Letzte Woche fiel der Verkehrsminister auf, als er autofreie Wochenenden andachte, damit auch der Verkehr seine CO2-Ausstoß-Ziele erreichte. Jeder weiß zwar, dass diese Keule nur geschwungen wird, um das neue Klimagesetz durchzubringen, mit dem der Gesamtausstoß an CO2 für alle Bereiche in Summe zählt. Nur so könnte der Verkehr seine Schlußrolle in der Klimapolitik behaupten. Interessant, dass die von Grünen und Umweltverbänden geforderte Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen auf 120 km/h bei weitem nicht so viel bringen. In die Klimaforderungen ist so ein Stück Wahrheit geflossen, sind pauschale Scheuklappen gefallen. So ergibt sich die Chance, generell die CO2-Neutralität des Verkehrs zu überdenken.
Wissing ließ die Luftfahrt bewußt außen vor. Eine Beschränkung auf weniger Verbindungen führte zu Existenzbedrohungen der Fluggesellschaften. Die Triebwerksbauer setzen auf einen CO2-freien Kraftstoff. Um den Wasserstoff als Antriebskraft ist es ruhig geworden. Vielleicht ist doch durchgedrungen, dass bei einem Crash eines Wasserstofftanks eine Detonation folgt, also die Explosion sich so blitzschnell ausdehnt, dass der ganze Flughafen zerstört würde mit Tausenden Opfern. Andererseits erreicht Wasserstoff nicht das Potential von Kerosin im Verbrennungsprozess. Die Tanks müßten vergrößert werden.
Doch die Lösung mit sehr günstigen Bio-Kraftstoffen, die als CO2-neutral errechnet sind, ist erarbeitet. Minister Wissing ist darüber informiert. Dieses neue Kerosin trägt den Namen KATAN. Es könnte noch dieses Jahr mit der Errichtung der Anlagen begonnen werden, verteilt auf die ganze Welt, v.a. wo es land- und forstwirtschaftliche Abfälle in großen Mengen gibt. Die anderen Verkehrsbereiche könnten folgen. Doch schlagen hier Probleme in ganz anderer Dimension herein: Die erdölfördernden Länder werden diese neue Konkurrenz so weit wie möglich verhindern wollen. Wer hat die Macht, diese neue Kraftstoffproduktion zu schützen? Es besteht wenig Hoffnung, dass die bisherigen ölerzeugenden Länder in diese neuen Anlagen investieren werden, obwohl das der einzig richtige Weg wäre, Klima und eigenen Wohlstand zu retten.
Es gäbe auch die Innovation, CO2 aufzuspalten in C und O2. Dann könnten alle CO2-Verursacher neutralisiert werden, also Kohlekraftwerke weiter betrieben werden, Zementwerke von dem teuren Verspressen von CO2 in die Erde befreit werden etc. Nur wenige Millionen Euro werden benötigt, dieses Verfahren so zu entwickeln, dass die praktische Umsetzung absehbar ist. Minister Wissing wünschte dazu viel Glück. Wahrscheinlich war dies ironisch gemeint, weil in der klassischen Physik die CO2-Aufspaltung nur mit hohem Energieaufwand gelingt, also energetisch unsinnig wäre.
In Anbetracht solch großer Lösungen wäre es tatsächlich unsinnig, PKW- und LKW-Verkehr an den Wochenenden einzustellen. Die zitierten Klimaziele greifen eh viel zu spät. In Wirklichkeit müsste sofort jede CO2-Emission eingestellt werden. Und zwar weltweit. Aber das ist unmöglich. Wissing vergaß hinzuzufügen, dass das Wochenendfahrverbot für Elektrofahrzeuge nicht gilt, soweit der Strom CO2-frei erzeugt wird. Daran ist zu erkennen, dass die Drohung nur hypothetisch ausgesprochen wurde. ek
Foto: Foto-Rabe / pixabay