Schwierigkeiten in der Hopfenvermarktung

April 11, 2024

Der Vorsitzende des Hopfenwirtschaftsverbands, Pascal Piroué von Hopsteiner, ging unlängst mit einer eigenen Presseveranstaltung auf den gegenwärtigen Hopfenmarkt ein. Dem Handel bereitet große Sorgen, dass die Brauer weniger Hopfen benötigen und abrufen als sie früher einkauften. Bislang trug der Handel die Kosten der Bevorratung inkl. Finanzierung: Der Brauer zahlt erst bei tatsächlicher Lieferung. Mit den gestiegenen Zinsen wird diese Vorfinanzierung deutlich teurer. Für den Brauer ergaben sich bislang viele Vorteile aus dieser Belieferung bei Bedarf. Schließlich geht er bei Vertragsabschluss kein Risiko der Erfüllung ein. Der Vertrag zieht sich in die Länge, bis die Brauerei die Hopfen abruft. Hier muss in Zukunft der Brauer sich mehr an den Kosten der Lagerung und Bevorhaltung beteiligen.

Piroué hält die derzeitige Lagermenge für zu groß. Doch unterläuft hier dem Handel ein Denkfehler. Solange die Bewässerung der Hopfengärten in den entscheidenden Monaten Mai bis August nicht garantiert ist, wird es zu Minderernten wegen Hitze und Trockenheit kommen. Die letzten zwei Ernten waren bereits deutlich unterdurchschnittlich. Wie wird die Ernte ‘24 in Deutschland? Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird sie und alle weiteren Jahre unterdurchschnittlich ausfallen. Die Wasserwirtschaftsämter wollen sogar die jetzt bestehende Bewässerung der Hopfenfelder verringern: Es fehlt das Wasser für die Menschen. Somit verschlechtert sich die Lage für die Hopfenpflanzer.

Ob die Ernte ’24 zwischen –14 und –40 % ausfällt, kann heute nicht vorhergesagt werden. Doch der Trend zu trockenen und heißen Sommern verstärkt sich. Wenn nicht endlich die Technik des künstlichen Regens eingeführt und flächendeckend aufgebaut wird, muss mit Erntemengen von –40 %, auch mit niedrigem Alpha, gerechnet werden und das über die nächsten Jahre. Erst nach dieser Ernteschätzung kann entschieden werden, welche Sorten in den Beständen und Anbauflächen immer noch zu stark sind, aber auch bei welchen Sorten es Defizite geben wird. Aussen vor bleiben Stürme und Hagel. Sie scheinen in den letzten zwei Jahren als vernachlässigungswert. Doch herrscht hier große Unsicherheit in der Vorhersage. Es könnten auch Minuten-Katastrophen wie letzte Woche bei Berching auftreten. Zur Hagelvermeidung ist die Wissenschaft eher zurückhaltender geworden. Das „Hagelschießen“ ist völlig aus der Mode gekommen.

Das Einlegen von hitzeresistenteren Sorten mit weniger Wasserbedarf ist ein Prozess, der noch viele Jahre benötigt. Erst müssen die Brauer für die neuen Sorten gewonnen werden – in Zeiten des Hopfenüberschusses fast unmöglich. So muss dieser Stabilisierungsweg für die nächsten fünf Jahre ausgeklammert werden. Auch die Gründung des Wasserwirtschaftsverbandes Hallertau wird keine schnellen Maßnahmen zur Beseitigung des Regendefizits schaffen: weder bei der Zisternenanlage noch bei der Anzapfung großer Flüsse. Wenn der Wassermangel auftritt, ist einfach zu wenig Wasser für Grundversorgung und Schifffahrt vorhanden. Die Zisternen- und Beckenanlage bleibt also als einzige tragfähige Alternative zum künstlichen Regen. Immerhin bestehen also zwei Alternativen. Beim Regnen-Lassen könnte schon 2025 Abhilfe geschaffen werden. Sollte sie eintreten, können Ernte- und Lagermengen genau berechnet werden. Davor muss vom Worst-Case-Szenario ausgegangen werden, berechnet für jede Sorte. Pauschale Forderungen nach einer Reduzierung der Anbauflächen sind unverantwortlich, soll die Hallertau als Garant für die Versorgung der globalen Brauwirtschaft erhalten werden. Die USA – mit künstlicher Bewässerung – könnten zwar mengenmäßig einspringen, doch würde es für die Brauer der Welt um 30–50 % teurer werden.

Es ist also bitter nötig, die Regentechnik von Weathertec wissenschaftlich abzusegnen. Die dafür benötigten knapp 500.000 € müssen bis Ende April zusammengebracht werden. Bei extremer Trockenheit im Juli kommt zwar Problembewußtsein auf und damit eine erhöhte Spendenbereitschaft, doch für Wald und Land entsteht dann schon wieder ein Jahr des Defizits. Die Zögerlichkeit muss überwunden werden. 500.000 € sind ein überschaubarer Betrag im Vergleich zu den gigantischen Summen der Bewässerungsinvestitionen vom Runden Tisch Söders. Bei positivem Ausgang der Tests im Sommer ’24 könnte ab Herbst die Infrastruktur aufgebaut werden. Zugleich ein Wachstumsimpuls für die Wirtschaft Europas. Alles Übrige wären Fehlinvestitionen, zumal das Geld dafür nicht vorhanden ist und erst wieder über viele Jahre zurückflösse. Der Aufbau der Weathertec-Masten würde sich schon im ersten Jahr amortisieren. Zugleich könnten damit Sturzfluten, Hitzetote und Waldbrände verhindert werden. ek

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