Immer ein Superlativ

Februar 09, 2024

Wer dachte, das Jubiläumsprogramm wäre nicht zu toppen, irrte sich: der Tonelli-Zirkus 2024 überbot alle bisherigen Programme. Die Truppe wird immer professioneller. Bekannte Besetzungen wie z.B. die Rubinis übertrafen sich selbst. Wer glaubte, Christian Köhler würde nur wieder jonglieren: jetzt kommt er mit Bällen durch Drainagerohre und das Auffangen mit diesen Rohren klappt vortrefflich. Als Schlussmann Rolf Berger mit einer Trommel als Schläger. Die Bambino-Nummer, ein Zusehen beim Zirkus-Spielen der Kleinsten, steigerte sich durch Zahl, Kostüme und Geschwindigkeit. Beeindruckend der Beginn: Mit Licht und Sound wird ein eigener Programmpunkt mit dem Publikum erzeugt, dann schweben wie Meerjungfern weiße Tänzerinnen ein (Mystique sous la Mer), bevor Zirkusdirektor Georg Hölzl aus einem rotem Verhang in die Manege tritt und das Publikum begrüßt. Seine Texte trägt er routiniert vor, wechselt mehrfach den Smoking – das hatten wir schon früher – solche Smokings wie 2024 aber noch nie. Alles neu genäht.

Die völlig neuen Nummern konnten in Akrobatik und Originalität mit allem bisher Gesehenen mithalten, was ja eine besondere Leistung bedeutet, das Niveau aus dem Stand zu erreichen. Das trifft für die Hogga Buam ebenso zu wie die Ballerinos und das „Matrimonio caotico“. Ein Männerballett eroberte durch seine ausgefeilte Choreographie ebenso die Herzen wie weibliche Tanznummern. Liebe und Lachen hieß das Motto 24 und es ging voll auf. Die ganze Zirkustruppe hatte solch eine Freude an der Darbietung. Klassiker wurden dort erhalten, wo sie für hohe Spannung sorgen: das Seiltanzen der Raths – Mutter und Tochter – und das Schweben unterm Zirkuszelt von Francine und Juliette, der letzten Nummer und der absolute Höhepunkt.

Humor und Ironie fanden mit dem „philosophischen Quartett“ und ihren wieder belebten Vorgängern Ricardo und Beppo zu alter Größe. Mit Hoppala, hoppala traten sie ein und hielten dem Markt ihren Spiegel vor. Solche Nummern sind aus ihrem Inhalt immer neu. Die perfekte Technik mit Licht- und Soundeffekten sowie das Live-Orchester unterm Zirkusdach mit Profimusikern können nur noch sich selbst überbieten. Das Tonelli Ballett stellt die perfekte Garde.

Alle zwei Stunden wiederholt sich das Programm von 12 Uhr bis 18 Uhr. Die lange Schlange der auf den Einlass Wartenden erstreckt sich über den ganzen Volksfestplatz. Aber alle finden Platz. Nach zwei Stunden waren alle Karten verkauft. Viele warteten dafür viele Stunden. Doch es lohnte sich. Was die Tonellis bieten, kann heute mit den ganz Großen des Show-Zirkus mithalten. Der ganze Aufbau, das Erfinden der Nummern, das Einüben, die Kostüme, die Musikregie – alles für einen Nachmittag, alle zwei Jahre. Wir freuen uns heute schon auf das Programm 2026: dem nächsten Superlativ. ek

Foto: Eduard Kastner