Lemoncello nennt sich das Duo Clemens Weigel und Marie-Therese Daubner. Beide spielen Cello. Er als Chefcellist des Gärtnerhaustheaters, unterwegs auf allen Kontinenten mit dem Philharmonischen Oboenquartett, ehemals Berlin Ensemble, also den Besten der Besten, auch Dozent für Cello. Sie als Musiklehrerin am Pfaffenhofener Schyren-Gymnasium, aber auch als Konzert-Cellistin, doch nur wenige Auftritte. Beim mittlerweile jährlichen Auftritt im Deutschen Hopfenmuseum wirken die beiden Interpreten aber gleichwertig, spielen Stücke von italienischen, französischen und spanischen Komponisten, die heute keiner mehr kennt – doch wer schreibt schon Stücke nur für zwei Celli! Eine Kulturinsel. Wolnzach scheint der Kulminationspunkt für derlei Spezialitäten zu sein – Weigel lebt in Starzhausen, ist Schwager von Fritz Winter jun. Die Wolnzacher danken es mit einem vollen Haus.
Viel hat sich in der Wolnzacher Musikszene seit Corona verändert. Von den einst vielen Folk-Rock-Gruppen tritt noch „Lametto“ mit seinen „Donkey Honks“ auf. Jeremias Trapp ist Schlagzeuger bei den Bavarian Chaotix. Ab und zu gelingt es Vater Peter Trapp Musiker um sich zu scharen für einen Bühnenauftritt. Doch wo sind die „Kniabiesler“, „A Baker’s Dozen“, „Minus One“ oder die Ingolstädter „Gunmen“ um Dackel Hirmer? Beim Stilwirt gibt es keine Konzerte mehr. Wirt „Muskel“ Appel hat gesundheitliche Probleme. Er ist schon froh, wenn er den „Stilwirt“ weiter betreiben kann. Das schlägt durch bis zum geselligen Musikantenstammtisch. Auch das Tandem veranstaltet keine Konzerte mehr. Alle Augen sind auf den „Schloßhof“ gerichtet, wo sich eine Nachtszene eingefunden hat. Immerhin bestreitet er das Wirtefest.
Davon unberührt tritt die Wolnzacher Marktkapelle eisern auf. Eine Bläsergruppe spielte zum Jahrtag des Krieger-, Soldaten- und Kameradenvereins – gar nicht schlecht. In der Pfarrkirche musizieren auch andere Gruppen, begleiten den Gottesdienst. Hier ist eine Vielfalt, meist der Volksmusik, die beeindruckt. Wolnzach ist immer noch ein „Musikmarkt“. Der Kirchenchor lässt Messen zu Konzerten werden. Astrid Elender dirigiert die Gruppe zu immer neuen Höchstleistungen. Auch der Liederkranz übt regelmäßig. Christoph Hellerbrand präsentiert immer neue Chorvarianten. Singen ist ein Grundbedürfnis, nicht nur der Italiener.
Für den nicht-kirchlichen Bereich aber braucht es neue Initiativen. Gerade hat der Markt den „Gscheider“ in Geroldshausen gekauft. Im Saal fanden viele große Konzerte lokaler Gruppen statt, zuletzt der „Rockfrühling“. Wird es dort eine Wiederbelebung dieser Institution geben? Die Trapps und Donkey Honk stehen gerne zur Verfügung. Da bräuchte es kaum noch andere. Sie alle suchen Auftritte vor zahlendem Publikum. Auch das Wirtefest sollte heimische Gruppen präsentieren. Der Auftritt von externen Bands ist nicht nur teuer, sondern auch austauschbar. Es soll nicht nur Unterhaltung geboten sein, sondern ein Konzerterlebnis der besonderen Art. Und wenn ein DJ „auflegt“, fehlt die Spannung, das Lampenfieber. Interessant dass selbst ein Profi wie Clemens Weigel davon noch betroffen ist. ek