Trotz der Hitze am 1. Sonntag und des Abendgewitters am Mittwoch, der Besuch des Hallertauer Volksfestes blieb über die 11 Tage gut bis sehr gut. Schließlich nahm der erweiterte Augustiner-Biergarten auch viel mehr Gäste auf. Die ausgezeichnete Schankqualität an allen Zapfhähnen lud zur zweiten und dritten Maß oder Halbe ein. Und für die notorischen Wassertrinker – die Maß auch für 9,50 € – gab es das viel begehrte Alkoholfreie von Augustiner, gekennzeichnet durch einen Flacon am Henkel. Die Jugend sammelte sich vor der Wally Bar und dem Prosecco-Stand. Nach dem Wies’n-Besuch ging es in den „Schloßhof“ oder dem ausnahmsweise geöffneten „Tandem“. Die Festküche passte zur Qualität des Bieres, wobei der Service besser als früher klappte. Der Dank geht an Festwirt Benjamin Stuhlmiller. Ihm gelang es, viele neue Bedienungen anzuheuern.
Die Wahl der Hopfenkönigin klappte routiniert hervorragend. Alle drei Bewerberinnen repräsentieren die Hallertau gekonnt und charmant. Nach dem ersten Wahlgang schied Sophie Huber aus, die dies sehr gelassen hinnahm. Schließlich muss eine die Hopfenprinzessin übernehmen. Im 2. Wahlgang setzte sich Eva-Maria Pichlmeyer deutlich durch, so dass Anna Fischer dies sofort akzeptierte und völlig fröhlich blieb. Die beiden werden sich in den Repräsentationen bestens ablösen. Hopfenpflanzerverband und Marktgemeinde waren mit Ablauf und Ergebnis der Wahl bestens zufrieden. Mit Martin Schöffel als Abgesandten der Bayerischen Staatsregierung war heuer ein Politiker zum Gratulieren gekommen, der den Bauern überraschend den Rücken stärkte. Da staunte sogar Präsident Adi Schapfl.
Das Musikangebot an den Abenden war traditionell und populär. Die drei Showbands brachten hervorragende Stimmung ins Bierzelt, zogen die Jugend an, ganz in Tracht und auf den Bänken. Das Bild von „Laptop und Lederhose“ für Bayern trifft insoweit nicht mehr zu, wie die Digital Natives auch nur noch Lederhosen tragen. Dabei war das Volkstümliche als Gegenkraft zur Digitalisierung gemeint. Die Abende mit den Markt- und Stadtkapellen gelten als die „Lederhose“. Sie sollen in Wolnzach die Mehrheit bilden. Wenn Showbands auftreten, wird das Volksfest zur Partyhalle, manche sprechen auch vom Tollhaus. Aber wer wird schon dieser Freude am Feiern entgegentreten wollen? Eigentlich müsste noch ein Abend mehr der Jugend gehören. Und die Gastkapellen sollen angehalten werden, weniger Pausen einzulegen.
Dabei hat sich das musikalische Angebot dieser Traditionskapellen schon gewandelt. Nicht nur die Wolnzacher Marktkapelle überraschte mit flotten Stücken, meist aus der Popmusik, auch die Geisenfelder Stadtmusikanten folgen diesem Weg. Aber da passen längere Pausen gar nicht. Die geschaffene Stimmung kollabiert dadurch wieder. Musikalisch ist da einiges im Fluss. Solisten aus der Kapelle sind im Kommen. Und „La Brass Banda“ zeigt, wie populär Blasmusik auftreten kann. Wenn die Wolnzacher Marktkapelle beim Wettbewerb von „Antenne Bayern“ teilnimmt, beobachtet sie, was die Gewinner voraushaben. Moderne Blasmusik ist erst im Kommen. Sie wird bald Showbands gleichgestellt werden und die Jugend auch auf die Bänke heben.
Das Angebot an Außenattraktionen ist völlig ausreichend, auch wenn es noch vergrößerbar wäre, wenn die Begleitfahrzeuge der Schausteller geschickter zusammengestellt würden. Dieses Potential reicht für die nächsten Jahre. Das Riesenrad war natürlich der Hingucker der Wies’n 24. Die gebotene Höhe reichte leicht aus, um über dem Markt zu schweben. Leider trauten sich nicht so viele diese Höhe zu. Aber wir hoffen, dass es zum ständigen Repertoire des Hallertauer Volksfests wird. Das „Hupferl“ ist dazu nicht als Konkurrenz zu sehen, sondern als nötige Ergänzung für die Jugend. ek
Foto: Eduard Kastner