Kein Hopfenhandelshaus bringt so klare und umfangreiche Informationen zum Hopfenmarkt heraus wie BarthHaas. Letzten Dienstag lud die Firma zur virtuellen Pressekonferenz. Die Geschäftsführer Peter Hintermeier und Thomas Raiser stellten mit dem Verfasser des Barthberichts, Heinrich Meier, die errechneten und recherchierten Zahlen vor. Demnach ist die weltweite Bierproduktion in 2023 leicht zurückgegangen (– 0,9 %). Das veranlasst gerade die Brauer, von den bestellten Hopfen bei den Händlern nur den abzurufen, den sie aktuell benötigen. Bei den Brauern ist großes Sparen angesagt. Gerade die mittelständischen Unternehmen haben rote Zahlen zu verkraften, während die ganz großen Braukonzerne ihre Marktmacht ausspielen.
Der weltgrößte Braukonzern InBevAnheuser-Busch versorgt 26,9 % des Biermarkts. Die 40 größten Brauereien der Welt bringen es auf 86,2 %. Immerhin sind 5 deutsche Braukonzerne darunter: die Radeberger, die Oettinger, die Paulaner, die Krombacher und die Bitburger Gruppen. Mit 359 Mio. hl. ist China der größte Biermarkt der Welt (19,1% Weltanteil), gefolgt von den USA (193 Mio. hl/10,2 %), Brasilien (148 Mio. hl./7,9 %) und Mexiko (142 Mio. hl. /7,6 %). Deutschland liegt auf Rang 5 (85 Mio. hl./4,5 %). Die Abwärtstendenzen sind aber klar erkennbar. Bayern kann sie nur durch erhöhten Export ausgleichen.
Beim Hopfenmarkt bauten die USA ihre Anbauflächen seit 2023 deutlich ab (– 9,3%). In Deutschland stagniert die Fläche bei 20 000 ha in 2024. Da in Deutschland die Ernte 2022 katastrophal und 2023 schlecht ausfiel, kommt BarthHaas zur Überschrift: In 2023 mehr Hopfen geerntet trotz geringerer Fläche. Während für die Ernte 24 noch 95% Vertragsquote besteht, reduziert sie sich von Jahr zu Jahr um rund 10%. So wird es für Deutschland nur sehr beschränkt neue Verträge geben. BarthHaas blickte noch nicht auf die Ernte ´24. Doch wer den Hopfen in den Gärten derzeit betrachtet, kann hier auf eine überdurchschnittliche Ernte schließen. Es regnet im Gegensatz zu 22 und 23 ständig. Wenn dies so weitergeht, wird auch der Alphagehalt wieder normal ausfallen. In der Hallertau wurden Aromasorten durch Herkules ersetzt. Heute besteht ein Verhältnis von 53 % Hochalpha zu 47 % Aromahopfen. Der Pflanzenschutz ist gegeben. Wegen der erhöhten Feuchtigkeit sind überdurchschnittliche Peronospora-Spritzungen nötig. Im Boden besteht so viel Feuchtigkeit, dass auch ein regenloser August verkraftet werden könnte. Die Ernte 24 wird eine Woche früher als ´23 erwartet.
Auch das weltweit zweitgrößte Hopfenhandelshaus Steiner spricht von einer nötigen Flächenreduktion. Wenn nun eine starke Ernte ´24 die Hopfenlager zum Überlaufen bringt, und genügend Alpha extrahiert wird, um über Jahre Versorgungssicherheit zu garantieren, wird die Hallertau in 2024 nicht nur einen Freihopfenmarkt vermissen, das Wiedererstehen der Pools erleben, aber auch kaum neue Verträge erhalten. Die Vertragspreise werden sinken trotz hoher Energie- und Pflanzenschutzkosten. Der stark gestiegene Mindestlohn gilt auch für ausländische Helfer. Zudem ist zu erwarten, dass zukünftige Ernten nicht wieder wegen Trockenheit stark einbrechen werden. Das WeatherTec-System gezielten Regens steht vor dem Test. Es wird mit einer positiven Beurteilung gerechnet. Doch ob es die Kalkulationen bei den benötigten Anbauflächen schon stark beeinflussen wird, ist weniger wahrscheinlich. Womöglich fällt die Flächenverminderung deshalb um 12 % geringer aus.
Doch auch die Hopfenhandelshäuser stöhnen unter den Lager- und Finanzierungskosten. Gelänge es, die Großbrauereien zu Zugeständnissen für die Lagerkosten zu bewegen, könnten die Hopfenhandelshäuser etwas großzügiger zu den Pflanzern sein. Die Einführung des WeatherTec-Technologie würde die Hopfenerzeugung stark rationalisieren und die Pflanzer vor hohen Ausgaben für Bewässerung verschonen. In der Diskussion standen 20 000 €/ha Anbaufläche. Das können die Pflanzer nicht bezahlen und die Ernte 2024 wird sowieso alles durcheinanderbringen. Doch heute wissen wir, was auf uns zukommt. ek
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