Inländischer Bierabsatz gefallen

Februar 12, 2024

Auf der Pressekonferenz des Bayerischen Brauerbunds letzten Mittwoch herrschte gedämpfte Stimmung: In 2023 ging der Bierabsatz in Bayern um 3,14 % oder 570.000 hl zurück und erreichte damit das Corona-Jahr 2021. Dass der Bierkonsum insgesamt rückläufig ist, zeigen die Trends. Von 151 l/Kopf in 1975 sank er in Deutschland auf 90 l/Kopf in 2023. Doch Präsident Georg Schneider hatte nur 1. Vermutungen zur Erklärung der Höhe: mangelhaftes Wetter und die Kaufzurückhaltung aus der Inflation. Aber hatten wir letztes Jahr nicht das heißeste Jahr aller Zeiten? Alle Volksfeste fanden wieder statt. Also Post-Corona-Stimmung als einzige Erklärung? Womöglich gelingt erst 2025 eine bessere Zuordnung von Ursachen. In Deutschland betrug das Minus sogar 4,5 %. Mit 83,76 Mio. hl wurde das niedrigste Ergebnis seit den Aufzeichnungen erreicht, also schlechter als die Corona-Jahre 20 und 21.

Dabei schnitten die bayerischen Brauer besser ab als alle anderen Bundesländer. Wenn nämlich der Export Bayerns von 5,7 Mio. hl gesehen wird, kam insgesamt ein horizontaler Trend heraus. Was also im heimischen Markt verlorengeht, kann durch wachsenden Export nahezu ausgeglichen werden. 40 % der Bierexporte Deutschlands kommen aus Bayern. Schneider erklärt dies mit dem exzellenten Ruf bayerischen Biers gepaart mit hoher Braukunst. Das Image wird vom Bayerischen Brauer Bund intensiv gepflegt, was nicht nur den Mitgliedern zu Gute kommt, sondern allen bayerischen Brauern. Bierkönigin Mona Sommer berichtete von ihren vielen internationalen Auftritten von Italien bis Indien. Sie gibt dem bayerischen Bier ein Gesicht.

Trost schenkt den bayerischen Brauern auch das Wachstum bei alkoholfreien Bieren. Mit 2,1 Mio. hl wurde 2023 ein Allzeitrekord erreicht. 60 % entfielen zwar noch auf obergärige Alkoholfreie (Weizen), doch verzeichneten die untergärigen ein Wachstum von 8,67 % (alkoholfreies Helles). Hier konnten die Brauer die erlebte Qualität stark steigern. Schneider: „Zu manchen Gerichten wie Brotsuppe oder Hirsch schmeckt das Alkoholfreie besser“.  Es gilt auch als kalorienarm und wurde als Sportgetränk promotet, mit isotonischen Eigenschaften. Für das Brauen gibt es Hefen, die keinen Alkohol mehr erzeugen.

Schneider schwärmte auch von vielen jungen Brauern, die mit viel Elan und Liebe Bier brauten. Sie steigern die Begeisterung für das Getränk. Die Neugründungen von Braustätten in Bayern können freilich den Rückgang insgesamt nicht ausgleichen. Hauptgeschäftsführer Lothar Ebbertz präsentierte auch hierzu perfektes Zahlenmaterial. Mit 624 Braustätten liegt Bayern heute auf dem Niveau von 2016. Die kleinen Brauereien bis 5.000 hl betrügen zwar 77,7 %, kommen aber unter 1 % des Gesamtausstoßes. Bayern ist stark im Braumittelstand von 50.000 hl bis 500.000 hl. Gerade im Export bedarf es einer gewissen Größe und Bekanntheit. Andererseits spürt der Mittelstand die Kostenentwicklung besonders stark. Die Investitionen in Einsparung von Energie waren richtig, doch reichten sie nicht aus. Schneider: „Brauer verabschieden sich meist ohne Getöse“. Es gibt sie einfach nicht mehr von einem Tag auf den anderen. Viele Marken werden nur noch vertrieben und bei Kollegen gebraut. Der schrumpfende Markt ergibt Überkapazitäten bei den Sudkesseln.

Berlin befördere gerade das Brauereisterben. Zwar hatte Bier nie eine Senkung der Mehrwertsteuer bekommen, doch die zu erwartende Gastronomie Krise treffe auch den Bierabsatz. Die Mauterhöhung gefährde das Mehrweg-System: Die relativ schweren Bierflaschen müssen nicht nur zu den Märkten befördert, sondern auch abgeholt werden. Das wird nun teurer. Durch neue Gesetze zur Verpackung auf deutscher und europäischer Ebene werde der Mehrweg zusätzlich belastet. Für Schneider völlig unverständlich sei auch die unveränderte Warnung des deutschen Drogenbeauftragten vor Alkoholkonsum, der besonders Bier treffe. Schneider: „Wir haben doch schon den Rückgang im deutschen Bierabsatz“. Weitere allgemeine Politikschelte gegen Berlin ersparte sich der Präsident. Bürokratieabbau sei eine Hydra. Für jeden abgeschlagenen Kopf wachsen sieben neue nach.

Dennoch schloss Schneider versöhnlich: Bayern hat eine Sonderstellung auf dem deutschen Biermarkt, die es auszubauen gelte. Nirgendwo sei die Freude am Bier ausgeprägter, ein Teil der Kultur und der Lebensqualität des Landes. Bayern exportiere mit Bier auch seinen Lifestyle. ek

Foto: Eduard Kastner