Eine Pressemeldung des Deutschen Hopfenpflanzerverbands wurde überraschend stark von den Medien aufgenommen und der Markt als Ortsbestimmung eingesetzt: Deutschland hat im Hopfenanbau wieder die größte Fläche weltweit. Während bis 2022 die Anbauflächen der USA weit über Deutschland lagen, hat in den Staaten das Roden stark eingesetzt. Der Grund liegt in den Überkapazitäten und der Stagnation auf dem Craftbiermarkt. Die US-Hopfenpflanzer expandierten noch, als der Biermarkt auf der Stelle trat. Deshalb fällt die Korrektur jetzt so deutlich aus. Da aber die US-Hopfen sehr alphastark sind, wird in der geernteten Alpha-Tonnage die Spitzenstellung der USA weiterbestehen.
Verwunderlich fällt der Zeitpunkt der Meldung aus: Die Flächenreduktion trat ja schon im Winter 23/24 ein, als die Pflanzer entschieden, Flächen still zu legen. Die Meldung hätte also auch schon im März abgegeben werden können. Aber da hätte sie womöglich nicht so viel Beachtung erfahren. Und es ist schon heiß, wenn sie als wichtigste Nachricht ganz oben bzw. vorne steht. Wenn davor „Wolnzach“ als Bezugsort genannt wird, bekommt Wolnzach auch die Spitzenrolle im deutschen Hopfenbau. Wolnzach wird ja im Rundfunk nur beim Lauf10! genannt. So verselbständigt sich der Markt als wichtiger Ort in Bayern.
In Deutschland wird es aber auch nach der Ernte ’24 zu einer Verringerung der Anbaufläche kommen. Sobald sich das künstliche Regnen bewährt und dauerhaft installiert wird, kann der Risikofaktor „Trockenheit“ stark verringert werden. Es gibt zwar noch keine Aussagen, inwieweit die Technik auch Hagel vermeiden kann, doch sind Hagelereignisse mehr lokal. Wenn es also in den Sommermonaten 2024 genügend regnet, werden wir eine starke Ernte ’24 einfahren und das Klagen über die Übermenge und die Lagerhaltungskosten werden so laut werden, dass die Hallertau auch mindestens 20 % der Hopfenanbaufläche im Herbst streichen soll. Dann werden die USA wieder in der Fläche vorne liegen.
Bislang wächst der Hopfen hervorragend. Noch gut vor Johanni waren die Triebe „oben“. Die Vegetation liegt eine Woche vor dem langjährigen Durchschnitt. Das Hochwasser hat fast keinen Einfluss auf die Erntemenge, da sehr viele Hopfenfelder auf Hügeln liegen. Es ist natürlich pervers, an Trockenheit im Sommer zu denken, wenn Ortschaften überflutet sind. Das Umweltministerium weiß, dass durch gezieltes Abregnen der Sturzflut-Wolken solche Überschwemmungen hätten vermieden werden können. Wenn nun noch Überlegungen zur steigenden Zahl solcher Katastrophen und die zunehmende Größe der Wassermassen angestellt werden, dann kommt ganz Mittel- und Südeuropa nicht um den Aufbau des Systems von WeatherTec herum. So gehörten regenlose Sommermonate der Vergangenheit an. Auch der Zweckverband „Wasser für die Hallertau“ braucht nicht mehr gegründet zu werden. HVG-Chef Pichlmaier misst einer deutschen Überernte in 2024 nicht die Problembedeutung zu, wenn das Trockenheitsdilemma nachhaltig gelöst ist. Nun warten alle auf die Tests der Technik in der Hallertau. ek
Foto: JancickaL / pixabay