Seit der Einführung der Hopfenrundfahrt durch Landwirtschaftsminister Dr. Eisenmann verfehlte sie nie ihren Zweck: Die Politik an den Hallertauer Hopfenbau zu binden und die Existenz der Hopfenforschung in Hüll zu sichern. In diesem Jahr war dies unstreitig, da Ministerin Michaela Kaniber zu einer wahren Freundin des Hallertauer Hopfens und ihrer Vertreter geworden ist und dass es sich Ministerpräsident Dr. Markus Söder zum zweiten Mal nicht nehmen ließ, dazu zu stoßen und sogar eine Grundsatzrede abgab zur Zukunft der Hallertau. Die vielen Gäste bis hin zu den Vertretern der Bundesämter, die mit Hopfen zu tun haben, Vernahmen diese Bekenntnisse sehr wohl.
2023 lag die Organisation beim Landkreis Freising. Landrat Helmut Pelz stellte im Saal des Brunner-Wirts in Airischwand sich und seinen Landkreis vor, kam zum ersten Mal mit dem Hopfen in Berührung. Ministerin Kaniber, Hopfenverbandspräsident Adi Schapfl und der Vorsitzende des Hopfenwirtschaftsverbands, Pascal Piroué gingen in ihren Reden auf das Hopfenjahr 2023, die offizielle Ernteschätzung, die Versorgungssicherheit der Brauwirtschaft in ´24 und die künstliche Bewässerung als größtes Zukunftsproblem der Hallertau ein. Dabei rechnete Piroué die neuen 1500 ha an Hochalphahopfen in den USA zur Versorgung der Weltbrauwirtschaft hinein. Bei einigen Aroma-Sorten wird es 2023 sogar eine Überproduktion geben. Ansonsten wäre keine Lagerhaltung nötig. Schapfl bedauerte, dass klimakonforme neue Hüller Hopfensorten von den Brauern noch nicht angenommen werden. Da die künstliche Bewässerung aller Hallertauer Hopfen die Existenz der Hallertau im Klimawandel sichert, blieb in Airischwand noch offen, woher dieses Wasser kommen soll.
Auf dem Hof von Anton Widmann, Kainrad 12, gleich um die Ecke, wartete schon Ministerpräsident Dr. Söder auf die vier Busse. Seine als Grundsatzreferat angekündigte Rede ging allen weiteren Programmpunkten vor. Söder stellte das Bier als Grundnahrungsmittel für Bayern identitätsbestimmend dar und ebenso den Hopfen: bayerisches Bier müsse auf alle Zeiten mit bayerischem Hopfen gebraut werden, ja die Hallertau als Hopfenlieferant der Welt erhalten bleiben. Deshalb garantiert Söder die Wasserversorgung des Hopfens der Hallertau, was es auch koste. Das war kein Wahlkampfversprechen, auch wenn Dr. Florian Herrmann, Staatskanzleichef in Ministerrang und Landtagskandidat im Freisinger Landkreis dies gern hörte und bereits in Airischwand dazustieß. Dr. Herrmann kennt sich mit Hopfen bestens aus.
Danach durfte Anton Widmann seinen Betrieb vorstellen. Er klagte, wie schwer er es hatte, eine Baugenehmigung für die Unterkunft seiner ausländischen Arbeitskräfte zu bekommen und dass er deshalb verzichtete, eine Halle für die neue Pflückmaschine zu bauen. Doch er kommt für seine 29 ha Hopfen mit seinen WHE 280 und WHE 240 auch über die Runde. Eine dieser zwei Pflückmaschinen stand dann im Mittelpunkt der vielen Pressevertreter: Söder hing selbst die Hopfenreben ein, anfangs half Ministerin Kaniber, doch dann nur noch die Hopfenkönigin Lena Schmid. Die Hopfenreben waren vorbereitet, während die Ernte ´23 noch auf sich wartete. Die Landwirte brauchten noch ein paar trockene Tage, um in die Felder einfahren zu können. Am heutigen Montag, 4.9., aber ging es voll los.
Der Ministerpräsident und die zwei Minister sehen danach ihre politische Mission erfüllt und fuhren nach München zurück, während sich die Busse nach Hüll durch die Hallertau schlängelten, wo bei strahlendem Sonnenschein vier laufende Projekte der Hopfenforschung vorgestellt wurden. Niemand zweifelte mehr an der Notwendigkeit des Wolnzacher Instituts. Ihre Arbeit ist mindestens so wichtig wie die Zusicherung von Wasser für den Anbau. Doch die Ehrerbietung durch einen der drei Spitzenpolitiker hätte Hüll schon verdient gehabt. Auch die Pressekonferenz nach den Statements in Airischwand musste Moderator Dr. Erich Lehmair kurzer Hand absetzen, als die Zeit drängte zu Söder zu fahren. Der Ministerpräsident überreichte dann den Hopfenköniginnen aus allen deutschen Anbaugebieten die vorbereiteten Blumen. Es mangelte also nicht an Flexibilität der Veranstalter. Das politische Spektakel genügte auch den Pressevertretern. Schon am Nachmittag ging die Hopfenrundfahrt in alle Medien. Auch ein Erfolg für die Hallertau. Beim Brunner in Airischwand gab es dann die verdiente Brotzeit – und noch mehr Bier. ek