in Nürnberg wurde mit Spannung erwartet. Einerseits brachte sie die echten Erntewerte auf den Tisch. Doch war allen klar, dass die Mengen über dem Bedarf liegen und eine Marktanpassung überfällig sei. Es ging also um das wie. Hopfenverbandspräsident Adi Schapfl präsentierte die Erntezahlen: deutschlandweit wurden 46.536 to. eingefahren, 13 % mehr als 2023. Davon deckte die Hallertau 40.302 to. ab, 15 % mehr als im Vorjahr. 2023 war aber wegen seiner Trockenheit ein schlechtes Erntejahr. 2024 lag nur 3 % über einer Durchschnittsernte. Werden die ausgebliebenen Hagel- und Sturmschäden angerechnet, so ergibt sich ein ganz normaler Ertrag trotz des hinreichenden Regens. Dass bei 39 Betrieben Hochwasser herrschte, schlägt in der Fläche nicht durch. Noch wichtiger: Die Alphawerte blieben unterdurchschnittlich wegen der Hitze im August.
In Anbetracht der geringen Nachfrage durch die Brauer genügt eine normale Ernte, die Lager überlaufen zu lassen. Da die Brauer den Hopfen erst bezahlen, wenn er abgerufen wird, trägt der Handel die Kosten für Finanzierung, Lagerung und Kühlung. Es wurde klar, dass der Handel dies nicht beliebig stemmen kann. Walter König vom Bayerischen Brauerbund erläuterte aber auch die schwierige Lage vieler mittelständischer Brauer: hohe Energiekosten und eine geforderte Transformation zur nachhaltigen Produktion bei rückläufigem Absatz zwingen alteingesessene Betriebe zur Aufgabe. Einzig der Markt an alkoholfreien Bieren wachse. Dazu muss aber auch in Technik investiert werden.
Dennoch müssen sich die Brauer – vor allem die Konzerne – den Vorwurf gefallen lassen, dass sie mehr Hopfen einkauften als sie benötigen. Deshalb ist es unabdingbar, dass nach einem Jahr sie die Finanzierungs- und Lagerkosten zu tragen haben. Auch die Pflanzer trifft es, weil sie nun kaum mehr Kontrakte zu wirtschaftlichen Preisen erhalten. Sie hatten in 24 zwar das Glück, wieder alle Vertragshopfen (über 90 %) zu vernünftigen Preisen ausbezahlt zu bekommen, doch liegen zwei sehr schlechte Ernten zurück mit sehr hohen Kosten, die noch nicht verkraftet sind. Pascal Piroué, Vorsitzender des Hopfenwirtschaftsverbands (Handel und Verarbeiter) schätzte die Marktkorrektur auf 2.000–3.000 ha für Deutschland, international auf 5.000–10.000 ha. Das träfe die Sorten und Gebiete, die jetzt schon schlechte Preise erhielten. In der Hallertau stehen Perle, Tradition und Magnum auf der Streichliste. Doch es soll auch nicht über das Ziel hinaus geschossen werden, was nie zu vermeiden ist, zumal die Witterung der nächsten Jahre noch mehr vom Klimawandel geprägt wird. Die Länder Slowenien und Polen hätten stärkere Flächenaufgaben zu verkraften. In den USA rechnet Piroué mit weiteren 5.000 ha Reduktion, auch wenn 2024 schon 18,5 % gerodet sind, bzw. 28,7 % gegenüber 21. Die Craftbiere mit ihrem hohen Hopfenbedarf sind dort rückläufig.
Es wird auch nötig, Sorten einzulegen, die den Klimawandel besser bewältigen. Dazu müssen die Brauer ihre Rezepte ändern. Interessant ist nämlich, dass bei einem guten Regen die jetzigen Pflanzen im Ertrag nicht so steigen, wie wir es in trockenen Jahren vermuteten. Dass 2024 nur eine Durchschnittsernte eingefahren wurde, weist darauf hin, dass die Pflanzen aus den Vorjahren geschädigt sind und eine Erholung erst längerfristig eintritt – wenn der Regen so bliebe. Von dem ist aber nicht auszugehen. Mario Schäfer, Sprecher der Privaten Brauereien in Bayern, sieht für die Brauer Marktchancen, wenn die Biere für die Konsumenten noch interessanter werden. Das wäre eine gute Gelegenheit, neue Sorten dafür einzusetzen.
Die Pflanzer stehen also vor der Aufgabe der Sortenumstellung, was hohe Ertragseinbußen für zwei Jahre bedeutet. Der Handel muss sie den Brauern andienen. Hinzu kommen hohe Aufwendungen, mit künstlicher Bewässerung die Produktion zu sichern. Das wird einige Betriebe zur Aufgabe zwingen. All diese Herausforderungen zwingen Brauer, Handel und Pflanzer noch viel mehr miteinander zu reden und die Probleme der Gegenseite zu verstehen. Die Pressekonferenz in Nürnberg zeigte, dass dies auf Verbandsebene schon sehr gut läuft. Walter König beeindruckte mit seiner frei gehaltenen emotionalen Rede. Die Krise sitzt überall. Doch es gibt auch die Zuversicht, sie gemeinsam zu bewältigen. ek
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