Nach zwei schwierigen Corona-Jahren kam 2023 die Normalität zurück: Das Hallertauer Volksfest wurde aktiv erlebt und genossen – ohne Abstandsregeln und Masken. Im Frühjahr erlebte der Markt nach längerer Zeit eine Gewerbeschau, organisiert vom Ehepaar Schuster anstelle des Gewerbeverbandes. Das Konzept ging auf. Die vier Tage der offenen Türen mit Dult zeigten Wetterglück und waren gut besucht. Der Wolnzacher Handel erwies sich stabil wie das Handwerk. Beim Kindertag wurde viel gespendet und geboten. Ein Schock: Die Hypobank gab ihre Wolnzacher Filiale auf. Alle Flüchtlinge wurden gut aufgenommen, fielen fast nicht auf. Brigitte Weber organisierte monatliche Transporte in die Ukraine. Alle Bürger beteiligten sich an den politischen Diskussionen zur Ampel-Regierung. Bei der Landtagswahl zeigte sich der Markt ausgewogen. Der Anteil der AfD-Wähler hielt sich in Grenzen, wenn er auch in Anbetracht der politischen Leistung dieser Partei viel zu hoch ausfällt. Karl Straub, immer noch gefühlter Wolnzacher, zog wieder als Direktkandidat klar bestätigt in den Landtag. Die Montagsmärsche im Markt klangen ab, eine eiserne Minderheit hält sie aufrecht. Politische Gefahr geht von ihr nicht mehr aus.
Der Höhepunkt des gesellschaftlichen und politischen Lebens geht auf das Konto unserer Partnerstadt Poperinge: Die drei Tage Mitte September bewiesen die ungebrochene Freundschaft, wenn auch Poperinge erst wieder in die Organisation finden musste. Aber sie zeigte Spontanität und Improvisationsgeschick. Für die Wolnzacher ein großes Erlebnis. Dort entschied sich, dass Wolnzach 2025 wieder den historischen Festzug bieten wird, auch um im Turnus der gegenseitigen Besuche wieder vorne zu stehen.
Während in Poperinge der Hopfen fast nur noch Dekoration und Tradition bereitstellt, steht der Hallertauer Hopfenbau mitten im Weltgeschehen der Brauer. Ein niederschlagsarmer Sommer bescherte eine unterdurchschnittliche Ernte und auch das Alpha blieb zurück. Andererseits stellten die Brauer fest, dass die Lagerbestände zu hoch aufgelaufen waren und auch der Bierabsatz stagniert. Trotz Klimaproblemen wird über eine allmähliche Flächenreduktion in der Hallertau nachgedacht.
Große Diskussion löste die Kostenschätzung des Neubaus eines Kindergartens aus. 11 Millionen € sind einfach zu viel. Die Architekten wurden gebeten, Kosten einzusparen. Aber wer garantiert, dass aus den neuen geplanten 10 Mio. nicht doch reale 12 Mio. € werden? Diese Investition torpediert die Gesamthaushaltslage. Eine Anhebung des Gewerbesteuerhebesatzes von 300 auf 320 passt nicht zur derzeitigen Wirtschaftslage. Bayernweite Schlagzeilen erregte eine Trunkenheitsfahrt des Marktoberhauptes. Die Wolnzacher Gastronomie zeigte Dynamik und Einbußen. Das Wirtefest bestätigte es. Während der „Schloßhof“ die Gäste von Tandem, Muck’s und Ex-San Marco übernahm, Julias Café und die Post beste Qualität fortführten, abgerundet von Sibels Steakhaus, schockierte „Sybosion“ mit einem Ende im Januar `24. Weitere Hiobsbotschaft: Im September schloss der Zeidlmaier. Dafür stieg „Da Livio“ zum besten Italiener des Landkreises auf. Die Mehrwertsteuer-Erhöhung ab 01.01.2024 passt für Wolnzach am allerwenigsten. ek
Fotos: E. Kastner, Th. Wildgruber