Wieviel Geld wurde in die Bepflasterung des Marktplatzes gesteckt, mehr Bäume hin oder her, doch das ansprechende Ensemble aus Rathaus und Bürgerhäusern (unter Denkmalschutz) hat eine Schwachstelle: Der Leerstand des ehemaligen Merkl-Hauses, neben der Kirche, in dessen Folge die ganze Fassade dieses Hauses begutachtet und für renovierungsbedürftig eingestuft wird. Wir wissen, dass der Gesamtaufwand, dieses Gebäude zu sanieren, eine Liebhaberaufgabe ist, durch Mieten nicht genügend refinanzierbar. Noch dazu kann sich der Eigentümer, eine Erbengemeinschaft, nicht zu einem Verkauf entscheiden. Doch die Trostlosigkeit der Fassade und der Leere des ehemaligen Ladens hebt Wolnzach in die Kategorie „Ärmlichkeit“. Dies passt nicht zum Image der Tüchtigkeit, der Dynamik und der Gewerbetreibenden.
Was für selige Zeiten sah dieses Gebäude, als „Rossini“ dort einen Showroom finanzierte. Doch „Rossini“ ging zu Ende, zumindest der aktive Geschäftsbetrieb, und so gab es keinen Sinn, Interessierte über die ausgestellten Produkte, in den Verkauf nach Gosseltshausen zu locken. Wegen der Feuchtigkeit der Mauern und des ganzen Gebäudes bekommen alle dort ausgestellten Waren einen Geruch. Doch der Interessierte bekommt ihn durch das Schaufenster nicht mit. Aus Mitleid wurde ein großes Poster der Umgestaltung des Marktplatzes auf eine der Scheiben geklebt. Eine gute Entscheidung. Doch sie springt zu kurz. Entweder es entsteht ein Informationspunkt für jeden Besucher des Marktplatzes, also mehreren Informationsträgern, die beide Schaufenster füllen oder jeder merkt die Notlösung einer Kaschierung.
Eine andere Lösung: Wieder einen Unternehmer zu finden, der in Wolnzach ein Gewerbe treibt für den Endverbraucher und seine Produkte werden so ausgestellt, wie einst Rossini seine Accessoires zeigte. Tatsächlich hätten wir in Wolnzach solch ein Studio: silk&pearls, die Edel-Dirndl-Schneiderei. Unlängst eröffnete die Unternehmerin am Pfaffenhofener Marktplatz einen kleinen Laden. Sie weiß, dass sie aus ihrer Sackgasse zwischen Jebertshausen und Gebrontshausen herausmuss, um Kunden zu gewinnen. Da liegt es doch nahe, am Wolnzacher Marktplatz einen Schaufenster-Laden zu gestalten und auf den Verkauf am Wiesenrain zu verweisen. Die ausgestellten Dirndl ließen sich nach der Ausstellung reinigen und notfalls im Sonderverkauf vermarkten.
Es liegt nun am Markt-Service, Frau Holzmair und der Erbengemeinschaft ein interessantes Angebot zu unterbreiten. Vielleicht könnte der Firmenschriftzug über den Schaufenstern angebracht werden (auf Kosten des Unternehmens), am besten noch leuchtend in der Nacht wie die Nachbar-Geschäftsnamen und eine Schaufensterbeleuchtung installiert werden. Dann wäre der Marktplatz um einen Schatz größer. Noch dazu kann Wolnzach stolz sein, was silk&pearls an Dirndl-Mode und -Kunden erreicht hat. Sogar Frau Seehofer kam nach Wolnzach, um als Landesmutter das richtige Kleid zu finden. Ein Hidden-Champion wäre plötzlich sichtbar. ek
Foto: Eduard Kastner