Alles digital?

Oktober 08, 2024

Deutschland liegt im Ranking des Digitalisierungsgrades weit hinten. Darüber steht das Ziel, alle Prozesse digital abzuwickeln. Eigentlich ist es eine Philosophie, die besagt, dass alles digital besser liefe v.a. schneller, verbindbarer, transparenter. So wird die Einführung der digitalen Gesundheitsakte als großer Fortschritt gesehen. Die Bezahlung per Handy oder Watch (Uhr) als die schnellste Art der Schuldbegleichung an der Kasse. Es gibt schon Läden oder Gastronomien, in denen nur noch elektronisch bezahlt werden kann. Im Ausland halten Bettler dem vorbeigehenden einen QR-Code hin, über den per Handy bezahlt werden könnte. Hinter all diesen Neuerungen stehen die großen amerikanischen Internetkonzerne. Für sie sind Daten das Gold der Neuzeit. Und alle Daten fließen irgendwie auf ihre Rechner.

Die Europäer versuchen, den Datenschutz dagegen zu halten. „Auf dem Papier“ ist alles sicher, aber in der Wirklichkeit scheren sich diese Internetgiganten darum nicht. So kommt es immer wieder zum Kräftemessen zwischen ihnen und der EU-Kommission. Uns traf es mit dem Zwang, alles mit Datenschutzbeauftragten zu besetzen. Das brachte viel Unruhe in Unternehmen und vor allem Vereine. Zwar entwickelten viele ein Bewußtsein für Datenschutz, aber in der Praxis konnte die Macht der Amerikaner nicht gebrochen werden. Das erkannten die Chinesen und zogen mit ihren Diensten weltweit nach: im Internethandel und Social-Media Angeboten. Auch hier spielt sich der Kampf zwischen den USA und China ab. Es geht um die wirtschaftliche Vorherrschaft und Abhängigkeiten.

Minister Dr. Fabian Mehring, in Bayern für die Digitalisierung zuständig, ist ein glühender Verfechter der Digitalisierung. Mit viel Eloquenz setzt er die Digitalisierung als Problemlöser für alles ein: gegen Bürokratie, gegen Klimawandel, gegen Demokratiefeindlichkeit. Das Papier als Kommunikationsmittel in staatlichen Einrichtungen wird belächelt. Prinzipiell ist dem nicht viel entgegen zu halten, wenn dann auch weniger Beamte zu beschäftigen sind. Wenn sich aber die überschüssigen Kapazitäten eine neue Daseinsberechtigung ausdenken, kommt mehr Bürokratie heraus. Das Transparenzregister beschäftigt 5.000 Staatsdiener und drangsaliert Unternehmen mit Jahresgebühren, Strafen und immer neuen Vorschriften, sprich Nachbesserungspflichten. Der Nutzen im Kampf gegen Schwarzgeld ist gleich 0.

Im gleichen Duktus werden gedruckte Informationen an den Pranger gestellt. Sie seien nicht nachhaltig und aus der Zeit. In der Praxis hat sich das gedruckte Buch seinen Einsatzbereich gegen elektronische Bücher zurückerobert. Im Unterricht werden Bücher eingesetzt, weil sie in der Wissensvermittlung besser helfen. Die Plakate im Wahlkampf werden mehr statt weniger. Papier ist glaubwürdiger und noch dazu viel nachhaltiger. Bei der Erzeugung des Rohstoffs werden Wälder bewirtschaftet, die dadurch viel mehr CO2 aufnehmen als naturbelassene Wälder. Wenn dann noch das Bedrucken und Verarbeiten mit Ökostrom erfolgen, sticht jede gedruckte Information die elektronische um ein Vielfaches aus. Denn für die Nutzung jeder elektronischen Information muss ein riesiges Arsenal an Rechnern betrieben und gekühlt werden – rund um die Uhr. Der Nutzer sieht nur den Stromverbrauch seines Handys oder Computers. Dahinter steht die millionenfache Dimension an Stromverbrauch, die den Klimawandel vorantreibt, da alle Arten von Strom eingespeist und genutzt werden. Allein für die KI wird nun der Stromverbrauch Deutschlands weltweit hinzukommen. Für das Nachschauen auf eine Drucksache wird überhaupt kein Strom benötigt.

Derzeit werden unsere Straßen aufgerissen zur Verlegung der Glasfaserkabel. Ohne sie funktioniert die Digitalisierung nicht. Das Datenvolumen hat die Kupferdrähte obsolet werden lassen. Die terrestrische Strahlenbelastung steigt ebenso wie wenn natürliche Wesen diese Energien nicht wahrnehmen würden. Mit Cyberattacken lassen sich in Zukunft ganze Landstriche lahmlegen. Dann ist auch das elektronische Geld weg. Wir werden immer störanfälliger mit zunehmender Digitalisierung. Es braucht also ein Absicherungssystem, wenn der Strom ausbleibt. Das sind gedruckte Informationen, Bargeld und analoge Prozesse, die immer funktionieren. Auch solch ein Notprogramm muss ein Digitalisierungsminister auf dem Schirm haben. ek

Foto: conny schneider / unsplash