Jedes Jahr treffen sich die vier Region-10-Regionalausschüsse der IHK (Ingolstadt, Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen) in einer gemeinsamen Sitzung, genannt „Forum“. Dafür wird eine ansprechende Lokalität für die rund 120 Teilnehmer ausgewählt, ein besonderes Thema gesucht und ein Moderator für die Durchführung des Programms engagiert. Heuer lud der Landkreis Pfaffenhofen ein: ins neue Sudhaus des Müllerbräus mit Erlebnisgastronomie verbunden mit einer Brauereiführung und Bierverkostung. Das Thema zielte mehr auf Ingolstadt ab, reicht aber in die umliegenden Landkreise: der öffentliche Nahverkehr, die „Verkehrswende“, die gesamte Logistik für die Unternehmen, Vermeidung von Staus und die Erreichbarkeit der Betriebe für Mitarbeiter und Kunden.
Nach der Begrüßung der Ausschussmitglieder, Vertreter der Politik und Wirtschaftsförderer, Amtsvorstände und Repräsentanten von Großunternehmen wie Audi und die Gunvor-Raffinerie durch den Vorsitzenden Eduard Kastner steuerte Moderator Bernhard Mahler direkt ins Thema Mobilität. Annette Hilpert, IHK, berichtete vom Projekt der Landeshauptstadt, alle Verkehrsfragen neu zu denken, bei dem die Wirtschaft, einen wesentlichen Beitrag leistet. Dr. Elke Weihard vom IFG Ingolstadt erklärte den spezifischen Regionsansatz, den Audi begründete und nach Erhalt einer eigenen Bahnhaltestelle der IFG übertrug. So werden alle Pendler-Bewegungen in den Großbetrieben erfasst, anonymisiert und in Verkehrsströmen zu den jeweiligen Tageszeiten zusammengefasst. Diese Daten dienen dem ÖMTV, seine Routen auch nach den Pendlerbedürfnissen auszurichten. Als Fachmann kam extra Dr. Robert Frank, Chef der Ingolstädter Verkehrsbetriebe nach Pfaffenhofen.
Er nahm auch in der anschließenden Podiumsdiskussion teil, zusammen mit je einem Mitglied der vier Regionalausschüsse. Sie brachte die Praxis ins Spiel. Meinrad Pohle, Airbus, schlug vor, die Busrouten mit den Großbetrieben einzurichten, womit diese Unternehmen sich auch an den Kosten beteiligen würden – ein Gesichtspunkt für die Vernetzung der ÖMTVs der jeweiligen Landkreise. Für Klein- und Mittelbetriebe bedarf es Mitfahrgelegenheiten, Parkplätze, eventuell kann mit Taxis verhandelt werden, regelmäßig gewisse Strecken des ÖMTVs zu übernehmen. Kommunikation ist dabei sehr wichtig. Am Rande verkündete Dr. Frank, dass es in Ingolstadt keine Trambahn geben wird. Selbst bei optimistischsten Prognosen werde die Mindestaufkommensgrenze nicht erreicht.
Dr. Frank gab auch an, dass sein Bereich zum Sparen aufgefordert wurde. Neue Strecken werden deshalb zur Ausnahme. Vielmehr kommt es zu Streckenkorrekturen zugunsten des Transportvolumens. Ein Vertreter des Speditionsgewerbes forderte, ein funktionierendes Straßennetz nicht aus den Augen zu verlieren. 90 % des Gütervolumens werde auf der Straße befördert. Darüber hinaus wünschte er sich Verlässlichkeit in der Politik. Generell erhalten sich alle Unternehmer eine Rückkehr auf die Erfolgsspur. Ein Bankenvertreter fasste zusammen: „Wertschöpfung statt reine Daten“.
Hinsichtlich der Transformation der Fahrzeuge gibt es Hindernisse, die viele nicht wüssten. Ein Elektro-LKW sei dreimal so teuer wie ein Verbrenner-LKW. Mit den Ladezeiten zusätzlich rechne sich die E-Mobilität nicht. Die Audi-Krise erfasse derzeit die ganze Region. Dr. Frank beklagte, dass die Mehrkosten für E-Busse nicht mehr aus einem Bundesprogramm voll finanziert würden. Es gibt nur noch einen niedrigen Zuschuss. Steht die Antriebswende vor dem Scheitern? In der Wirtschaft regiert die Kosten-Rechnung und nicht die Ideologie. Mit E-Fuels beziehungsweise viel günstigeren Alternativen CO2 freier Kraftstoffe kommt so auch die Forderung nach mehr ÖMTV statt Individualverkehr ins Wanken. Es wurde auch kritisiert, dass die Tarife des ÖMTV schwierig zu durchschauen sind. Wer von Karlshuld zum Westpark fahren will, hat so seine Nöte.
Für die Gewinnung von Mitarbeitern, die in die Region ziehen, sei dies aber wichtig. Es zähle nicht nur der Weg zur Arbeit, sondern auch in der Familie, der Schule und zum Einkauf. Auch von den Zuhörern kamen viele Beiträge.
Nach zwei Stunden spannender Diskussion lud der Gastgeber zum Gespräch untereinander und zum Networken ein, gepaart mit gekonnter Bewirtung durch das Müllerbräu-Team. Die Lokation konnte mit denen der Vorjahre gut mithalten: Schloss Neuburg, IHK Geschäftsstelle, Bauer- und Donau-Kurier-Halle. Sie wird auch von dem Pfaffenhofenern selbst gut angenommen.
Eines wurde aber klar: Eine Verkehrswende ist nicht in Sicht. ek
Foto: IHK München